MANIC STREET PREACHERS - Send Away The Tigers
Mehr über Manic Street Preachers
- Genre:
- Melodic Political Artrock
- Label:
- Red Ink
- Release:
- 04.05.2007
- Send Away The Tigers
- Underdogs
- Your Love Alone Is Not Enough
- Indian Summer
- The Second Great Depression
- Rendition
- Autumnsong
- I'm Just A Patsy
- Imperial Bodybags
- Winterlovers
Die MANIC STREET PREACHERS mit einem neuen Album. Voll mit Andeutungen, Verdichtungen und direkten Ansagen, so direkt politisch, wie kaum ein weiterer Akteur auf diesem Niveau und Bekanntheitsgrad. Sie werden natürlich ästhetisch-mysikalisch seit "If You Tolerate This..."-Zeiten immer daran gemessen werden. "Send Away The Tigers" jedoch braucht sich hinter dem für die Manics bisher erfolgreichsten Album nicht verstecken. Melodisch wieder zur strikten Ohrwürmelei gefunden zu haben, zeichnet die Kappelle aus und macht sie auch wieder durchweg hörbar.
Seit 1992, seit "Generation Terrorists", ist das ein um andere Album angeboten worden, mal stellte sich der Erfolg und die internationale Beachtung heftiger ein, mal gerieten die musikalischen Zeilen der Waliser unter die Zeilen und Räder der Schreiber und Kritiker. Kontroversen gab es mit dieser Band immer. Aber es bleiben Konstanten erkennbar, die Bandmitglieder verbinden private tiefe Freundschaften und auch stilistisch wird bis auf eine paar Ausnahmen in Richtung Disko oder Pop vor allem schnörkelloser melodischer Rock geboten. Funktioniert im Stadium von Havanna genauso wie in einem Berliner 500er-Club. Das Werk von 2007 stellt insofern einen Bruch dar, den Bassist Nicky Wire so beschreibt: "Die MANIC STREET PREACHERS haben einen Prozess durchlaufen, der alles das zerstört hat, was wir je waren oder sind."
Mmh, ziemlich kryptisch das. Das Trio wird's schon wissen. Ich fand es als Schülerspund auf jeden Fall schön ruppig, dieses 'You Love Us' oder die Schreierei um "Fuck Queen And Country!" und habe das zum Trio geschrumpfte Konsortium nie seitdem aus den Augen verloren. Es gibt Momente, da haut mich dieses Pathos um, die charakteristische Stimme und der mit Hall gesteigerte Refrain - dann passt's genau. Es ist demnach schwer vorstellbar, dass die Typen zu Anfangszeiten der Karriere in Stöckelschuhen und Federboas durch die Kante stolzten - ein gewisser Hang zum Glam ist aber nach wie vor erkennbar.
Die MANICS, welche mit 'Motorcycle Emptiness' eine der Hymnen der Neunziger Jahre erschufen, sie können es auch noch. Oder wieder. Die ersten drei Beiträge auf "Send Away The Tigers" schon sind an Eingängigkeit kaum zu toppen. Vor allem der Titelsong und das Duett mit Nina Persson, hauptstimmlich bei den CARDIGANS angestellt, birgt in diesem Sinne auch Hitpotential. Ey, wer möchte nicht mit dieser Person Persson im Studio stehen? Nur zusehen, das allein muss eine Augenweide sein.
Auf jeden Fall ist es aber auch kein nervig angestrengtes und bewusst aufklärerisch konzeptioniertes Album geworden. Auf achtundreißig Minuten beschränken sich zehn Songs. Dafür wurden an die zwanzig weitere Beiträge der Band von ihr selbst zwar geschrieben, aber (noch) nicht berücksichtigt. Der Kreativprozess also ist immer noch nicht versiegt. Gut so, jetzt freue ich mich auf alle weiteren Platten dieses elegischen Dreiers.
Dass es wunderbar schmalzige Geigereien gibt, das versteht sich ja von selbst. Die Arrangements sind stimmig, so richtig fürs Ohr. Ich habe grade bemerkt, dass ich alle Alben habe. Macht Euch einen Reim drauf. Zuhören und schwelgen anhand von 'Indian Summer', 'Your Love Alone Is Not Enough' oder 'The Second Great Depression'.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben