MARSH AND THE AUTUMN GHOST, RHYS - The Blue Hour
Mehr über Marsh And The Autumn Ghost, Rhys
- Genre:
- Progressive Rock / Artpop
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Termo (Just For Kicks)
- Release:
- 28.09.2012
- And I Wait
- Read The Cards
- The Movements Of Our Last Farewell
- Broken Light
- Wooden Heart
- Further From The Truth
- The Place Where You Lay
- One More Moment
Melancholische Herbst-Klangmalerei aus Norge
In Norwegen lässt sich besser Musik machen, dachte sich Rhys Marsh und zog aus seiner Heimat England in den skandinavischen Norden. Zusammen mit vielen Musikern aus der skandinavischen Art/Prog-Rock-Szene (THE AUTUMN GHOST) legt er sein drittes Soloalbum "The Blue Hour" vor.
Was hat man zu erwarten von einem Singer/Songwriter und Mitgliedern u.a. von JAGA JAZZIST, ÅNGLÅRD, und WHITE WILLOW? Die Antworten darauf werden so zahlreich sein wie die Assoziationen, die man jetzt anbringen könnte. Fest steht jedenfalls: in Hektik oder nebenbei braucht man "The Blue Hour" nicht zu hören. Dazu ist das Ambiente zu ruhig und getragen, die Songs zu fragil, um nicht aufmerksam wahrgenommen werden zu müssen. Die zweite Feststellung: die Bezeichnung seiner Begleitmannschaft (THE AUTUMN GHOST) passt sehr zur musikalischen Ausrichtung des Werkes. Wer einmal einen Herbst in Norwegen verbracht hat, kann sich vielleicht noch besser in die Stimmung einfühlen, die uns hier präsentiert wird. Stilmittel um das zu vermitteln, ist vor allem der prägnante Einsatz von Holzbläsern, der sich auf allen Songs als starkes Trademark ausmachen lässt.
Einen Schritt weiter wären wir also. Die stilistische Orientierung am Jazz-Rock und an instrumentalen Passagen á la ÅNGLÅRD ist omnipräsent und wird eng verwoben mit der pathetischen Singer/Songwriter-Schlagseite von Chefmelancholiker RHYS MARSH. Selbst in simplen Passagen, wo er nur durch Glockenspiel oder eine Oboe begleitet wird, schimmert der rote Faden in der blauen Stunde durch. Für meinen Geschmack ist es immer eine Stärke, wenn Songs unterschiedlichen Charakters ein homogen klingendes Album formen.
Deswegen fällt es mir auch schwer, einzelne Songs hervorzuheben. Die ungewöhnliche Instrumentierung, der mehrstimmige Gesang, das alles sind Faktoren, wie "The Blue Hour" so schlüssig klingen lassen. Selbst das Cover-Art spiegelt die Tristesse wieder, die einem im wolkenverhangenen Trondheim an einem Herbstnachmittag ereilt. Wie viele emotional packende Alben geht es hier also mehr um die Sprache der Musik als eine möglichst virtuose Grammatik der technischen Ausdrucksmöglichkeiten. Gewiss lässt sich hier zwischen den Zeilen lesen, aber auch die gelungene Semantik der musikalischen Sprache von RHYS MARSH AND THE AUTUMN GHOST reicht um das vorliegende Album schätzen zu lernen. Wie gerne wäre ich jetzt in Norwegen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Nils Macher