MANILLA ROAD - Gates Of Fire
Mehr über Manilla Road
- Genre:
- Epic Metal
- Label:
- Battle Cry
- Release:
- 25.07.2005
- Riddle Of Steel (Frost Giants Daughter 1)
- Behind The Veil (Frost Giants Daughter 2)
- When Giants Fall (Frost Giants Daughter 3)
- The Fall Of Iliam (Out Of The Ashes 1)
- Imperious Rise (Out Of The Ashes 2)
- Rome (Out Of The Ashes 3)
- Stand Of The Spartans (Gates Of Fire 1)
- Betrayal (Gates Of Fire 2)
- Epitaph To The King (Gates Of Fire 3)
Die Epiker aus Kansas gehen mit strammen Schritten auf ihr dreißigstes Jubiläum zu und legen dieser Tage mit "Gates Of Fire" ihr mittlerweile vierzehntes Album vor, das erneut alles bietet, was der Fan von MANILLA ROAD erwartet. Das von einem tollen Artwork gezierte Album gliedert sich in drei separate Konzepte, welche sich jeweils in Trilogieform mit Robert E. Howards "The Frost Giant's Daughter", Virgils römischer Gründungssage "Aeneas" und der griechischen Sage von König Leonidas und der Schlacht von Thermopylae befassen. Die Texte dazu hat der studierte Anthropologe Mark Shelton sehr ansprechend und tiefgründig ausgearbeitet und wie gewohnt sehr eindrucksvoll in Tonform gebracht.
Musikalisch hebt sich das neue Meisterwerk dabei durchaus ein wenig von den beiden Vorgängern ab. Die Unterschiede bestehen darin, dass "Gates Of Fire" für mein Empfinden härter aber auch eingängiger ist als "Spiral Castle", dafür aber streckenweise ein wenig klassischer als "Atlantis Rising". Dass dabei natürlich alle Markenzeichen des typischen Stils von Mark Shelton & Co. erhalten bleiben, versteht sich von selbst. Der Shark teilt sich den Gesang noch immer mit Bryan Patrick, und das ist auch gut so. Selbst mir als eingefleischtem Fan fällt es manchmal sehr schwer, mit hundertprozentiger Sicherheit zu sagen, wer gerade singt. Das spricht für Bryans Fähigkeit, das ureigene Timbre von Shelton sehr authentisch zu interpretieren, so dass eigentlich jedem professionell nörgelnden Nostalgiker die Basis entzogen wird, zumal auch im kompositorischen und instrumentalen Bereich alles eindeutig und unverkennbar den Spirit der klassischen MANILLA ROAD atmet, ohne unerwartete Elemente völlig auszublenden. Die Band bleibt sich treu, ohne sich selbst zu wiederholen.
Der erste Dreiteiler 'The Frost Giant's Daughter' beginnt mit 'Riddle Of Steel' sehr hart. Das Anfangsriff würde auch CELTIC FROST oder DARKTHRONE gut zu Gesicht stehen. Der Gesang während des Verses ist sehr finster und heftig, wobei der Refrain sehr klar gesungen und von einer unsterblichen Hookline gekrönt ist, zu der Bryan auch einige prägnante hohe Schreie beisteuert. Besondere Hochachtung gebührt Schlagzeuger Corey Christner, dessen Beckenspiel hier wirklich herausragt. Dazu liefert Mark Shelton ein vierzig Sekunden langes Solo der Extraklasse ab. Das folgende 'Behind The Veil' ist ein sehr mystisches, ruhiges, balladeskes Stück, das von bezaubernden Akustikgitarren und dem sehr gefühlvollen, recht tiefen aber sehr klaren Gesang Mark Sheltons geprägt wird. 'When Giants Fall' ist sodann schon vom Einstieg mit einem kurzen Solo an das bisher klassischste MANILLA ROAD-Stück dieser Scheibe, durchweg im bandtypischen Stil gehalten und erneut mit einem traumhaften Refrain ausgestattet, den man einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Dazu eine Coda mit Leadgesang und epischen, aber natürlich nicht überladenen Chorarrangements, die dem noch eins draufsetzt.
