MADDER MORTEM - All Flesh Is Grass
Mehr über Madder Mortem
- Genre:
- Gothic Metal
- Breaker Of Worlds
- To Kill And Kill Again
- The Cluster Children
- Ruby Red
- Head On Pillow
- Turn The War On
- 4 Chambers
- Ten Times Defeat
- Traitor\'s Mark
Ich hab zwar ein paar Durchläufe gebraucht, um mit "All Flesh Is Grass" warmzuwerden, aber dann gefiel mir die Scheibe immer besser. Das liegt vorallem an dem nicht alltäglichen Gesang. Sehr facettenreich und im-Ohr-hängenbleibend verpasst er den Songs eine eigene Note.
Die Stücke lassen sich genug Zeit, um sich zu entfalten und in deine Gehörgänge zu kriechen. Dort angekommen, packen sie ihren Schlafsack aus, machen es sich bequem und gehen so schnell nicht wieder weg.
Die Musik von MADDER MORTEM ist zu abwechslungsreich und komplex, um in eine Schublade gepackt zu werden. Es gibt harte Stampfer mit knackigen Riffs ("Turn The War On", "4 Chambers") und daneben stehen eingängige, verträumte Stücke wie "Ruby Red".
Der Hörer wird auf eine Achterbahnfahrt mit den romantischen und doch rockigen Songs genommen. Ein Beispiel dafür ist der Opener "Breaker Of Worlds", welcher zwar eine harte Grundrichtung hat, aber immer wieder von ruhigen Passagen unterbrochen wird. Dabei sind diese ruhigen Stellen eben nicht von einer tieftraurigen Melodie und einer weinerlichen Stimme geprägt, wie bei vielen Kitsch-Kapellen. Es bleibt trotz aller mystischen und atmosphärischen Elemente immer schön rockig. Man möchte gleichzeitig headbangen und träumen, was allerdings ziemlich schwierig ist (ich hab's versucht). Es kommt halt auf die jeweilige Stimmung an, man kann "All Flesh Is Grass" eigentlich in jeder Situation hören und ich denke, daß die Musik von MADDER MORTEM bei Vielen unterschiedliche Wirkungen haben wird.
Mit jedem Mal bin ich von der Sangesleistung von Agnete Kirkevaag mehr beeindruckt. Mal klingt sie wie Christina Scabbia von LACUNA COIL ("The Cluster Children"), mal schreit sie fast wie eine Röckröhre ("Turn The War On") und beim famosen "Ruby Red" pendelt sie dann zwischen traurigem und kraftvollem Gesang. Sie kann einfach alles, vom typischen hohen Gothic-Gesang bis zum ausdrucksstarken Schreien. Davon leben natürlich in erster Linie die Songs, denn die Band braucht sich in keiner Weise zu limitieren.
Wenn der Sängerin beim letzten Stück an zwei Stellen etwas die Luft wegbleibt, klingt das ein bißchen, nun ja ...lustig. Aber diese (wirklich nur geringen) Unzulänglichkeiten machen in dem hier vorliegenden Fall die Sache nur interessanter. Die Stimme muß gar nicht immer perfekt klingen, ob nun so gewollt oder nicht anders gekonnt, ist dabei völlig egal (ich persönlich bin von Ersterem überzeugt). Für meinen Geschmack gewinnen die Songs daran, daß kein übertriebener Perfektionismus um jede Note betrieben wurde.
Ich wußte jedenfalls noch nicht, daß Gothic gleichzeitig so hart und doch so träumerisch sein kann. Damit hebt sich die Band wohltuend von vielen "pseudo-traurigen Kitsch-Gothicbands" ab. Auch Leute, die sich Gothic eher seltener geben, sollten in diese Scheibe zumindest mal reinhören.
Anspieltipps: The Cluster Children, Ruby Red, Turn The War On, Traitor's Mark
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer