MADDER MORTEM - Deadlands (Re-Release)
Mehr über Madder Mortem
- Genre:
- Gothic Metal / Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Peaceville Records
- Release:
- 11.12.2009
- Enter
- Necropol Lit
- Omnivore
- Rust Cleaning
- Faceless
- Distance Will Save Us
- Silverspine
- Jigsaw (The Pattern And The Puzzle)
- Deadlands
- Resonatine
- The Exile (Bonus Track)
- Deadlands Revisited (Bonus Track)
Das vermeintlich sperrigste Bandalbum in der nachträglichen Visite!
2002 war für die Musiker von MADDER MORTEM ein besonderes Jahr: Die Band hatte kurz zuvor mit "All Flesh Is Grass" ein sperriges, interessantes, aber auch durchaus polarisierendes Album erschaffen, das jedoch in der späteren Nachlese als Klassiker im progressiven, düsteren Bereich gefeiert wurde. Die Band jedoch lediglich auf diesen Meilenstein zu beschränken, wäre aus heutiger Sicht völlig fatel, denn in besagtem Jahr gelang es den Herren und Damen aus dem hohen Norden sogar, dem Klassiker Paroli zu bieten, dies zwar kaum minder sperrig und verworren, aber von der ersten bis zur letzten Minute mit musikalischem Genie gefüllt.
Sieben Jahre später erscheint "Deadlands" nun als Re-Release und macht nach den eher schwächeren Exkursen der letzten Zeit noch einmal darauf aufmerksam, welch brillante Band MADDER MORTEM in Hochform ist. Der eindringliche Mix aus Gothic Metal, Brachialität, vertrackten Arrangements, gequältem weiblichem Gesang und ausladenden Passagen ist eine echte Herausforderung, ein ständiges Ankämpfen gegen den Purismus in der Dark-Metal-Szene, schließlich auch ein elementarer Bereitschaftsakt zugunsten der Innovativität im seinerzeit eingeschlafenen Düsterstahl-Sektor, dank der kurzen eingängigen Passagen aber auch ein letzter Halt für all diejenigen, die mit avantgardistischen Zügen in der härteren Musik überfordert sind und ihre befremdliche Auswirkungen eher fürchten als schätzen.
Doch worum geht es auf "Deadlands"? Schwierige Frage, die auch absolut nicht eindeutig beantwortet werrden kann. Überraschend für ein solch ambitioniertes Projekt ist jedenfalls, wie weit der Gesang in den Vordergrund gedrängt wurde. In Nummern wie 'Jigsaw' und 'Rust Cleaning' hat man beispielsweise den Eindruck, Frontdame Agnete würde gleich durch die Boxen springen, um ihre eindringliche Botschaft aus nächster Nähe durch die Ohren zu shouten. Dem gegenüber stehen so viele experimentelle Instrumentalphasen, so etwa im beklemmend aufgebauten Titelsong beziehungsweise in epischen Tracks wie 'Omnivore' und 'Faceless'. Hier wird kontrastreich gegen alle Konventionen gearbeitet, es regieren disharmonische Riffs, verstörte Klangmalereien und eine allgemein sehr bedrückte Gesamtaussage, die das Album in den sehr facettenreich gegliederten Einzelstücken zusammenhält.
Doch warum ist "Deadlands" nun ein derartiger Geniestreich? Ebenfalls schwer zu sagen, Doch es ist wohl in erster Linie das unnachahmliche Gefühl für künstlerische Grenzgänge, das hier begeistert, das ständige Anfechten gängiger Ausdrucksformen, ohne sich dabei einer Grundhomogenität zu verschließen, die ein solcher Gewaltakt dringend benötigt. Am Ende des rund einstündigen, kompositorischen Vollzugs weiß man einfach, dass das hier besonders und wertvoll ist - und dass man es nicht mehr loslassen möchte.
Der Re-Release gilt in diesem Zusammenhang dann sogar als ereignisreiches Bonusgeschäft, welches nicht nur mit einer ansprechenden gestalterischen Aufmachung glänzt, sondern gleich noch zwei weitere Stücke zusteuert, die sich nahtlos ins Gesamtkonzept einfügen. Wer also noch nicht das Vergnügen hatte, das dritte MADDER MORTEM-Album in Empfang zu nehmen, sollte diese Chance nicht ungenutzt lassen.
Anspieltipps: Rust Cleaning, Resonatine, Deadlands
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes