MANDO DIAO - Boblikov's Magical World
Mehr über Mando Diao
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Playground Music
- Release:
- 28.04.2023
- Wake Up
- Frustration
- Stop The Train
- Get It On
- More More More
- Primal Call
- Fire In The Hall
- Animal
- Rabadom Ching
- Loner
Endlich wieder auf dem Weg zu alter Form...
Mit den Alternative-Rockern MANDO DIAO verbindet mich eine eigenartige Hassliebe. Waren die Schweden zu Zeiten von "Ode To Ochrasy" oder "Hurricane Bar" eine meiner liebesten Rockbands überhaupt und ein Pflichtbesuch, wenn sie in meiner Region Station machten, schwand mit dem musikalischen Wechsel hin zu tanzbaren Disco-Nummern auch immer mehr meine Begeisterung für die Musik der Jungs, bis sie mich mit "Aelita" komplett abgehängt hatten. Erst seit dem Weggang von Gustaf Norén scheint es wieder bergauf und deutlich rockiger zu Werke zu gehen, auch wenn bisher noch der kreative Funke gefehlt hat, der mich wieder komplett in den Bann der Band hätte ziehen können. Aber vielleicht ändert sich das ja mit dem neuen Langdreher "Boblikov's Magical World", der dieser Tage erscheint.
Bevor wir über die Musik sprechen, sollten wir aber sicher ein paar Worte zum eigentümlichen Artwork und dem reichlich ungewöhnlichen Titel verlieren, der mich schon Böses ahnen ließ. Konkret ist das Album aber einfach nur ein Konzeptalbum rund um die fiktive Geschichte des titelgebenden Boblikov, der die Welt mit der Hilfe diverse Agenten regiert und für reichlich Chaos und Zerstörung sorgt. Vielleicht eine Parabel auf die aktuelle Situation rund um die Ukraine und Russland? Nun, es bleibt allein dem Hörer oder der Hörerin überlassen, das zu entscheiden, denn die Schweden selbst machen keine Aussagen zu Bezügen zur realen Welt, sondern verlieren sich auch in den animierten Musikvideos lieber in ihrer quietsch-bunten Fiktion.
Lassen das Konzept und auch das Cover hier ein weiteres abgedrehtes musikalisches Experiment aus dem Hause MANDO DIAO vermuten, ist die Realität aber glücklicherweise deutlich simpler, geradliniger und vor allem rockiger. Gut, der Opener 'Wake Up' macht das mit seiner psychedelischen Note und einem reichlich sperrigen Aufbau noch nicht so klar, doch spätestens das von einer Fuzz-Gitarre und einem flotten Disco-Beat in bester 'Dance With Somebody'-Manier nach vorne gepeitschte 'Frustration' klingt schon wieder deutlich mehr nach alten MANDO DIAO. Besser wird es sogar noch beim folkig angehauchten 'Stop The Train', das nicht nur sofort ins Ohr geht, sondern auch wohlig an das tolle "MTV Unplugged"-Konzert oder Glanztaten auf "Ode To Ochrasy" denken lässt. Aber es geht noch besser, denn die Truppe um Fronter Björn Dixgård, der mit seiner rauen Stimme noch immer der Dreh- und Angelpunkt des Bandsounds ist, kann sogar wieder richtig coole Hits schreiben, was 'Get It On' mit bestem "Hurricane Bar"-Vibe eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Gut, auch einige weitere etwas sperrige Experimente wie 'More More More' und 'Primal Call' muss man zwischendrin erdulden, doch spätestens ab 'Fire In The Hall' geht es wieder mit fesselndem Alternative Rock weiter. Die ganz großen Highlights gibt es im hinteren Teil der Platte dabei zwar nicht mehr zu bestaunen, denn nur noch 'Animal' offenbart echte Hit-Qualitäten. Ansonsten fehlen hier bei allem Engagement die ganz großen Refrains, um Fans der ersten MANDO DIAO-Stunden so richtig aus dem heimischen Sitz zu reißen, auch wenn die Songs dennoch gefällig sind.
Und so würde ich "Boblikov's Magical World" insgesamt auch als Schritt in die richtige Richtung bezeichnen, um auch Fans des Frühwerks wie mich wieder ins Boot zu holen. Die gleichen Höhen wie auf eingangs erwähnten Klassikern werden dabei natürlich nicht erreicht, aber drei veritable Hits sind in meinen Ohren schon deutlich mehr als alles, was die Schweden seit "Give Me Fire" anzubieten hatten, und das sind insgesamt doch wirklich gute Nachrichten.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs