MANDO DIAO - Give Me Fire!
Mehr über Mando Diao
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Vertigo Be (Universal)
- Release:
- 13.02.2009
- Blue Lining White Trenchcoat
- Dance With Somebody
- Gloria
- High Heels
- Mean Street
- Maybe Just Sad
- A Decent Life
- Give Me Fire
- Crystal
- Come On Come On
- Go Out Tonight
- You Got Nothing On Me
- The Shining
<strong><em>"I'm gonna sing it all night long."</em></strong> <br />
13. Februar 2009: Das heiße Herz Schwedens, es pocht wieder!
So feurig, hungrig, getrieben, aggressiv wie in "Give Me Fire!"s Opener 'Blue Lining White Trenchcoat' klangen die Mannen von MANDO DIAO seit "Bring 'Em In" nicht mehr. Zwar nimmt sich die Band danach erstmal etwas zurück, indem sie eine gediegene Melodie aufs Parkett schickt, doch mischt sich unter 'Dance With Somebody' schon recht bald ein wirklich rockiger Disco-Beat, was hier keinen Widerspruch in sich darstellt, sondern sogar noch für einen schönen Kontrast zwischen den flächig dahintreibenden Melodielinien und dem aufpeitschenden Rhythmus sorgt. Auch bei 'Gloria' neigt sich der Geschmack von MANDO DIAO stark und bewegt dem Tanzboden zu - Motown hearts on fire. Produziert hat man die Scheibe nach extra dafür eingerichtetem Studio gemeinsam mit den Salazar Brothers, die sich zuvor im Hip Hop einen Namen gemacht haben (THE LATIN KINGS), und das Ergebnis ist ein homogener doch nicht zugekleisterter, organischer aber knalliger, praller und direkter Klang, der diesem modernen Rockalbum mit traditionellen Wurzeln sehr gut zu Gesicht steht.
Dezenter Bläsereinsatz, bereits in 'Gloria' zugegen, vermengt sich in 'High Heels' schließlich mit der folkloristisch angehauchten, so gar nicht nordisch wirkenden, sondern geradezu südländisch sich wiegenden Rhythmik, die bereits einige Stücke auf vorangegangenen Alben auszeichnete. Schummrig, doch smooth, gut abgehangen und doch lasziv entwickelt sich dieser grenzgängerische Song zu einem echten Stimmungsgestalter für nachmitternächtliche Befindlichkeiten. 'Mean Street' hingegen kommt so trocken, direkt, drahtig, beschwingt daher, als hätten sich THE ROLLING STONES gerade gegründet und bei MANDO DIAO Nachhilfe in Sachen silbrig aufblitzende Honkytonkpianoarrangements genommen. Spätestens im Refrain kommt dann aber doch wieder die sentimentale Seite der Band durch, und es wird fast sinatraesk geschmoovet.
(Im Re-Release vom November 2009 wird hier noch die stark aus den 1950ern beeinflusste, pathetische Schmachtballade 'Nothing Without You' zwischengeschoben.) Weiter geht's mit dem typischen MANDO DIAO-Song 'Maybe Just Sad', der hochfliegend sehnsuchtsvollen Gesang vortrefflich mit einem treibendem Rhythmus und gleitenden, mattgolden glänzenden Gitarrenmelodien zu verbinden weiß. Und mit der grandiosen Doppelpackung 'A Decent Life' / 'Give Me Fire', die von einem leisetretenden Slow Burner über einen IGGY POP-Rhythmus sich in ein manisch loderndes Rockfeuerwerk mit tanzbodensprengender Bassline, MANDO DIAO/MUSEschem Pathos und bombastisch zündenden Streicher- und Pianoeinlagen steigert, wird dann endgültig klargestellt: "Give Me Fire!" vereint die direkteren Stärken vorangegangener MANDO DIAO-Alben und setzt noch ein wenig Paillettenglitter erhöhter Tanzbarkeit obendrauf. Ins Hintertreffen geraten dabei allerdings die filigraneren Exkurse ins Folkloristische, Innerliche und Experimentelle.
Ganz entspannt und gefühlig wird es dennoch im teils an SUEDE erinnernden, teils nostalgisch noch weiter bis in die Sechziger Jahre ausgreifenden 'Crystal'. Auch 'Come On Come On' lässt diese Ära wieder aufleben, flicht dezent schäumende Surf-Einflüsse und gelegentlich aufblitzende BEACH BOYS-Elemente in einen lässig groovigen MANDO DIAO-Sound ein. Hier wird verständlich, was Björn Dixgård gemeint haben könnte, als er davon sprach, das Album solle wie der Soundtrack zu einem Tarantino-Film klingen.
'Go Out Tonight' ist einer dieser Songs, zu dem man eine gefühlte Nacht durchtanzen könnte, 'You Got Nothing On Me' sprenkelt eine Prise breitbeinigen Minimalrock Marke AC/DC würzig wie Salz über leicht angefunktem Motown-Soul, lässt zwischendurch eine laszive Gitarre kurz solistisch aufheulen und tritt zum Finale hin das Gaspedal noch etwas tiefer, und 'The Shining' schließlich sorgt für einen gelungenen Ausklang nach der Party mit einem dieser leicht überkandidelten, federleichten, triumphierenden, trompetenstark auftrumpfenden Kater-Wegblas-Weckrufe zum Nachlese-Brunch mit viel Kaffee, frischen Brötchen und glücklich grinsenden Augenrändern.
Gustaf Erik Norén sagte in einem Interview zu "Give Me Fire!": "Wenn man die raue Rockmusik und die Eleganz der Heart & Soul Musik verbindet, dann hat man das Rezept für den Erfolg, denke ich"; und das trifft meines Erachtens geradewegs ins Herz dessen, was dieses Album ausmacht. "Give Me Fire!" ist eine dieser Platten, die unterschiedliche Leute über unterschiedliche Kanäle ansprechen dürfte, und die man daher auf einer Party getrost komplett durchlaufen lassen kann - gerne auch zwei bis drei Mal.
Anspieltipps:
Blue Lining White Trenchcoat, High Heels, Mean Street, Give Me Fire, The Shining.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz