MANES - Under Ein Blodraud Maane
Mehr über Manes
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Hammerheart Records/ Rough Trade
- Min Trone Star Til Evig Tid
- Manes Natt
- Uten Liv Ligger Landet Ode
- De Morker Makters Dyp
- Under ein Blodraud Maane
- Til Kongrens Grav De Dode Vandrer
Zwischen 1992 und 1995 mischte ein finsteres Bandprojekt den norwegischen Black-Metal-Underground auf. MANES. Drei Demos entstanden: "Maanes Natt", "Ned I Stillheten" und "Til Kongrens Grav De Dode Vandrer", jedes Scheibchen dunkler als das andere. Doch dann wurde es ruhig um MANES. Ihre Lieder wurden zu Legenden, Legenden wurde zum Mythos, und irgendwo bewegte sich noch ihr rastloser Schatten durch die Dunkelheit. Denn wie der Ring der Macht im großen Epos von Tolkien tauchte nämlich auch MANES aus der Versenkung auf: 1998 ist es so weit. "Under Ein Blodraud Maane", ein Wunderwerk, erscheint im numerologischen "Jahr des Teufels" (kennt ihr den Trick mit 666 + 666 + 666?).
Schon das CD-Cover von Monika Edvartsen ist ein schwarzmagischer Augenöffner. Blutrotes Haar vermischt sich mit Strömen aus pulsierendem Lebenssaft, dazwischen treibt es ein und das selbe Paar zweimal, blickt sich dabei wie im Spiegel fast gegenseitig in die Augen. Dazu scheint das Bild auf seltsame Art verwaschen, die Zeichnung wirkt in ihrem morbiden Stil beängstigend, ähnlich wie alte Dämonenfratzen - wer den Film "Die neun Pforten" gesehen hat, weiß was gemeint ist. Und: Das Cover passt perfekt zum Sound von MANES, sind doch die Klangwelten von Mastermind Cernunnus mit ebensolcher hintergründigen Bosheit gesegnet wie die schmucke CD-Verpackung.
Dabei ist "Under Ein Blodraud Maane" eigentlich nichts Neues, schließlich standen alle sechs Songs der Scheibe auch schon auf den Demos. Doch nix da! Alle Stücke sind komplett neu aufgenommen und mit besserem Sound versehen, so schmieden MANES aus Rohdiamanten wahre Kronjuwelen. 'Min Trone Star Til Evig Tid' beginnt schon mit mächtigen und dunklen Orgelklängen, den typisch atmosphärischen Midtempo-Stil der Norweger im Rücken. Wenn Sargatanas kreischt, überschlagen sich Trommelwirbel, wie ein Höllenherr bei der Anfeuerung klingen MANES in solchen Momenten. 'Maanes Natt' vom zweiten Demo ist mit seinem sinister-doomigen Killerriff die nächste Offenbarung. Hier treten die Unterschiede von "Under Ein Blodraud Maane" zu den vorigen Scheiben deutlich hervor: Die Atmosphäre ist zwar ähnlich, durch die bessere Produktion aber dichter; die Stimme von Sargatanas bleibt fast durchweg im heiseren Krächzmodus, eisig und ohne Gnade frisst sich sein Organ ins Ohr. Die bittere Bosheit bleibt auch in 'Uten Liv Ligger Landet Ode' erhalten, mit seinem beschwingten Gitarren-Keyboard-Motiv eine bizarr-diabolische Hymne an die schwärzesten Flecken in jeder Seele. Spätestens dann wird auch verständlich, warum das Kinderskelett im CD-Inlay so zynisch grinst und scheinbar mit seinen putzigen Knochenflügeln wedelt. 'De Morke Makters Dyp' ist dagegen einer der Songs, die in Horrorstreifen immer um Punkt Mitternacht gespielt werden, wenn Geisterwesen langsam über neblige Wiesen schweben und sich über das kleine machtlose Dorf in ihrer Nähe hermachen – das perfekte Zusammenspiel von sphärischen Keyboards und schnellen Kreischparts lässt einen feinen Film im Kopf ablaufen. Der Höhepunkt des Albums ist aber zweifellos der Titelsong, ausgestattet mit einem irrsinnigen Keyboardmotiv, das sich geradezu im Gehirn einbrennt. Der Rest des Songs verstaucht den Nacken, göttliche Midtempo-Riffs durchziehen den Song, schwere Gitarrenmelodien jagen Melancholiebrocken ins einst fröhliche Gemüt. Wir rufen uns in Erinnerung: Das sind nur zwei Musiker! Beängstigend, was passieren würde, wären mehr solcher Kunden mit der CD-Aufnahme beschäftigt gewesen. 'Til Kongrens Grav De Dode Vandrer' wirkt anfangs für MANES-Verhältnisse fast wie ein Grindcore-Song, doch schnell kehrt Songwriter Cernunnus wieder in seine übliche Schwermut zurück, durchsetzt den Sound jedoch immer mit Hass und Abscheu. Kleine Geschwindigkeitsschübe geben dabei dem letzten Song von "Under Ein Blodraud Maane" noch einen letzten Schuss Originalität, die schwarzen Keyboardteppiche hallen noch lange im Ohr nach.
Damit bleibt für die 37 Minuten MANES von "Under Ein Blodraud Maane" nur ein logischer Schluss: Kultplatte, ähnlich essenziell wie etwa DIMMU BORGIRs "Stormblast"-Scheibe! Wer die nicht hat und sich Black-Metal-Fan nennt, hat schon verloren. Deshalb husch, husch, ab zu Ebay oder zur nächsten Metalbörse. Denn für MANES gilt: Musikus Evilus Super-Majestäticus!
Anspieltipps: Egal, alles...
- Redakteur:
- Henri Kramer