MANES - Vilosophe
Mehr über Manes
- Genre:
- Avantgarde Metal
- Label:
- Code 666 / SPV
- Nodamnbrakes
- Diving With Your Hands Bound (Nearly Flying)
- White Devil Black Shroud
- Terminus A Quo/ Terminus Ad Quem
- Death Of The Genuine
- Ende
- The Hardest Of Comedowns
- Confluence
Tja, was soll man zu einem Album wie MANES' "Vilosophe" schreiben, außer dass es großartige Musik enthält? Vielleicht, dass sich hier eine Band komplett neu gefunden und erfunden hat. Fünf Jahre nach dem Überwerk "Under Ein Blodraud Maane" haben MANES nichts mehr mit Black Metal am Hut, überhaupt nichts mehr. Musikalisch ist "Vilosophe" eine Mischung aus TripHop, Progressive Metal und viel 70er-Rock, versetzt mit elektronischen Einflüssen und einigen Spuren Glam. Gibt es für so etwas eine Schublade? Nicht wirklich. Wer danach sucht, landet vielleicht bei dem Begriff "Avantgarde Metal", denkt an Bands wie ARCTURUS, GREEN CARNATION oder ULVER.
Was also machen MANES genau? 'Nodamnbrakes' und 'Diving With Your Hands Bound (Nearly Flying)' klingen am Anfang so anders, so einzigartig, so voller Gefühl, Emotion und Kraft - das Gehirn muss das erst einmal verarbeiten. Die Erkenntnis folgt trotzdem: MANES experimentieren, besitzen ein unglaubliches Gefühl für mitreißende Rhythmen und packende Melodien. Völlig flüssig mischen sich etwa bei 'White Devil Black Shroud' langsame TripHop-Parts mit wunderschönen Gitarrenanteilen. Über allem schwebt die wunderbare Stimme von Sänger Tommy Sebastian, der mit seinem klaren Gesang zum Teil an den unvergessenen PSYCHOTIC WALTZ-Sänger Buddy Lackey erinnert. Gerade dieses Organ gibt MANES einen Touch, der "Vilosophe" auf Anhieb in den Olymp der Metal-Rock-Geschichte hebt. Hier sind Künstler am Werk, geradezu Visionäre. MANES paaren unendliche Melancholie wie in 'Terminus A Quo/ Terminus Ad Quem' mit überraschenden Ausbrüchen, die jedoch nicht durch Schnelligkeit wirken, sondern durch nervöses Schlagzeugspiel und spannende Gitarrenharmonien, vorangetrieben von der dramatisch wirkenden Stimme von Sänger Tommy. Es muss nicht immer schnell sein, was hart macht. In 'Death Of The Genuine' verschafft sich noch ein anderer Teil des magischen MANES-Sounds Platz: Eine gewisse lauernde Bosheit zieht sich durch die Platte. Sie wird meist durch die Gitarren verdeckt, die dezenten Keyboards vergrummeln jedoch eine tiefer sitzende Evilness, die erst bei mehrmaligem Hören hervortritt. Das ist dann auch die letzte Erkenntnis aus "Vilosophe": Dieses Album wird und wird nicht langweilig. Nie. MANES versuchen schlicht und einfach, ihre Sicht auf das Leben zu vertonen, eine Einstellung zwischen Lässigkeit, Verzweiflung und überbordender Kreativität. Beweise für dieses komplexe Verständnis von Musik finden sich in den sanften Saxophonklänge in 'Ende' oder auch in den grandiosen Slow-Motion-Melodien bei 'The Hardest Of Comedowns' - freilich gehen diese langsamen Phasen irgendwann in fast überschäumende Energieparts über. Das Album schließt überraschend mit einem Hörspiel aus dem deutschen Film "Der Todesking" von 1989. Das ist ein Episodenfilm, der sich in sieben Kapiteln mit den unterschiedlichsten Arten des Selbstmords beschäftigt - in der zu hörenden Sequenz geht es um einen Typ, der beim Sex mit seiner Frau immer größere Probleme bekommt... Anhören und Gruseln. Und dann auf "Repeat" gehen und wieder 47 Minuten lang "Vilosophe" via Ohr inhalieren und dabei über das genial-abstrakte Coverartwork und die gesamte liebevolle Aufmachung dieses Digipacks sinnieren. Und wieder. Und wieder. Und wieder.
Anspieltipps: Gesamtkunstwerk
- Redakteur:
- Henri Kramer