MARTIN, TONY - Scream
Mehr über Martin, Tony
- Genre:
- Hardrock
- Label:
- Major MTM / SPV
- Release:
- 18.11.2005
- Raising Hell
- Bitter Sweet
- Faith In Madness
- I'm Gonna Live Forever
- Scream
- Surely Love Is Dead
- The Kids Of Today (Don't Understand The Blues)
- Wherever You Go
- Field Of Lies
Sechs Jahre nach "The Cage" erscheint nun mit "Scream" das dritte Soloalbum von TONY MARTIN. ("The Cage 2" ist unter dem Namen MOLLO - MARTIN erschienen und scheint eher Dario Mollos Baby zu sein.) Normalerweise verheißen so lange Veröffentlichungspausen nichts Gutes, denn die Unterbrechung der Kreativität macht sich leider deutlich bemerkbar (vgl. METALLICA, WHITESNAKE, AC/DC). Nicht so hier: TONY MARTIN ist mit "Scream" ein wirklich gutes Scheibchen gelungen.
Die CD beginnt mit 'Raising Hell', das gut losrockt. Die Gitarren krachen, die Becken scheppern, und dann erklingt Tony Martins unverkennbare Stimme. 'I'm Gonna Live Forever' hat eine äußerst eingängige Melodie, die einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf geht. Das rockende Titelstück ist mit einer frostigen Orgel, einer Geige und Motorengeräuschen angereichert. Herausragend ist das wild-romantische 'Surely Love Is Dead' und das düster rockende 'Field Of Lies'. Mit 'Wherever You Go' ist auch die obligatorische Ballade vertreten, die allerdings aufgrund der klebrigen Streicherklänge eher schwach ausgefallen ist. Dass auch der Humor nicht zu kurz kommt, zeigt die Nummer 'The Kids Of Today (Don't Understand The Blues)' mit dem Thema Generationenkonflikt im Rock'n'Roll. Diese Wehklage über den Verlust des Blues ist ein eingängiger Rocker, der selbst mit Blues nicht viel am Hut hat - bis die Gitarre ein typisches (oder klischeehaftes) Bluessolo spielt.
Da Tony Martin von etwa Mitte der 80er bis Mitte der 90er Sänger bei BLACK SABBATH war, stellt sich natürlich die Frage, inwieweit "Scream" nach SABBATH klingt. Die Platte ist kein SABBATH-Abklatsch, aber natürlich erinnert sie stellenweise an die Großmeister der Düsterrocks, vor allem an "The Eternal Idol" (1987), Tonys Einstand bei Iommi und Co. Aber das ist in Ordnung; schließlich war Tony fast zehn Jahre Mitglied dieser Gruppe und dabei auch am kreativen Prozess beteiligt. Am ehesten erinnert der Rausschmeißer 'Field Of Lies' an BLACK SABBATH. 'Bitter Sweet' scheint mit dem Thema ironisch umzugehen: Der düstere Klang und der typische Stampfrhythmus am Anfang scheinen alle SABBATH-Klischees zu erfüllen, bevor das Stück sich durch akustische Gitarren und schließlich eine große orchestrale Klangkulisse immer weiter von diesem Sound entfernt.
"Scream" ist ein empfehlenswertes Rockalbum mit leichter Schlagseite zu dunklen Tönen geworden. Das wichtigste Stilmittel ist aber Tonys unverkennbare Stimme. Hier sollte jeder Rocker mal reinhören. Besonders wenn er noch mal die Stimme des Überhammers "Headless Cross" hören will. Bemängeln kann man höchstens die kurze Spieldauer von nicht ganz 45 Minuten.
Anspieltipps: Raising Hell, Bitter Sweet, Scream, Surely Love Is Dead
- Redakteur:
- Stefan Kayser