MACHINE HEAD - Øf Kingdøm And Crøwn
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2022
Mehr über Machine Head
- Genre:
- Groove Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 26.08.2022
- Slaughter The Martyr
- Chøke Øn The Ashes Øf Yøur Hate
- Becøme The Firestørm
- Øverdøse
- My Hands Are Empty
- Unhalløwed
- Assimilate
- Kill Thy Enemies
- Nø Gøds, Nø Masters
- Bløødshøt
- Røtten
- Terminus
- Arrøws In Wørds Frøm The Sky
Ein Schritt zurück, zwei Schritte nach vorne
Die gemeinsame musikalische Liebe zwischen meinem Onkel und mir hört neben FAITH NO MORE, PANTERA und SOULFLY auch auf den Namen MACHINE HEAD. Doch auf den letzten Alben war die Beziehung zwischen Robbs Spielmannstruppe und mir arg zwiegespalten, haben mich einzelne Songs zwar in Grund und Boden gestampft, ging MACHINE HEAD auf vollständiger Albumdistanz allerdings mit der Zeit die Puste aus. Mir hat schlichtweg das Majestätische, das durch und durch Mächtige gefehlt, was mir zeitlose Klassiker wie "Through The Ashes Of Empire" oder "Unto The Locust" einst gaben. Und wenn wir einmal ehrlich sind, gab es zuletzt auf "Catharsis" und "Bloodstone & Diamonds" viel zu viel Füllmaterial, vom heruntergeschraubten Thrash-Anteil und vermehrten Rap-Parts einmal ganz zu Schweigen. Andererseits war es stets die Liebe zum Detail, die ich an MACHINE HEAD auch auf den letzten Alben stets mochte und mich zum Durchhalten animierte. Wir geben "Øf Kingdøm And Crøwn" also eine berechtigte Chance.
Und siehe da, oh Wunder: Das Album gefällt mir. Die teils sinfonischen Elemente sind weg, die Rückbesinnung zur Axtmacht steht "Øf Kingdøm And Crøwn" erstaunlich gut und mit sogar der einen oder anderen Hymne im Gepäck haben Robb und Co. sogar allerlei kleine Aha-Momente im Gepäck, die ich ihnen in Anbetracht der letzten Ausflüge in dieser rifflastigen und ohrwurmtauglichen Form nicht zugetraut hätte. Auch die erstmalige Verwendung eines konzeptionell roten Faden steht dem nunmehr zehnten MACHINE HEAD-Streich außerordentlich gut: Grob geht es um die Geschichte zwischen Ares und Amethyst und Ares' Rachefeldzug gegen eine niederträchtige Sekte, die für Amethysts Tod verantwortlich ist sowie einen Charakter namens Eros, der seine Mutter durch den Drogentod verliert, sich dadurch radikalisiert und wie Ares einen Rachefeldzug startet. Also ein alles andere als ausgelutschtes Konzept und eine gute Grundlage für ein ordentliches Feuerwerk aus dem Hause MACHINE HEAD.
Da ich zu "The Blackening"-Zeiten die Band das erste Mal live sah, drehte die 2007er Platte wohl wie kaum eine andere MACHINE HEAD-Scheibe öfter ihre Runden und so fallen 15 Jahre später einige Starke Tendenzen zum damaligen Fausthieb auf "Øf Kingdøm And Crøwn" mehr als positiv auf. Das Abenteuer beginnt mit dem zehnminütigen 'Slaughter The Martyr'-Ungeheuer, fetten Riffs und schnellen Rhythmuswechseln, ehe sich aus dem Opener eine kleine Hymnenperle erhebt. Trotz des vermeintlich sperrigen Beginns kann sich der Anfang sehen lassen und dürfte die kommenden Live-Shows lautstark einleiten. Einen weiteren, geglückten Schritt zurück zu vergangenen Stärken, nur um dann zwei, drei Schritte damit aktuell nach vorne zu wandern, macht die Band mit dem Thrash-Banger 'Choke On The Ashes Of Your Hate' sowie dem spritzig giftigen 'Become The Firestorm' und schon zu Beginn wird klar, dass der wiedergewonnene Fokus auf Riffgewalt, Heaviness und Groove MACHINE HEAD anno 2022 gut zu Gesicht steht.
Ich bin nicht gerade als Freund solcher ein-minütiger Interludes wie 'Overdose' bekannt, doch im Falle von "Øf Kingdøm And Crøwn" und im weiteren Verlauf mit 'Assimilate' sowie 'Terminus' passen sie gut ins Albumgefüge und lassen das Blutfehde-Konzept entsprechend zum Leben erwachen. Dazwischen wissen Flynn und seine Spielkameraden den Laden über den Großteil der einstündigen Spielzeit zu rasieren: Neben meinem persönlichen Hallo-wach-Moment 'Kill Thy Enemies', einem tollen Querschnitt aus dem Thrash der 1980er Jahre und modernen Momenten, kann auch die fette 'No Gods, No Masters'-Abrissbirne als heimlicher Dosenöffner der Platte gewertet werden, während 'My Hands Are Empty' und 'Unhallowed' eher zum ruhigeren Material gehören und genau aus diesem Grund der kompletten Scheibe eine angenehme Dynamik verpassen.
Nach also zahlreichen Fausthieben schwächelt das Album aber leider ein wenig, können 'Bloodshot', 'Rotten' und ein wenig zu stark auf Pathos und Epik getrimmte 'Arrows In Words From The Sky' nicht in Gänze bestätigen, obwohl letztgenannter Track auch durchaus seine hellen, erhabenen Momente hat. Trotzdem steht dem etwas durchschnittlichen Ende ein Start- und Mittelteil-Inferno gegenüber, das nicht nur höchst abwechslungsreich, angenehm wuchtig die Schädel spalten, Fäuste recken und Fans mitgrölen lässt, sondern auch sehr gelungene Querverweise zur eigenen Bandvergangenheit aufweist, ohne dass sich MACHINE HEAD selbst kopiert.
Vergessen sind also die größtenteils durchwachsenen Momente der beiden Vorgänger, gelingt dem Oakland-Quartett mit "Øf Kingdøm And Crøwn" ein tolles Gesamtpaket aus schmucken Riffs, einer Menge Groove, dem wiedererlangten Feuer und Eiern aus Stahl. Zusammen mit dem geglückten Konzept und dem nostalgischen Gefühl von einst, kann die gemeinsame "Vikings & Lionshearts"-Tour mit AMON AMARTH und THE HALO EFFECT jedenfalls kommen und verspricht einerseits mit "The Great Heathen Army" als auch des vorliegenden "Øf Kingdøm And Crøwn"-Schlags eine mehr als gelungene, runde und deftig-heftige Sache zu werden. Wir sehen uns in Oberhausen!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp