MADRUGADA - The Best Of Madrugada
Mehr über Madrugada
- Genre:
- Indie-Rock/Alternative
- Label:
- EMI
- Release:
- 21.01.2011
- The Kids Are On High Street
- 7 Seconds
- Look Away Lucifer
- Belladonna
- Blood Shot Adult Commitment
- Higher
- Beautyproof
- Black Mambo
- Salt
- Stories From The Streets
- I Don't Fit
- Majesty (Live)
- You Better Leave (Live)
- All This Wanting To Be Free
- What's On Your Mind?
- Hold On To You
- Strange Colour Blue
- Vocal
- Hands Up - I Love You
- Majesty
- This Old House
- Lift Me (Duet With Ane Brun)
- Honey Bee
- Electric
- Quite Emotional (Live)
- Step Into This Room And Dance For Me
- A Deadend Mind
- Sail Away
Eine wunderbare Retrospektive über den zeitlosen und genialen Indie-Rock von MADRUGADA.
Das Jahr hat kaum begonnen und die Musikindustrie verwöhnt uns schon wieder mit Best-Of-Werken. Da ist man im vorliegenden Falle erst einmal skeptisch, denn im vergangenen Jahr erschien "Industrial Silence", das Debüt von MADRUGADA, als remasterte Version, was um viele seltene beziehungsweise unveröffentlichte Stücke erweitert wurde. Und nun das Ganze noch mal? Nicht ganz, denn dieses Kompendium ist in keinster Weise eine halbherzig zusammengeschusterte Anzahl von Hits, um damit noch ein paar Euros zu verdienen. An der Auswahl der Stücke waren die Musiker beteiligt und vielleicht ist das auch das Geheimnis, dass die beiden CDs voll und ganz überzeugen können.
Wer MADRUGADA nicht kennt und Indie-Rock mag, hat definitiv eine Bildungslücke, denn die Norweger sind beziehungsweise waren seit 1995 im Geschäft und legten mit "Industrial Silence" einen brettharten Einstieg hin, der ihnen außerhalb der Landesgrenzen einen guten Bekanntheitsgrad verschaffte. Die Mischung aus zeitlosem Rock mit einer Portion Melancholie stieß beispielsweise bei den Anhängern von NICK CAVE auf neugierige Ohren. Mit der markanten und hypnotischen Stimme von Sänger Sivert Høyem schaffte es das Trio leicht, einen unverkennbaren Bandsound aus dem Hut zu zaubern. Und immer wenn eine Band richtig gut ist, und man ihnen auch den kommerziellen Durchbruch gönnt, passiert irgendetwas. Bei MADRUGADA war es ein Schicksalsschlag, der dem kreativen Schaffen ein jähes Ende setzte. Kurz nachdem die Aufnahmen zum Album "Madrugada" im Mai 2007 begonnen hatten, schied Bandgründer und Gitarrist Robert Burås aus dem Leben. Man munkelte damals, dass Drogen im Spiel waren. Sivert Høyem und Bassist Frode Jacobsen entschlossen sich später, doch noch das Album fertig zu stellen, was am 21.01.2008 vorerst nur in Norwegen erschien.
Genau drei Jahre später erfolgt die Retrospektive auf die Arbeit in Form von zwei CDs. Auf der ersten Scheibe sind vorwiegend die rockigeren und lauteren Songs zu finden, ohne dass die typische Melancholie auf der Strecke bleibt. Dafür ist die Bandbreite in den Stücken viel zu umfangreich. MADRUGADA waren Meister bei ihren Kreationen und lebten in ihrer eigenen Ideenwelt. Kaum eine Band schafft es so eindrucksvoll, Lieder im Akustik-Gewand zu beginnen und fast schon psychedelisch ausklingen zu lassen. Dass das super klingt beweist unter anderem 'Look Away Lucifer'. Die Auswahl aus den Longplayern ist sehr ausgewogen und so kann sich der Hörer beispielsweise über das geniale 'Blood Shot Adult Commitment' oder 'Salt' freuen, was der perfekte Sound für einen Western wäre. Neben dem "normalen" Liedgut gibt es Live-Versionen von 'Majesty' und You Better Leave'. Beendet wird CD Nummer 1 mit dem bisher unveröffentlichtem Stück 'All This Wanting To Be Free', was die Jungs spontan aus einer Idee heraus jamten. Das war die letzte gemeinsame Aktion, denn am Tag danach starb Robert Burås.
Die melancholische und experimentellere Seite der Band hält die zweite CD bereit. Hier geben sich wieder tolle Songs die Klinke in die Hand und nehmen den Hörer mit in die Welt von MADRUGADA, die düster, zerbrechlich aber nie resignierend ist. Auch hier zeigt sich die unglaubliche Bandbreite dieser Band, wie man sie selten in solch geballter Form erlebt. 'Hands Up-I Love You' darf dabei ebenso wenig fehlen, wie 'This Old House' oder das neuere 'Honey Bee'. Um eine Live-Impression zu geben, haben sich die Musiker für 'Quite Emotional' entschieden. 'Lift Me', ein Duett mit der Norwegerin ANE BRUN ist eine verträumte Ballade und lässt gewisse Parallelen zum Klassiker 'The Wild Roses' von NICK CAVE & KYLIE MINOGUE erkennen.
Erwähnenswert ist auch das 24-seitige Booklet, das neben zahlreichen Informationen zur Band viele Fotos enthält. Damit sind persönliche Impressionen aus der Geschichte noch einmal für jeden greifbar.
Was bleibt zum Abschluss noch zu sagen? Schade, dass es die Band nicht mehr gibt! Die Musikwelt hat bereits vor Jahren eine prägende Band verloren, die vielleicht eines Tages von den verbliebenen Mitgliedern wiederbelebt wird. Mit dieser Hoffnung kann man sich zurücklehnen und das Werk genießen. Wem das nicht reicht, kann auch zu einer der Solo-Platten von Sivert Høyem greifen. Die typische MADRUGADA-Melancholie ist dort nicht zu spüren, dafür kann man aber den markanten Gesang.
- Redakteur:
- Swen Reuter