MANILLA ROAD - To Kill A King
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2017
Mehr über Manilla Road
- Genre:
- Heavy Metal / Epic Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Golden Core / ZYX Music
- Release:
- 30.06.2017
- To Kill A King
- Conqueror
- Never Again
- The Arena
- In The Wake
- The Talisman
- The Other Side
- Castle Of The Devil
- Ghost Warriors
- Blood Island
Zum Vierzigsten die achtzehnte Scheibe: Manilla Road in gewohnt guter Form.
In Mark Sheltons musikalischem Umfeld geht es in den letzten Jahren richtig heiß her. Gleich ob solo, mit seinem Nebenprojekt HELLWELL oder natürlich und vor allem mit dem alten Schlachtross MANILLA ROAD, der nicht mehr ganz so junge Mann ist kreativ absolut auf der Höhe und seine Fans dürfen sich Jahr für Jahr über zahlreiche Auftritte, wunderschöne Rereleases oder feine neue Werke freuen, und so ist es auch keine allzu große Überraschung, dass kaum zwei Jahre nach dem starken Doppelalbum "The Blessed Curse" nun das achtzehnte Studioalbum der exakt vierzigjährigen Karriere MANILLA ROADs in den Startlöchern steht.
Das Album hört auf den mythischen Namen "To Kill A King" und wird von einem sehr feinen Artwork geziert, es enthält in der regulären Version zehn nagelneue Songs, die natürlich klar und deutlich als MANILLA ROAD erkennbar sind, sich dabei aber dennoch ein gutes Stück weit vom Vorgängeralbum abheben. Zum einen hat das neue Album weniger akustische Passagen aufzubieten, was es insgesamt etwas metallischer, wirken lässt, zum anderen hat es aber auch weniger Ausbrüche, was ihm eine stoischere, ja, leicht doomige Aura verleiht. Will ich damit sagen, dass das Album monoton und träge ist? Nein, ganz und gar nicht. Das Album ist abwechslungsreich und spannend, doch es hat gleichwohl eine komplett andere Aura als sein Vorgänger.
Los geht der Reigen mit dem Titelsong, der mit ein wuchtigen Doomriff loslegt, bevor der erste Vers zu gezupften Gitarrentönen erklingt und sich ein getragenes, schweres Zehnminutenepos entfaltet, das es in sich hat. Das folgende 'Conqueror' fängt mit stoischem Gesang an, bevor es sich in ein weitgehend instrumental gehaltenes Leadgitarrenspektakulum entwickelt, das zeigt, dass der Shark schon einen absolut unverkennbaren Frickelstil hat, wenn er mal loslegt. Heulende Sirenen kündigen im Anschluss 'Never Again' an, das mit einem verträumten Intro anfängt, das mit tiefer, warmer Stimme angestimmt wird und sich im Intro von Bass, Zupfgitarren und total entspanntem, von feinen Fills geziertem Schlagzeug tragen lässt, bevor Marks massiv verzerrte Leadgitarre ein schönes Solo einstreut. Ja, Leute, das ist die epische Seite von MANILLA ROAD in Vollendung zelebriert, doch der Song fängt dann genau in der Mitte auch noch an, richtig groovig zu rocken, bevor es umso verträumter und erhabener endet. Ja, das Stück ist ein echtes spätes Highlight der Bandgeschichte.
Auf enorm hohem Niveau geht es direkt weiter, wenn 'The Arena' sich ein wenig an "The Deluge"-Zeiten anschmiegt und hier insbesondere an Volltreffer wie 'Divine Victim' gemahnt, bevor sich mit 'The Wake' gleich das nächste Glanzlicht anschließt. Hier folgt auf ein typisch entrücktes ROAD-Epikintro ein für die Band eher untypischer Songaufbau, der eine sehr spezielle verschleppte Rhythmik, ein interessantes, abgestopptes Riffing und einen verdammt coolen, dezent an SAVATAGE gemahnenden Syntheinsatz einbringt. Bizarrer Vergleich? Nun ja: Ja! Aber mir fällt nichts Besseres dazu ein. Dieses eher lockere Stück wird direkt von einem der düstersten Stücke des Albums abgelöst: Bei 'The Talisman' regiert eher thrashiges und aggressives Riffing, es weht ein Hauch von "Out Of The Abyss", der Bass bollert finster, die Stimme klingt kehliger und gemeiner, das schneidende Gitarrensolo wird vom Bass spannend flankiert, während Neudis Schlagzeug richtig anzieht. Allgemein sind die langen und exzessiven Instrumentalpassagen die ganze Scheibe über niemals langweilig oder Selbstzweck. Sie ergänzen die Songs ganz hervorragend.
Bis hierhin hat die Platte schon genügend Punkte gesammelt, um als mein klares Monatshighlight durchzugehen, doch wer die Band kennt, der weiß, dass sich MANILLA ROAD selten lumpen lässt, und ans Ende einer jeden Scheibe immer noch ein paar Highlights stellt. So verhält es sich auch mit dem letzten Drittel der Königsmörderscheibe. Beim ungewöhnlichen, rezitativen, doomigen 'The Other Side' kann Hellroadie stimmlich zeigen, was er kann, und zwar sowohl im klaren und hohen als auch im dunkel-tiefen Fach. Dem setzt das wieder flottere und melodisch auffälligere 'Castle Of The Devil' noch eins drauf, bevor als Abschlussdoppel das flüssig rockende 'Ghost Warriors' und das wie einst 'Flaming Metal Systems' direkt von einem flammenden Gitarrensolo eingeleitete 'Blood Island' mit einer sehr finsteren, dunkel gehaltenen Shelton-Gesangsdarbietung der Scheibe eindrucksvoll den Garaus machen.
Es bleibt eine Scheibe, die zunächst nicht allzu spektakulär wirken mag, die aber nach einigen Hördurchläufen eine ziemlich starke kompositorische Bandbreite und Tiefe offenbart, und die Song für Song, Hook für Hook und Solo für Solo weitere Trümpfe ausspielt, die dem ROAD-Fan perfekt auf die Kartenhand passen dürften.
Das einzige, was mir an "To Kill A King" ein paar Fragezeichen auf die Stirn zauberte, das waren die widersprüchlichen Angaben diverser Online-Händler darüber, welche Versionen erhältlich sind, und was denn nun wirklich in der teuren Box drin ist. Drummer Neudi sorgt für Aufklärung: Die CD enthält sowohl beim Einzelkauf als auch im Boxset zehn Songs, die LP enthält mit 'Book Of Skelos Pt. I (Book Of The Ancients)' einen exklusiven Bonustrack, während das Boxset zusätzlich eine auch separat erhältliche MCD-Cardsleeve-Single zu 'The Wake' enthält, deren B-Seite mit 'The Battle Of Bonchester Bridge' eine bereits veröffentlichte Albumversion von "Mysterium" ist; sowie zusätzlich eine Flagge, ein Plektrum und eben die Blechbox als Verpackung. Überlegt euch einfach gut, ob die limitierte Auflage für euch genug Mehrwert hat, um richtig tief in die Tasche zu greifen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle