MAN FROM THE SOUTH - Koblenz
Mehr über Man From The South
- Genre:
- Melancholic Manic Songwriter
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Eigenvertrieb per Download/ Bandcamp
- Release:
- 30.09.2012
- William
- Into The Gloom
- Something Made The Streets Melt
- Welcome To Camacua
- Bring Me Home
- Goodbye Hawaii
- Ain't That Sweet To Me
- Hardy Man
- Right On
Die Ode an Paul van Hulten, der Koblenz eine Ode singt.
Liebe Koblenzer. Ich wäre ja neidisch, wenn meiner Gemeinde ein Holländer ein ganzes Album widmet. Und zusätzliches Aufsehen erregt, weil das auch noch so wunderbare Musik ist. Hört mal hinein in dieses kostenlos beziehbare "Koblenz" des depressiven Paul van Hulten aus Eindhoven. Er hat sich zwar offensichtlich auch herumgetrieben auf Hawaii oder in Camacua, einer antarktischen Insel oder brasilianischen Stadt mit viel Kriegsgeschichte, aber Euer Koblenz, das steht zentral.
Hat eine(r) von Euch dem traurig dreinblickenden Mann das Herz gebrochen, hat er sein Studium abbrechen müssen, weil Eure Mietpreise so hoch sind oder hat er Niederwerth für ein kleines Niederlande gehalten. Ihr solltet ihn fragen und in einen stilvollen Konzertraum einladen, denn das lohnt sich. Da komme ich auch hin. Er hat nämlich ein wunderbares Album geschrieben und aufgenommen. In Eigenregie. Hat es liegengelassen, denn nur für sein zerworfenes Inneres Ich geschrieben. Ein Freund kam nach einem halben Jahr zu Besuch, fand das eingestaubte Tape auf dem Schrank liegen, hörte hinein und war ganz aus der Kate! "So eine Musik... das kannst Du nicht für Dich behalten, das nicht zu herauszubringen - das kann'ste nich' bringen, Paul!"
Und so ließ sich der dunstergedankige Paul dazu überreden, das komplette Album auch anderen, weiteren Leuten vorzustellen. Und alle knickten aus ihren Textilien - diese Intensität, die Instrumentierung, so passend, so zart und so eindringlich, wie eine Seuche griff die Musik des Eindhoveners um sich und infizierte die Anwohner. Mir ging das genauso, diese neun Wundertröpfchen haben mich sofort ergriffen, ich hustete meine Ergriffenheit ebenfalls in meinen Freundeskreis und alle, ja alle attestierten dieser Musik magische Züge an. Mensch Paul, das wird hier gerade eine Ode an Dich, aber Du hast das verdient. Ich selbst merke das daran, dass ganz "Koblenz" durch mich hindurchschwebt, hinter mir kehrt macht und gleich noch einmal kommt. Ohne dass ich die gesamten Durchläufe zeitlich überhaupt wahrnehme.
Ob es die Violine in 'Bring Me Home' ist, die sich zum Ende hin mit der bedrückenden Melodie parallelisiert, ob es 'Goodbye Hawaii' ist, welches einem enttäuschten Abgesang an die künstliche Buntheit dieser Insel gleicht, oder das vor sich hin hetzende 'Something Made The Streets Melt', wohinter eine Drogenerfahrung stecken könnte. Oder aber die wirklich südstaatlich gespielten 'Ain't That Sweet To Me' und 'Hardy Man', wo doch so etwas wie Hoffnung im Leben des van Hulten durchzuschimmern scheint. Der Naturserienfernsehbass aus den Siebziger Jahren, der 'Welcome To Camacua' streichelt, der streichelt auch über die Seele. Und dann hinterdrein sendet er noch diese zuckerbittere Fragilität 'Right On' auf dem friedlichen Rhein aus. Was wollt Ihr noch, Koblenzer? Nun seid Ihr noch berühmter! Und wir anderen freudig mitmelancholisch.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben