MANOWAR - Gods Of War
Mehr über Manowar
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Magic Circle / SPV
- Release:
- 23.02.2007
- Overture To The Hymn Of The Immortal Warriors
- The Ascension
- King Of Kings
- Army Of The Dead, Part I
- Sleipnir
- Loki God Of Fire
- Blood Brothers
- Overture To Odin
- The Blood Of Odin
- Sons Of Odin
- Glory Majesty Unity
- Gods Of War
- Army Of The Dead, Part II
- Odin
- Hymn Of The Immortal Warriors
- Die For Metal (Bonus Track)
Wer als Rezensent ein neues Album von MANOWAR bespricht, hat im Prinzip schon verloren, bevor er mit dem Schreiben anfängt. Ist er kritisch, werden ihn die übertreuen Warriors teeren und federn, findet er es gut, dann nimmt ihn die Riege der theatralisch lamentierenden Ex-Fans und selbsternannten Underground-Bewahrer auseinander. Zum Glück muss man beide Extrempositionen nur wenig ernst nehmen, war es doch bereits Jahre vor Erscheinen der neuen MANOWAR klar, dass diese das umstrittenste Szenealbum seit, na ja, eben seit der letzten MANOWAR werden würde. Genau so ist es nun gekommen und drum will ich das Hin und Her, das True und False, das Für und Wider an dieser Stelle nicht weiter erörtern, sondern einfach mal deskriptiv zur Sache gehen:
Den Anfang macht mit dem pompös betitelten 'Overture To The Hymn Of The Immortal Warrior' ein ebenso pompös gestaltetes, orchestrales Instrumental, das sich stark an Wagners Schaffen orientiert, und von dem - natürlich - alle Wagner-Experten der Metalszene unisono sagen, dass es Wagner nicht das Wasser reichen kann. Tolle Erkenntnis! Wirklich. Auch und vor allem, wenn man getrost davon ausgehen kann, dass zweimal die Hälfte der berufenen Kritiker vermutlich noch nie eine Wagner-Oper angehört hat. Mit über sechs Minuten ist das Intro sehr lang, sehr theatralisch und eben bis zum Abwinken mit orchestralem Pathos und Chor durchwirkt. Nicht Metal, nicht jedermanns Sache, aber es erzeugt definitiv genau die Atmosphäre, die Joey für seine aktuelle Wikinger-Oper haben wollte. Ich flipp deswegen nicht aus vor Begeisterung, aber es bringt mich durchaus in die richtige Stimmung für das Album. Diese Stimmung greift das vielen schon bekannte Erzähler-Intro 'The Ascension' gekonnt auf, und auch wenn wir hier erneut den guten Joey mit verzerrten Effekten referieren hören und nicht einen fähigen Schauspieler mit charismatischer Stimme, hat das Stückchen durchaus Ausstrahlung, die sich deutlich steigert, sobald mit Eric Adams einer der letzten großen Gott-Sänger endlich die Stimme erhebt, um das Album zu veredeln. Es folgt mit 'King Of Kings' der erste "richtige" Song der Scheibe, welcher auch gleich als Highlight durchgeht, da er von diversen Stimmungswechseln geprägt ist, Epik wie Härte und Erhabenheit wie Geschwindigkeit enthält. Erics Gesangsleistung ist auch über den letzten kleinen Zweifel erhaben und nach wie vor überirdisch. Darauf bestehe ich! Mancher Metaller mag ein Problem damit haben, dass die Gitarrenarbeit bei MANOWAR das Metal-Riff vernachlässigt und zu sehr im rhythmischen Gestampfe verhakt ist, doch das ist nun wahrlich keine neue Entwicklung mehr. Schade, ja, aber mir nimmt's den Spaß an dem Album nicht.
Das a cappella gesungene 'Army Of The Dead, Part I' ist etwas, das man in dieser Form von MANOWAR bisher nicht kannte und ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich das richtig gut finde, auch wenn das Chor-Arrangement produktionsbedingt etwas synthetisch wirkt. Möchte ich dennoch nicht missen. Was folgt ist ein weiteres großes Highlight, namentlich die Hymne an Odins Hengst 'Sleipnir', die in Hörspiel-Manier mit Hufgetrappel, Wiehern und Joeys Rezitationen loslegt und sich dann in ein Stück entwickelt, das mit etwas organischerem Sound und schärferem Drumming auch auf "The Triumph Of Steel" eine gute Figur abgegeben hätte. Bei 'Loki God Of Fire' präsentiert sich die Truppe für heutige Verhältnisse ziemlich heftig und gitarrenlastig, was allerdings noch besser wirken würde, wenn auch Scott Columbus mal wieder richtig anziehen würde, statt nur den berühmten stoischen Rhythmus zu klopfen. Karl Logan zeigt dafür, dass er lange nicht so schwach ist, wie ihn manche gern machen. Eric Adams kreischt in fast schon Halfordschen Gegenden und versucht sich erfolgreich an Stilelementen, die nicht absolut urtypisch für ihn sind, was Song und Album etwas aufpeppt.
Die obligatorische Ballade heißt dieses Mal 'Blood Brothers' und wie jede MANOWAR-Ballade wird auch diese von Tränen der Rührung bis zu angewiderten Kitschvorwürfen jede Art von Reaktion nach sich ziehen. Ich steh scheinbar auf Kitsch, denn ich finde außer dem Gesang auch die Arrangements und den die wahre Freundschaft beschwörenden Text völlig genial und krieg bei jedem Hören Gänsehaut; wahrscheinlich einfach, weil ich genau weiß, wem ich persönlich dieses Stück widme und weil ich weiß, wie viel mir die Textzeile "I Am Thy Friend" in dem Moment bedeutet. Sauber in der Tradition von 'Master Of The Wind', 'Where Eagles Fly', 'Courage' und 'Swords In The Wind'. Sodann steht die nächste orchestrale Ouvertüre an, und zwar die zur Odin-Trilogie, welche mit dem eher verzichtbaren Erzählerpart 'The Blood Of Odin' (erneut Joey mit verzerrter Stimme) weiter geht und dann endlich mit dem von der Single bekannten 'Sons Of Odin' ihren großen Höhepunkt findet. Der Song klingt in der neuen Version etwas gitarrenlastiger und weniger pompös, doch auch hier ist es allein Eric Adams, der aus einem soliden Song mit netter Dramatik eben doch etwas Großes macht.
Für die 'The Warrior's Prayer'-Fortsetzung 'Glory Majesty Unity' wurden alte Aufnahmen mit "Grandfather" Arthur Pendragon Wilshire exhumiert, und das Hörspiel kommt richtig gut, bis irgendwann eine blecherne Armee das berühmte Gebet nachspricht, was doch ziemlich peinlich und unnatürlich tönt. Warum nicht einfach eine Horde Fans sprechen lassen, statt eine technoide Armee von Klonkriegern, oder was immer das sein mag. Dennoch als Intro für den epischen Titeltrack sehr passend. Dieser hat außer einer begleitenden E-Gitarre und einem urtypischen Logan-Solo wirklich recht wenig Metal im Blut, dafür aber jede Menge Orchester-Pathos, den man nicht unbedingt mögen muss, aber durchaus beeindruckend finden darf. Erics Gesangsleistung ist hier phänomenal und erinnert mich ziemlich stark an 'Achilles'. Es folgt der dem ersten sehr ähnliche und mit Kirchenorgel verzierte zweite Teil von 'Army Of The Dead', bevor das auf der EP noch instrumentale 'Odin' nun endlich als echter Metalsong vorgestellt wird, der als weiteres Highlight durchgeht und auch den zahlreichen Kritikern einiges an Respekt abringen dürfte. Hier steht die Gitarrenarbeit von Karl Logan mehr im Mittelpunkt und ist gar nicht mal mager. Auch Erics Gesang hat einige Elemente aufzuweisen, die man nicht schon von zig anderen MANOWAR-Songs kennt. Schöne Melodielinien und angenehme Dramatik, starker Text intensiv rübergebracht. Desgleichen gilt für die schöne epische Ballade 'Hymn Of The Immortal Warriors', welche Joeys aktuell immense Vorliebe für RHAPSODY erahnen lässt, dabei kaum metallisch klingt, aber trotzdem großartig, wenn auch die Italien-Referenz in den Chören des Refrains fast schon zu deutlich ist. Dafür ist das Logan-Solo dann überraschend rockig. Als Bonustrack gibt es noch das extrem simple und mit deutlichem Augenzwinkern eingetütete 'Die For Metal', das Joey seinem Busenkumpel Götz Kühnemund höchstpersönlich gewidmet hat. Proloshouts, LED-ZEP-Riff und eine mächtig flache Message inklusive. Kann man nicht unbedingt ernst nehmen, ist aber trotzdem nett eingängig und von Eric auch mit einem ziemlich rock'n'rolligen Feeling intoniert.
Die Kritikpunkte hab ich genannt, so dass ich hoffe, dass mir keiner die berüchtigte Rosabebrilltheit unterstellen wird, aber so gut ich verstehen kann, dass manche Leute wegen dieser Punkte die große (demonstrierte) Krise bekommen, so klar muss ich auch feststellen, dass mich das alles nicht wirklich stört. So lange die Stücke von diesem grandiosen Sänger intoniert werden, so lange Joey DeMaio es mit seinem urtypischen Songwriting schafft, bei aber auch wirklich JEDEM Stück dafür zu sorgen, dass ich es fast schon nach dem ersten Hören auswendig kann, und so lange ich noch immer bei so ziemlich jeder Hookline Gänsehaut bekomme, haben Eric, Joey & Co. bei mir ganz hochoffiziell Narrenrecht und ich schon im Februar mein Album des Jahres. Aber das ist auch etwas, was schon im Vorfeld klar war.
Anspieltipps: King Of Kings, Sleipnir, Loki God Of Fire, Blood Brothers, Odin
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle