MALADIE - Wound Of Gods
Mehr über Maladie
- Genre:
- Avantgarde Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Apostasy Records
- Release:
- 09.12.2022
- Eternity Denied
- Dying Immortality
- Wound Of Gods
- A Fool’s Joy
- Dreams Die
- Of Hanged Mankind
- So Close
- Invisible Retaliation
- Defiled Yet Bright
Melancholisch-brachial, einfühlsam-rasend.
Wenn eine der experimentierfreudigsten Entdeckungen meiner mittlerweile 12 Jahre bei POWERMETAL.de mit einem neuen Album daherkommt, werden die Ohren doppelt und dreifach gespitzt. Trotzdem haben es Björn und MALADIE immer geschafft, einen stilistisch roten Faden durch all ihre Veröffentlichungen zu schlängeln. Vom beginnenden "…Plague Within…"-Debüt über die bislang drei "…Symptoms…"-EPs bis zum "The Sick Is Dead – Long Live The Sick"-Bollwerk vom Dezember des vergangenen Jahres, schrieb die Ludwigshafener Kreativitätsschmiede den Begriff des "Plague Metal" groß an die Wand. Und auch im neuesten "Wound Of Gods"-Anlauf wird diese Mischung aus Progressive-, Black-, Death- und Avantgarde Metal und dezenten Art-Rock-Momenten ohnehin nur von dieser ungeheuren Intensität und Eindringlichkeit übertroffen.
Nein, auch im sechsten Full-length-Ansturm präsentiert uns MALADIE kein Easy-Listening-Album, was auch nicht Sinn und Zweck der neuen Scheibe ist. Vielmehr sollen uns die wüsten und vertrackten Parts, die düstere und verzweifelte Grundstimmung, das Sound-Allerlei nahe am Rande des Fiebertraums wie Faustschläge in die Magengegend gedonnert werden, sollen wir von dieser beinah schon unheimlichen, aber zugleich auch wohligen Atmosphäre aufgesogen werden und unsere Ohren von teils eindringlichen, teils vor Progressivität nur so triefenden Melodien heimgesucht werden. Und das gelingt "Wound Of Gods" auf ganzer Linie, packt 'Eternity Denied' die Gelegenheit schon früh beim Schopfe und entführt uns in eine gänzlich andere, sogar mit Saxophon-Klängen präparierte Welt.
Die Besonderheiten bleiben auch nachfolgend nicht aus, wenn 'Dying Immortality' den MALADIE-Sound des Hier und Jetzt perfekt zusammenfasst, im fast schon unverschämt guten Titelstück selbst die Flöte sehr gut zur Geltung kommt, 'A Fool's Joy' angenehm hart vor sich hin rockt und dieses Rock-Element nahtlos in 'Dreams Die' übergeht. Schon die erste Plattenhälfte lässt mich mit Schnappatmung zurück, so waghalsig gehen die Songs zu Werke, so intensiv bricht der teils wüste Gesang von Alex und Déhá durch die Gehörwände, so penetrant bohren sich die Ohrwürmer durch das Knochenmark. 'Of Hanged Mankind' passt zur dunklen Jahreszeit wie die Faust aufs Auge, mit 'So Close' wandern die Musiker zumindest zum Teil sogar auf CANDLEMASS-Spuren, bevor 'Invisible Retaliation' dem räudigen Black Metal Tribut zollt und diese vor Abwechslungsreichtum beinah schon platzende Scheibe mit dem nicht minder krachenden 'Defiled Yet Bright' sehr geschmackvoll zum Abschluss bringt.
Als I-Tüpfelchen hätte ich mir zwar noch eine Art Outro gewünscht, doch auch ohne meine Extrawürste sorgen die einzelnen "Wound Of Gods"-Tracks für ein intensives Geschmacks- und Hörerlebnis. Immer wieder schafft es MALADIE – und ich begleite die Band seit ihren Anfangstagen – sich neu zu finden, weiterzuentwickeln und ihrem bisherigen Schaffen die Krone aufzusetzen. Und obgleich ich mit entsprechenden Erwartungen an Album Nummer sechs herangetreten bin, hat mich diese Band, haben mich die Songs, hat mich diese Intensität und der Einfallsreichtum Björns einmal mehr überrascht. Wenn Bands bei ihrem neuen Album vom bis dato besten Werk sprechen, kräuseln sich mir schon die Fußnägel. Doch im Falle von MALADIE stimmt es schlichtweg, zumal ich nicht weiß, wie Björn und Co. die hier an den Tag gelegte Performance auf künftigen Werken noch übertreffen mag. Doch fernab der Zukunftsmusik ist "Wound Of Gods" gegenwärtig ein grandioses Album.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp