MAGELLAN - Hundred Year Flood
Mehr über Magellan
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Roadrunner Records
- Release:
- 09.09.2002
- The Great Goodnight
- Family Jewels
- Brother´s Keeper
"Hundred Year Flood", also ins Deutsche übersetzt "Jahrhundertflut", ist vielleicht ein etwas seltsamer Titel für ein Album, das in diesen Tagen erscheint. Aber wenn man berücksichtigt, dass Trent Gardner & Co. nicht ahnen konnten, wie sich der diesjährige mitteleuropäische Sommer entwickeln sollte, dann relativiert sich das ziemlich schnell. Außerdem geht es auf dem inzwischen vierten Album von MAGELLAN überhaupt nicht um (Hoch-)Wasser, so dass der Titel natürlich im übertragenen Sinne zu verstehen ist.
Im Mittelpunkt des Albums steht das knapp 35-minütige Epos "The Great Goodnight", in dem Trent Gardner in einer ganz persönlichen Art den Tod von seinem Bruder Jack verarbeitet, der 1966 im Vietnam-Krieg ums Leben gekommen ist. Das Stück, das aus Gründen der Handhabbarkeit in 13 Teile gegliedert wurde, beginnt mit einem reinen A-Capella-Part, ehe dann ein von ruhigem Gesang und Keyboard geprägter Teil in den eigentlichen Song überleitet. Bei den darauffolgenden drei Abschnittenist dann die gesamte Band mit von der Partie, wobei musikalisch aus zeitgemäßem Progressive Rock und Psychedelic Rock der späten Sechziger Jahre geboten wird. Im sechsten Teil sind die Instrumente wieder etwas zurückgenommen und die Gesangslinie (stellenweise mehrstimmig) steht im Vordergrund, und auch Parallelen zu PINK FLOYD sind hier nicht von der Hand zu weisen. Anschließend geht es wieder druckvoller zu Werke und auch das eine oder andere harte Gitarrenriff ist herauszuhören. Es gibt hier auch einige jazzige Einflüsse, die im anschließenden, ziemlich modern klingenden und erneut vokal dominierten Teil noch stärker auftreten. Es folgt ein bombastisch anmutender Teil, ehe es dann wieder etwas heftiger zur Sache geht, wobei auch die progressiven Elemente nicht zu kurz kommen. Anschließend wird es dann aber wieder verhaltener und chor-mäßiger Gesang bestimmt das Songbild. Nach einem balladen-ähnlichen Abschnitt, in den auch einige "spoken words" integriert wurden, gipfelt der Song in einem pompösen Finale, das mit einer ruhigen Keyboardpassage schließlich ausklingt. Auch wenn sich die verschiedenen Abschnitte des Songs musikalisch teilweise ziemlich unterscheiden, so haben wir es bei "The Great Goodnight" keineswegs mit Stückwerk zu tun, da die Übergänge gut gelöst wurden. Und dadurch, dass verschiedene Themen immer wieder aufgenommen werden (sowohl musikalisch als auch textlich), wird dieses Gefühl der Einheit noch zusätzlich verstärkt.
Der zweite Song, "Family Jewels", ist dann ein reines Instrumentalstück, das einerseits von den verschiedensten Keyboardsounds lebt, aber auf der anderen Seite prägt vor allem der Gastauftritt von Ian Anderson (JETHRO TULL) das Soundgefüge. Gerade dieser für ihn typische Flötenpart kommt ziemlich folkig daher, obwohl er stellenweise auch recht abgedreht wirkt.
Der dritte und letzte Song, "Brother´s Keeper", geht dann wieder deutlich mehr in die progressive Ecke. Er beginnt zwar zunächst ziemlich verhalten und auch im Verlauf kommen immer wieder ruhigere Passagen, aber im Wesentlichen dominieren hier kräftige Gitarrenriffs, so dass wir es hier mit dem rockigsten der drei Stücke zu tun haben.
Was für Progressive Rock-Alben im Allgemeinen gilt, dass gilt für "Hundred Year Flood" im Besonderen: Diese Scheibe braucht ein paar Durchläufe, aber wenn man sich mal auf die Musik von MAGELLAN eingelassen hat, dann entfalten die Songs ihre ganz eigene Wirkung. Deshalb sollten progressive Rock- und Metal-Fans dieser Platte zumindest eine Chance geben... Und auch wenn die Konkurrenz (u.a. SPOCK´S BEARD, THRESHOLD) ebenfalls mit gutklassigen Alben aufwarten kann, so müssen sich MAGELLAN vor dieser ganz bestimmt nicht verstecken.
Anspieltipps: The Great Goodnight; Family Jewels; Brother´s Keeper
- Redakteur:
- Martin Schaich