MADDER MORTEM - Eight Ways
Mehr über Madder Mortem
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Peaceville
- Release:
- 22.05.2009
- Formaldehyde
- The Little Things
- Armour
- Resolution
- A Different Kind Of Hell
- Riddle Wants To Be
- Where Dream And Day Collide
- The Flesh, The Blood And The Man
- Get That Monster Out Of Here
- Life, Lust & Liberty
- All I Know
- The Eighth Wave
MADDER MORTEM richten sich weiterin nicht nach gängigen Konventionen, sondern gehen stur und dickköpfig ihres<br />Weges. <br />
Leicht haben es die exzentrischen Norweger ihrem Publikum noch nie gemacht, und auch "Eight Ways", das fünfte Studioalbum von MADDER MORTEM, bildet da keine Ausnahme. Beim ersten Durchlauf fühlt man sich wie vor einem schroffen, unüberwindlichen Felsgebirge, vor dem mal lieber davonlaufen möchte, als es zu überwinden. Beim zweiten verschlägt einem der harte Wind fast den Atem. Doch mit jedem weiteren Versuch, sich dem Album zu näheren, entdeckt man plötzlich die zarten Bergblumen am Wegesrand, hört den Wildbach in der Ferne sanft plätschern, sieht den Adler majestätisch über den Wipfeln kreisen. Jeder Schritt nach oben fällt leichter und leichter, und ist man erst am Gipfel angekommen, ist der anfangs bedrohliche Berg plötzlich zum Freund geworden.
Man möge mir diese blumige Einleitung verzeihen, aber MADDER MORTEM stehen für mich für die raue Schönheit Norwegens wie kaum eine andere Band. Und das diese Mal völlig in Eigenregie entstandene Album soll passenderweise auch irgendwo in der nordischen Einöde entstanden sein.
Bereits der Opener 'Formaldehyde' beinhaltet alles, wofür die Kirkevaag-Geschwister BP (Gitarre, Gesang) und Agnete (Gesang) seit über 10 Jahren stehen. In den ersten zweieinhalb Minuten wiegt dich die Sängerin mit der so gar nicht elfenhaften Stimme noch sanft zu mystischen Trommelschlägen in ihrem Schoß, um ihre Stimme dann mal dramatisch, mal zornig anschwellen zu lassen. Die musikalische Untermalung variiert, im Einklang dazu, von warm und bedächtig bis hin zu wuchtig und hart. Nimm extrem tiefer gestimmte Gitarren, massive Bassläufe, akzentuiertes Schlagwerk und eine variantenreiche Sängerin, die sich auf "8 Ways" teilweise selbst übertrifft, und du hast die Quintessenz des Albums nur annähernd erfasst.
'The Little Things' lässt an um ein Lagerfeuer tanzende Trolle denken, denen eine Waldfee spannende Geschichten erzählt, welche die Trollkinder abwechselnd freudig kichern und ängstlich zusammenzucken lassen. Agnete erfindet sich hier mit jedem Takt ein wenig neu, begeistert durch leise, melodische Töne ebenso wie durch beschwörende, laut über die Köpfe hinwegrufende Proklamation, und lenkt darüber fast davon ab, dass auch der instrumentale Aspekt unglaublich abwechslungsreich ist. Hör den Song ein Mal und du lässt dich vom Gesang gefangen nehmen, hör ihn ein zweites Mal, und du entdeckst diesen wundervollen Gitarrenpart oder das facettenreiche Spiel von Schlagzeuger Mads Solås. Ein kleines Chamäleon ist auch das dynamische 'Get That Monster Out Of Here', in dem die Norweger eine Art (von den Gitarristen spannend unterlegten) Sprechgesang mit ein wenig Varieté-Atmosphäre kombinieren.
Auf der anderen Seite enthält 'Riddle Wants To Be' neben dem an 'M For Malice' vom Vorgänger erinnernden Riffing durchaus (kurze) Gesangslinien, wie man sie von einer "female fronted band" erwartet, und "The Flesh, The Blood and The Man" verblüfft durch einen tanzbaren, fingerschnipsenden Beat. Die romantische Seite der Formation findet man im entspannten 'Armour', das bis auf kleine Überraschungsmomente sehr einschmeichelnd aus den Boxen schallt und deshalb schlicht das Prädikat "schön" verdient. Ebenso wie das später in der Trackliste auftauchende 'When Dream and Day Collide', welches ganz gemächlich, aber mit feinen Details versehen, zum Chillen einlädt. (Doch Vorsicht, gegen Ende wird's etwas laut, da kollidiert wohl grad der Tag mit dem Traum). Auch das folkloristisch angehauchte 'All I Know' ist recht hübsch.
Nicht ganz so gelungen ist das leicht psychopathische, ansonsten etwas dröge 'Resolution'. Im Rock Hard hat mal jemand Agnetes Gesang mit einer "iranische Frauenrechtlerin auf schlechten Drogen" verglichen, und dieses Stück enthält Momente, wo ich diesen Gedanken nachvollziehen kann. Wobei ihr Frauenrechtlerdasein wiederum anderen Titeln wie dem angriffslustigen 'A Different Kind Of Hell' erst die richtige Würze verleiht. Hölle muss einfach angepisst klingen. Auch das arg straight rockende 'Life, Lust & Liberty' gehört trotz der dramatischen Einsprengsel zu den schwächeren Tracks, genau wie das finale " The Eighth Wave", das ungeachtet der "Grand Finale"-Theatralik nicht davon abzulenken vermag, dass "Eight Ways" kleinere Längen aufweist.
Insofern ist eigentlich alles beim Alten im Hause Kirkevaag. Die Geschwister und ihre Mitstreiter richten sich nicht nach gängigen Konventionen und gehen - wie sie sich selbst auf ihrer MySpace-Seite beschreiben - stur und dickköpfig ihres Weges. Ob man sie dafür nun mag oder nicht, liegt im Auge des Betrachters. Ich jedenfalls schätze sie sehr dafür und freue mich schon auf (hoffentlich) weitere fünf Alben, die ich mir hart erarbeiten muss. Auch wenn sich mein Fuß dabei hier und da an einem spitzen Stein stoßen mag, die Aussicht vom Gipfel ist es wert.
Anspieltipps: Formaldehyde; The Little Things; Armour; The Flesh, The Blood and The Man; Get That Monster Out Of Here
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Elke Huber