Demgegenüber ist das zweite Hauptstück 'Out Of The Ashes' etwas sperriger, wächst aber ebenfalls mit jedem Durchlauf. Die drei Stücke sind extrem ausladend, ohne jedoch langweilig zu werden, und haben dazu auch eine dezent doomige Ausstrahlung. Sie erläutern, wie der erste römische Staat von Überlebenden des Massakers in Troja gegründet worden sein soll. Dabei erfolgt der Einstieg in das fünfzehnminütige 'The Fall Of Iliam' mit mystisch gezupften Gitarren und schönen Fills von Schlagzeuger Corey. Das Hauptstück pendelt in den Strophen jeweils zwischen einem brutalen und einem klaren Vers, wobei der Refrain vollständig klar gesungen wird und erneut mit sehr einprägsamen Hooks ausgestattet ist. Dazu gibt es natürlich ausgedehnte Instrumentalpassagen und zwei mehrminütige Soli von Mark Shelton, dessen sehr individuelle Technik mich immer wieder zum Staunen bringt. Das etwas doomige 'Imperious Rise' ist mit sechs Minuten der kürzeste Song dieses Abschnitts und erfordert durch erneut sehr ausgedehnte Instrumentalteile etwas mehr Geduld. 'Rome' ist ebenfalls in manchen Abschnitten sehr zäh und doomig, was auch auf den Gesang im Vers durchschlägt. Das gesangliche Zusammenspiel von Mark Shelton und Bryan Patrick ist hier sehr vielseitig und lässt die Unterschiede zwischen beiden deutlicher hervortreten als andernorts. Schön ist auch die Reprise des Themas aus dem Refrain von 'The Fall Of Iliam', welche zwischen zwei sehr emotionalen Gitarrensoli eingebettet ist.
Es bleibt das dritte Epos 'Gates Of Fire', welches die Schlacht zwischen Persern und griechischen Spartanern bei Thermopylae thematisiert. Das erste der drei Stücke stampft im Marschrhythmus und ist sehr dynamisch ausgestaltet, wenn auch ein wenig perseverativ. Herausragend ist Marks Leadgitarrenspiel, welches das Lied dominiert. 'Betrayal' lässt Corey wieder mehr Raum für sein beeindruckendes Schlagwerk und bietet zudem Elemente orientalischer Melodik auf, welche dem Stück eine sehr elegische Ausstrahlung geben. Beschlossen wird die dritte Trilogie und somit das ganze Album vom zehnminütigen 'Epitaph To The King', bei dem Mark Shelton seine ganze Größe auf der akustischen Gitarre ausspielt. Diese Harmonien sind einfach gigantisch. Dazu kommen der hier sehr emotionale, ruhige Gesang und ein sehnsuchtsvolles Solo, das eine mächtige Gänsehaut verursacht.
Gibt es auch etwas Negatives zu "Gates Of Fire" zu berichten? Nun, eigentlich nicht. Wer die Band bisher nicht mochte, wird sicher durch die neue Scheibe nicht eines Besseren belehrt werden, dazu ist MANILLA ROAD noch immer zu sperrig, zu unkonventionell und zu kompromisslos, aber das ist auch gut so, denn das ist genau das, wofür sie ihre Fans lieben. Bei den ersten Durchläufen erscheint etwas problematisch, dass die eingängigsten Hits der Scheibe allesamt am Anfang stehen, so dass zunächst der Eindruck entsteht, das Album würde im zweiten Drittel abfallen. Doch diese Wahrnehmung ändert sich, sobald man sich richtig in das gesamte Album eingehört hat. Was den bei MANILLA ROAD oft kritisierten Sound angeht, ist natürlich auch dieses Mal zu sagen, dass die Band keine postmoderne Produktion auffährt und manchem Klangfetischisten zu rau klingen mag. Dafür ist der Mix aber für meinen Geschmack recht transparent und passt perfekt zu den epischen Kompositionen der Herren aus Wichita. Jeder Fan der Band kann bedenkenlos zugreifen, und Neueinsteiger machen sicher auch nichts falsch, wenn sie diesem Album mal eine Chance geben. Für mich persönlich ist es definitiv ein heißer Anwärter auf meine TOP10-Liste 2005.
Anspieltipps: Riddle Of Steel, Behind The Veil, When Giants Fall, Epitaph To The King
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle