MALADIE - ...Still...
Mehr über Maladie
- Genre:
- Avantgarde Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Apostasy Records
- Release:
- 06.03.2015
- Demutatio
- Agnitio
- Inexistentia
- Asperitas
- Abdico
- Discrepantia
- Circuitus
- Semivivus
- Evigilantem
Avantgardistische Progressivität zum Ausbrechen.
Bereits auf ihrem Debüt beeindruckten die Rheinländer von MALADIE mit einer außergewöhnlichen und hoch abwechlungsreichen Symbiose aus Black Metal, progressiven Avantgarde-Elementen und jeder Menge Gefühle. Detailverliebtheit stand bei Björn Köppler und seinen Mannen bereits vor drei Jahren hoch im Kurs, konnte "Plague Within" doch einen mehr als bleibenden Eindruck hinterlassen. Daran wird auch "...Still...", der neuste Rundling der neun (!) Mannen nichts ändern. Die Emotionen kochen nur so über, MALADIE balanciert stilsicher auf dem schmalen Grat der Extreme, ohne auch nur ansatzweise ins Wanken zu geraten. Kurzum: Auf "...Still..." hat alles Hand und Fuß, die Band, die im Schwarzmetall vor Cello-, Piano-, Saxophon-Klängen und mächtiger Instrumentalgewalt nicht zurückschreckt, scheint noch einige Eisen im Feuer zu haben.
Sind es die Spannungsbögen, die bis zum Äußersten ausgereizt werden, die schier unendlichen Eindrücke, die uns das rheinische Nontett vor den Latz knallt, oder die Gefühldetails, die dieses Avantgarde-Black-Metal-Erlebnis so facettenreich gestalten, ich weiß es nicht. Jedenfalls ist "...Still..." keine einfache, dafür aber äußerst fesselnde Kost. Das gewaltige 'Asperitas' und 'Discrepantia', mit seinem genialen Wechsel zwischen Gitarre und Saxophon, tragen, so unterschiedlich sie auch ausfallen mögen, stets den typischen MALADIE-Stempel, der auch schon auf "Plague Within" beeindruckte. So intensiv beispielsweise das Artwork ausgefallen ist, so faszinierend kommen auch weitere Mammutstücke der Marke 'Inexistentia' und 'Semivivus' daher, da selbst beim fünften, sechsten Durchgang noch scheinbar neue, bis dato unberührte Momente hinzukommen. Bestens aufeinander abgestimmte Zwischenspiele, wie beispielsweise das tiefgründige 'Agnitio' oder 'Circuitus' halten das Hörvergnügen und die Spannung derweil auf dem höchsten Level.
Verschiedene Arten des Gesangs, entweder auf Französisch, Deutsch, Englisch oder gar Latein, setzen dem Album dabei die Krone auf: Wildes Geshoute hier, typisch schwarzmetallisches Kreischen und traumhafter Klargesang dort, sorgen für weitere Soundsphären, sind auf die jeweilige Emotion, die die Instrumente schon andeuten, perfekt abgestimmt. Sie bilden das Salz in der "...Still..."-Suppe. Nun, still ist dieser Longplayer bei aller Liebe nicht, der Hörer setzt sich zum 'Demotatio'-Beginn in eine Gefühlsachterbahn und wird knapp 72 Minuten ordentlich durchgeschaukelt. Man läuft zwar ab und an Gefahr aus der Bahn geworfen zu werden, doch MALADIE setzt uns sicher auf das richtige Gleis zurück und läutet zur nächsten Fahrt ein. Gänsehaut und Staunen setzen sich hinzu, nehmen uns an die Hand und begleiten uns auf diesem wilden, aber sehr gut durchdachten Konstrukt called "...Still...".
Was soll ich noch sagen? Vor drei Jahren hinterließen Köppler und Co. nicht nur durch das Sprengen sämtlicher (Genre-)Grenzen einen bleibenden Eindruck. Der aktuelle Neunteiler ist noch intensiver, noch durchdachter, noch emotionaler, noch besser als der Vorgänger, MALADIE hat sich anno 2015 selbst übertroffen. Hier wird ein komplettes Leben in der Gefühlswelt gekonnt in neun Teilen komprimiert und für die Nachwelt festgehalten. Wer dem Alltagstrott entkommen, seine selbst gelegten Fesseln sprengen und den Drang einer inneren Revolution versprühen will, findet mit diesem Zweitwerk einen passenden Mammut-Soundtrack.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp