MANILLA ROAD - Atlantis Rising (Ultimate Edition)
Mehr über Manilla Road
- Genre:
- Epic Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Golden Core / ZYX
- Release:
- 05.08.2022
- Megalodon
- Lemuria
- Atlantis Rising
- Sea Witch
- Resurrection
- Decimation
- Flight of the Ravens
- March Of The Gods
- Siege of Atland
- War Of The Gods
- Resurrection (Pre-production)
- Sea Witch (Pre-production)
- March of the Gods (live)
- Resurrection (live)
Re-release eines der besten Epic-Metal-Alben seit 2000.
Vor der Jahrtausendwende war MANILLA ROAD eine Band für Insider, die in der Presse zerrissen wurde, erst durch den Auftritt beim "Bang Your Head"-Festival in Balingen 2000 wurde die Band einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Wer dann im Zuge von HAMMERFALL, STRATOVARIUS und Co. eine kommerzielle Comeback-Scheibe erhofft hatte muss derbe enttäuscht worden sein. "Atlantis Rising" ist eine der garstigsten Veröffentlichungen außerhalb des Black Metal überhaupt, völlig antikommerziell, angefangen schon beim schmierigen Cover-Artwork. Dieser Re-release sollte dafür sorgen, dass alle Epic-Metal-Fans sich diese Scheibe ins Regal stellen. Wie bei allen bisherigen Alben der Band wurde auch hier eine feine Digipack-Optik gefahren, der Sound wurde zum Teil etwas restauriert, aber der Proberaum-Rumpel-Sound ist zum Glück erhalten geblieben. Machen wir uns nichts vor: Auch wenn die Band ab "Mysterium" einen deutlich transparenteren Sound erhielt und mit Neudi sogar ein hochklassiger Schlagzeuger eingestiegen ist, den man sofort am Schlagzeugsound erkennt - den Charme der Veröffentlichungen zumindest von "Atlantis Rising" bis "Voyager" erreichte die Band in ihrer Spätphase leider nie wieder. Das hat durchaus mit dem sehr rumpeligen Sound zu tun.
Für mich ist "Atlantis Rising" das beste MANILLA ROAD-Album nach "Mystification" (1987) und eines der fünf besten epischen Metal-Alben der letzten 25 Jahre. Wer jetzt hier "und was sind die anderen vier" schreit soll Antwort erhalten: Das Debüt von ETERNAL CHAMPION ("The Armor Of Ire"), das Debüt von LUNAR SHADOW ("Far From Light") und das letzte SOLSTICE-Album ("White Horse Hill") spielen in einer ähnlichen Liga, "The White Goddess" von ATLANTEAN KODEX thront darüber. Am ehesten kratzt dann VISIGOTH an diesem Status.
"Atlantis Rising" inspirierte die rauhen Epigonen wie WRATHBLADE, RAVENSIRE oder IRONSWORD zu barbarischem Epic Metal, weit weg von singenden LUNAR SHADOW-Gitarren oder BLIND GUARDIAN-Einflüssen (SACRED OUTCRY). Hier wird Musik gemacht, wie sie die meisten Bands auf Rafchild-Records lieben dürften, aber die meisten Metalfans entgeistert aufgeben und wegrennen. Wer seinen Metal am liebsten zwischen VOLBEAT, SABATON, ARCH ENEMY und anderen potentiellen Wacken-Headlinern liebt wird erschrocken feststellen, wie schroff Heavy Metal eigentlich sein kann. Leichte Einflüsse aus dem Death und Thrash Metal lassen sich dabei in dieser MANILLA ROAD-Phase nicht bestreiten (und waren auf "Voyager" zum Beispiel noch präsenter).
Was diese Scheibe so überragend gut macht ist, neben der Atmosphäre und der Produktion, aus meiner Sicht zum einen der Gesang (es ist nie ganz klar für mich, ob Mark "The Shark" Shelton oder Bryan "Hellroadie" Patrick singt), der extrem heiser und rau klingt, zum anderen der Gitarrensound, der schon diverse eher orientalische Melodien einfließen lässt, die auf "Spiral Castle" noch präsenter werden. Das Songmaterial ist makellos, für mich das beste der Band in der Spätphase.
Es gibt auch Bonusmaterial - zwei Songs aus der frühen Produktionsphase, noch mit Drumcomputer, und zwei Live-Aufnahmen. Ich brauche so was in der Regel nicht, für mich sind das keine Kaufkriterien. Aber die Re-releases von MANILLA ROAD sind so großartig aufgemacht, dass ich sie letztlich eh alle im Regal stehen haben will.
Ich hoffe, ihr habt durch diese Rezension Lust bekommen. Das Album ist Pflicht für Metaller mit gutem Geschmack. Wer eine weitere Durchleuchtung der Songs will, kann sich die großartige Rezension von Rüdiger von 2010 durchlesen.
Anspieltipps: Megalodon, Atlantis Rising, Siege Of Atland.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer