MARILYN MANSON - The Pale Emperor
Mehr über Marilyn Manson
- Genre:
- Industrial Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Vertigo
- Release:
- 16.01.2015
- Killing Strangers
- Deep Six
- Third Day Of A Seven Day Binge
- The Mephistopheles Of Los Angeles
- Warship My Wreck
- Slave Only Dreams To Be King
- The Devil Beneath My Feet
- Birds Of Hell Awaiting
- Cupid Carries A Gun
- Odds Of Even
Elektronisches Leiden und rockige Schwermut.
Die Zeiten, in denen Brian Hugh Warner als Schrecken besorgter Eltern durch die Nacht schlich und durch eine kräftige Industrial-Schockrock-Brise Salz in deren Wunden streute, sind vorbei. Er verkörperte einst das Böse der Musikszene, war gefürchteter als KISS und ALICE COOPER in den 1970er Jahren und stellte das Extrovertierte auf eine völlig neue Ebene. Doch spätestens nach dem 2003er "The Golden Age Of Grotesque"-Album wich das Mysterium rund um MARILYN MANSON ein wenig in den Hintergrund. Die Musik wurde zwar noch wahrgenommen, aber für einen richtigen Schock sorgten die darauffolgenden Alben eher nicht. Das unscheinbare Gefühlsleben "Eat Me, Drink Me" war ein Schuss in den Ofen und "The High End Of Low" hatte trotz der Wiederkehr Ramirez' und guter Ansätze noch nicht jenes Feuer, was MARILYN MANSON einst versprühte. Das änderte sich jedoch mit "Born Villain", das mit wesentlich mehr Zunder und Energie die Kritiker etwas ruhiger stimmte. Nun steht Album Nummer neun an und bereits nach den ersten Durchgängen wird klar, dass "The Pale Emperor" kein einfaches zu sein scheint.
Um jedoch die wahre Wirkung dieser Scheibe zu begreifen, darf man das Album nicht als lose Musik, sondern als Kunst verstehen. Mit diesem Hintergedanken fügen sich die einzelnen Mosaiksteinchen zu einem Gesamtwerk zusammen, das zum einen den Mann hinter der Maske MARILYN MANSON besser verstehen und zum anderen die Hörerschaft Teil seines musikalischen Ichs werden lässt. Ab der ersten Minute hört man nicht nur einfache Musik, sondern wird von einem düsteren, bedrohlichen Schleier umhüllt, taucht ein in die tiefsten Ebenen Warners Seele und wacht erst nach Ablauf dieses hochinteressanten, einlullenden Alptraums wieder aus der Trance aus. MARILYN MANSON hat es also wieder einmal geschafft.
Eher schleppend eröffnet 'Killing Strangers' den Reigen, das zunächst recht unspektakulär erscheint, sich nach gewisser Dauer jedoch als intensiver Ohrwurm entpuppt. Bereits früh gehen Finsternis und elektronische Spielerein Hand in Hand, ein Prozedere, das die kommende Spielzeit bestimmen wird. 'Deep Six' ist wieder etwas härter ausgefallen und der Antichrist Superstar macht seinem Namen alle Ehre, ehe mit der ersten Singleauskopplung 'Third Day Of A Seven Day Binge' wohl die typischste, eingängingste MARILYN MANSON-Nummer ansteht. Es folgen 'The Mephistopheles Of Los Angeles' mit coolem Refrain, mit dem melancholischen, schwerfälligen 'Warship My Wreck' mein persönliches Highlight, bei dem Warner seine ganze Verzweiflung offenbart, sowie das wieder etwas rockigere 'Slaves Only Dream To Be King'. Bereits nach der ersten Plattenhälfte wird also deutlich, dass der Künstler an seine damaligen Glanztaten anknüpfen und sie mit neuer Melancholie und Verzweiflung aufpeppen möchte. Seine Leiden gelangen dem Hörer unmittelbar ins Ohr, bei der passenden Atmosphäre ist eine Faszination und Gänsehaut unumgänglich.
Auch die zweite "The Pale Emperor"-Hälfte kann davon ein Liedchen singen. 'The Devil Beneath My Feed' hat durch seine poppige Art eine gewisse Zugänglichkeit, ein Song, der sich binnen weniger Takte im Ohr einnistet und 'Cupid Carries A Gun' ist Herrn Manson schlicht und ergreifend auf den Leib geschneidert. Ein toller, berdrückender Song, der auf Anhieb gefällt. Zwar hält das Album mit dem verzerrten, arg verstörenden 'Birds Of Hell Awaiting', sowie mit dem sehr gut beginnenden, aber dann etwas unspektakulären Abschluss 'Odds Of Even' auch eher mitteklassige Songs bereit, das der gesamten Klasse jedoch Abbruch tut.
"The Pale Emperor" ist also trotz der recht eingängigen Songs ein sehr abwechslungsreiches Album geworden, auf dem MARILYN MANSON die Marschroute von "Born Villain" fortsetzt und zur einstigen Klasse zurückfindet. Auch wenn das Album gewisse Zeit und Geduld braucht, entfaltet es recht unbemerkt seine gänzliche Wirkung und umhüllt den Zuhörer mit einer schaurig schönen Atmosphäre. Depressionen und Kummer auf der einen Seite, der rockige Teil der Unterwelt und die Souveränität des Ausnahmekünstlers auf der anderen, "The Pale Emperor" setzt MARILYN MANSON wieder auf die Schiene des Grotesken.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp