MARTIN TEMPLUM DOMINI - Martin Templum Domini
Mehr über Martin Templum Domini
- Genre:
- Instrumental Metal / Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 01.10.2019
- Prelude To Hell
- Inferno
- Paradise
- Through The Hades
- Underworld
- Torn Souls
- The Minos Judgement
- On The Shores Of Styx
- Fallen Angels
- The Frozen Betrayal
- Templum Domini
Anstrengendes Debüt eines Virtuosen an der Gitarre
Ein kurzer Blick auf eines der Musikvideos von MARTIN TEMPLUM DOMINI lässt schnell erahnen, dass Bandkopf und Gitarren-Virtuose Carlos Martin in seiner Jugend ein großer Fan von Neo-Klassik-Guru und Shred-Großmeister YNGWIE MALMSTEEN gewesen sein muss. Die weiße Stratocaster, die blitzschnelle Fingerakkrobatik und auch die Bühnenpräsenz des Musikers aus Barcelona - das musikalische Vorbild scheint hier einfach an allen Ecken und Enden durch. Da ist es natürlich kein Wunder, dass Martin gemeinsam mit seinen beiden Mitstreitern Mario Vico (Schlagzeug) und Ivan Martin (Bass) für das erste Lebenszeichen seines Bandprojekts unter dem schlichten Titel "Martin Templum Domini" ein komplett ohne Gesang auskommendes Album eingezimmert hat.
Nach dem kurzen (und für meinen Geschmack mit zu viel Pathos beladenen) Intro 'Prelude To Hell' folgt beim eigentlich Opener 'Inferno' aber sofort die faustdicke Überraschung, denn anstatt in Richtung des klassischen Hard Rocks eines YNGWIE MALMSTEENs zu schielen, zitiert der flotte Opener munter traditionellen Heavy Metal und lässt gerade in Sachen Tempo sogar an die europäische Power-Metal-Fraktion denken. Natürlich serviert uns Carlos Martin auch eine ordentliche Portion der bereits eingangs erwähnten Fingerakkrobatik, doch insgesamt ist der Song überraschend eingängig und findet so trotz des fehlenden Gesangs schnell den Weg ins Gedächtnis des Hörers. Ähnlich rasant und catchy schallt auch das folgende 'Paradise' aus den Boxen, wobei hier die Lead-Gitarren großteils wohltuend in den Hintergrund treten und einem wunderbar vertrackten Gitarren-Riff weitestgehend das Spielfeld überlassen. Habe ich mit meiner eingangs erwähnten Parallele zum schwedischen Fingerflitzer also daneben gelegen? Nicht wirklich, denn spätestens 'Torn Souls' und das epische 'On The Shores Of Styx' strotzen schließlich nur so vor neo-klassischen Malmsteen-Referenzen und hätten sich auch auf einem der letzten Alben des Großmeisters hervorragend gemacht.
Leider gehen mit den vielen positiven Vergleichen zu Malmsteen (insbesondere in der technischen Ausführung muss man die Leistung von Carlos Martin bewundern) auch die Eigenschaften einher, die viele Alben des Schweden so schwer verdaulich machen. Denn ähnlich wie sein Vorbild drückt auch Martin das Gaspedal oftmals zu sehr durch und übertreibt es mit dem praktisch dauerhaften Gefrickel auf seiner Stratocaster gerne einmal. Das resultiert darin, dass nahezu alle Songs auf dem Erstling im gleichen halsbrecherischen Tempo auf den Hörer eindreschen und diesen damit ziemlich schnell gegenüber den dargebotenen Kompositionen abstumpfen lassen. Ruhepunkte wie das von einer Akustikgitarre angeführte 'Fallen Angels' sucht man so leider vergebens, doch gerade diese hätten der Platte in größerer Anzahl sicherlich gut getan. Schlussendlich schmälert der etwas dumpfe Sound des Silberlings, der phasenweise den Gitarren deutlich zu viel Platz im Klangbild einräumt, den Hörgenuss und trägt dazu bei, die mangelnde Dynamik der Scheibe noch deutlicher zu machen.
Dennoch fällt das Fazit lange nicht so negativ aus, wie es der letzte Abschnitt vermuten lassen könnte. Ja, Carlos Martin hat noch nicht herausgefunden, wie er sein überbordendes Talent und die offensichtlich unbegrenzt vorhandene Energie so kanalisieren kann, dass aus seinen Ideen auch ein schlüssiges und im Gesamtkontext funktionierendes Album wird. Auf einen Song betrachtet bringt der Spanier aber alles mit, um auf lange Sicht in der Champions League der Rock- und Metal-Gitarristen mitzuspielen.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs