MALADIE - For We Are The Plague
Mehr über Maladie
- Genre:
- Avantgarde Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Apostasy Records
- Release:
- 24.11.2023
- Antimundane
- And I Die Alone
- The Growing
- With One Voice
- Death Is Recognition
- Ghost Of The Spaceless Void
- For We Are The Plague
- Ruins In Triumph
- I Am The Tomb
Erwartend unerwartet.
MALADIE macht keine Musik. MALADIE entwirft Kunst. Meine neunte (!) Rezension einer neuen MALADIE-Scheibe soll dies für immer festhalten, ist es doch auch auf dem neuesten Werk "For We Are The Plague" weniger die Abfolge verschiedenster Töne, sondern mehr die Kreation einer einzigartigen Atmosphäre, die sich so emotional wie rasend, so melancholisch wie erbarmungslos, so vielschichtig wie geradlinig ihren höchst eigenständigen Weg bahnt und trotz des experimentierfreudigen Blicks über den Tellerrand hinaus, niemals die eigens kreierte Marschroute vergisst: Die des Plague Metals.
Leute, schaut euch doch einmal an, mit welcher Kontinuität aber vor allem mit welchem Kreativ-Overkill Mastermind Björn seinen stets fortschrittlichen Weg beschreitet. Ob er nun auf drei EPs die Symptome seiner Progressivität aufzählt, vom Krafthaften in all seinen Facetten, den Wunden Gottes, von der großen Abneigung, vom eigentlichen Schaden, aber auch der letztendlichen Rettung, dem Seelenheil, seinem Ventil – der Musik – berichtet, so ist doch jedes Werk dieser Band getrieben vom höchst wertvollen Gegensatz, dem Schönen und dem Biest der Musik, das sich ohnehin schon im Bandnamen verbirgt. Denn trotz des im Deutschen wunderschönsten Klangs, heißt es übersetzt "Krankheit". Wir sprechen von MALADIE und der neuesten full-length-Reise "For We Are The Plague".
Allein das gewaltige, detailverliebte Artwork, das die Schönheit wie auch die Hässlichkeit treffend inszeniert, spricht Bände. Und doch ist es der Inhalt, der uns ob dieser einzigartigen Atmosphäre, einer düsteren wie stellenweise auch melancholischen Aura, an den Nervenenden kitzelt. Ab und an kommen vereinzelte Sonnenstrahlen durch die dichte Novemberwolkendecke, hier und da blitzt das zerbrechliche Momentum durch, dem ebenso viel Raum zur Entfaltung geschenkt wird, wie letztendlich dem Gewaltigen, dem unterschwellig Harschen, dem klanglichen Gewittersturm während unseres nächtlichen Friedhofganges. Hinzukommt der starke Hang zum Jazz- und elektronischer Musik, mit der MALADIE schon seit Jahren spielt, was ihnen auch jenes Alleinstellungsmerkmal verpasst, von dem ich eingangs sprach.
"For We Are The Plague" hat einmal mehr so eindringliche Melodien, so arg extreme Ausrichtungen, ohne dass das Schiff auch nur droht, ins Wanken zu geraten. Von gequälten Vocals über diese penetrante Rhythmik zu Beginn, dem rasenden Ausbruch, dem einlullenden und verspielten Trompeten-Mittelteil bis hin zur hässlichen Fratze des Wahnsinns – allein der fünfminütige 'Antimundane'-Opener ist schon ein Schlag in die Fresse. Und während 'And I Die Alone' ob seiner doch entspannteren, geradlinigeren aber auch nachdenklicheren Aura genauso wie die erste 'With One Voice'-Hälfte sowie die teils himmlische, zehneinhalb-minütige 'Ghost Of The Spaceless Void'-Sphäre der musikalischen Pest etwas entgegenzusetzen scheint, kommen 'The Growing' und 'Death Is Recognition' um die Ecke und grinsen der Besinnlichkeit frech ins Gesicht. Ich sagte schon, Gegensätze ziehen sich eben an und bei keiner anderen Band wird es so deutlich wie bei MALADIE.
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle und definitiv kein einfach zu konsumierendes Album. Doch wie schon gesagt, MALADIE ist eben keine Musik per se, sondern Kunst, die reift, wächst, bewegt. Lasst "For We Are The Plague" auf euch wirken und nehmt euch die Zeit und vor allem die Gelegenheiten: Beim Spazierengehen im Regen, bei der Trauerbewältigung, vor dem heimischen Kaminsims und jedes Mal offenbart dieser elegante wie gewaltige Golem eine gänzlich andere Facette.
So bleibt mir beim neunten Streich nichts anderes übrig, als zum siebten Mal das Kratzen an der Höchstpunktzahl zu vermelden, doch diesmal mit einem halben Notenpunkt mehr. MALADIE schafft es einmal mehr und bekommt es schon seit dem beginnenden "Plague Within"-Feldzug auf die Kette, im hiesigen Black-, Death-, Thrash-Dschungel eine gänzlich eigene Note an den Tag zu legen, aus der Masse wie ein greller, jazziger, elektronischer Avantgarde-Stern herauszustechen und Musik als Kunst in seiner reinsten, so gegensätzlichsten Form zu begreifen.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp