MARTIN, JIMMY - Wild At Heart
Mehr über Martin, Jimmy
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 4.00
- Label:
- Fastball Music (Soulfood)
- Release:
- 27.09.2013
- Live Your Dream
- Break Free
- Love Don't Live Here Anymore
- I Wish You Here Tonight
- Born To Run
- Love Somebody
- Different
- Love Is The Answer
- When Your Smile Fades Away
- Life Without Love
- My Sharona
Weichspülrock mit der richtigen Rezeptur, aber es schmeckt trotzdem nicht.
Eine ausführliche Biografie Jimmys würde mir wahrscheinlich eine Sehnenscheidenentzündung vom Tippen bescheren, so dass sich mich jetzt mal kurz fasse. Er war die Stimme von FISC, falls noch jemand die melodischen Barden aus Frankreich kennt, er nahm am Eurovison Songcontest für Irland teil, komponierte Songs für RTL und Grammy-Sieger. Eine etablierte Größe im Melodic-Rock-Zirkus eben, die mit Musikern bekannter Bands wie STATUS QUO oder SIMPLY RED zusammen gearbeitet hat.
Diese Zusammenfassung deutet aber auch an, was wir hier erwarten dürfen. Seichte Pop-Rock-Songs voller Klischees und austauschbarer Lyrik mit dem Härtegrad irgendwo zwischen Paul Young und John Farnham. Duette mit Robin Beck und Rick Springfield untermauern diese Erwartungshaltung, die sich auch durchgehend bestätigt. Nun ist das an sich ja kein Kritikpunkt, nur ist dies bekannterweise eine schwierige Spielwiese, auf der man gekonnt auf dem Grat zwischen Belanglosigkeit und zu hohem Schmalzgehalt balancieren muss, was nur selten gelingt. Leider verliert auch Jimmy auf "Wild At Heart" häufig die Balance.
So fallen als erstes einmal die furchtbaren Computer-Drums auf, die den Songs überhaupt keine Durchschlagskraft geben und das Schmalz dominieren lassen. Gleich beim Opener 'Live Your Dream' wird das deutlich. Ansonsten ein ordentlicher, wenn auch völlig unorigineller Song, der nach ungenutzten Überbleibseln von ROXETTE klingt. Dass danach gleich mal eine Power-Ballade folgt, ist bezeichnend für die Ausrichtung von "Wild At Heart", zumal es mit relativ unscheinbaren Songs mit "Oh-oh-oh"-Chören oder übertriebenen "Na-na-nas" und akustischen Gitarren oder Piano weitergeht, die in radiokompatible Refrains münden, die leider nur selten zünden.
Martin ist ein Kind der Achziger, ganz offensichtlich. Das ganze Album klingt altbacken, die Keys und lyrischen Ergüsse der Marke "reim dich oder ich hau dich" waren vor dreißig Jahren schon unoriginell. Und dann diese Drums! Die töten sogar das Duett mit Rick Springfield vom ersten Ton an, obwohl 'Love Somebody' sonst einer der Topsongs des Albums wäre. Wenn auch eine Coverversion, was auch wieder bezeichnend ist.
Was nach Genuss des Albums bleibt, ist ein Appetit auf richtig gute Songs dieses Genres. STAN BUSH. ASIA. MIKE AND THE MECHANICS. SAGA. Jimmy heizt an, aber "Wild At Heart" befriedigt nicht. Es fehlt der Punch, der Songs aus dem schmalzigen Sumpf herausragen lässt und den Drang erweckt, das Album nochmals aufzulegen. Ein Album, das man ganz einfach reduzieren kann auf die Aussage "ganz nett". Und wie wir alle wissen, ist nett der kleine Bruder von..., nee, das sage ich jetzt nicht. Wir wollen ja das Niveau wahren.
- Note:
- 4.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger