MAGICIAN - Tales Of The Magician
Mehr über Magician
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Dockyard 1
- Release:
- 19.09.2008
- Intro: Let The Spell Begin
- Prime Evil
- Underworld Terror
- Sandstorm
- Terminal Day
- Dark Ritual (Hear Your Master's Call)
- Minstrel's Domain
- Siege Of Zelgian
- Crossing The Last Gate
- Let The Harmony Endure
MAGICIAN stammen aus Brasilien und könnten trotz hauptsächlich europäischer Einflüsse kaum brasilianischer klingen. Wie das sein kann? Nun, neben den unvermeidlichen ANGRA, die hier sogar gleich im zweiten Satz des Infos ins Spiel gebracht werden, kommen auf dem Debüt-Album dieses Quintetts aus Porto Alegre vor allem musikalische Elemente zum Zug, die man ansonsten von HELLOWEEN, BLIND GUARDIAN und RHAPSODY (OF FIRE) kennt. Und es wird doch wohl kaum jemand leugnen, dass man diesen stilistischen Mix inzwischen eigentlich schon als typisch brasilianisch bezeichnen kann, oder? Im vorliegenden Fall runden einige progressive Einschübe, in denen gerne mal MALMSTEEN oder auch SYMPHONY X zitiert werden, das Bild ab. Womit eigentlich schon alles Essentielle zu dieser Platte gesagt wäre, denn MAGICIAN machen ihr Ding sehr ordentlich, technisch sind sie über jeden Zweifel erhaben, auf dem Kreativ-Sektor allerdings noch recht schwach auf der Brust. Das bedeutet im Klartext, dass man auf "Tales Of The Magician" bombastisch-melodischen, technisch hochwertigen Power Metal finden kann, der zwar nett anzuhören ist, aber doch nur selten wirklich mitreißen und begeistern kann.
Dabei machen MAGICIAN zunächst einmal vieles richtig. Die Gitarren nehmen eine angenehm prominente Stellung, sie sind es, und nicht die Keyboards, die den meisten Songs die Marschrichtung vorgeben. Die Chöre fallen glücklicherweise nicht zu durchsichtig aus, sondern kommen dicht und vielschichtig arrangiert aus den Boxen. Zu keiner Sekunde gleitet "Tales Of The Magician" in peinliches Kinderlied-Tralala ab, dafür passiert zumindest vordergründig einfach zu viel auf dieser Platte. Somit ist die musikalische Pflicht hier durchaus erfüllt, und so manchem Genre-Die-Hard wird das vermutlich schon reichen. Mir persönlich fehlt jedoch an vielen Stellen der rote kompositorische Faden, die klare Aussage, die geniale Idee, die dafür sorgt, dass man einen bestimmten Song nie wieder vergisst. Die Spannungsbögen fallen so manches Mal vorzeitig in sich zusammen, weil ein interessanter Ansatz nicht konsequent zu Ende gedacht ist oder weil ein eher deplatziertes Break die mühsam aufgebaute Atmosphäre wieder zerstört. In der Fussballsprache würde man wohl sagen: Im Mittelfeld ordentlich kombiniert, aber es fehlt der Zug zum Tor.
Man könnte also mit leichtem Sarkasmus anmerken, dass "Tales Of The Magician" einfach die magischen Momente fehlen. Ich gehe aber bei dem an allen Ecken und Enden sichtbaren Talent dieser Band mal davon aus, dass diese Defizite in Zukunft noch repariert werden können. Es mag natürlich keine leichte Aufgabe sein, eine markante eigene Handschrift zu entwickeln, ohne die Songs noch mehr zu überladen. Wenn MAGICIAN aber langfristig im Business überleben und auf dem überfüllten Markt einen Stich kriegen wollen, führt darum kein Weg herum. Alle möglichen Einflüsse in einen Topf zu schmeißen, drei Mal umzurühren und ein paar Frickel-Soli darüber zu legen, reicht international eben nicht aus. Bei aller Kritik sei aber noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass wir es hier mit keiner wirklich schlechten Platte zu tun haben. Treue Anhänger oben genannter Band sollten daher ruhig mal reinhören.
Anspieltipps: Prime Evil, Terminal Day, Crossing The Last Gate
- Redakteur:
- Martin van der Laan