MARTYR - Planet Metalhead
Mehr über Martyr
- Genre:
- Heavy Metal (NWoBHM)
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Pt78 Records
- Release:
- 24.02.2022
- Raise Your Horns, Unite!
- Demon Hammer
- Children Of The Night
- Fire Of Rebellions
- No Time For Goodbyes
- Metal Overdrive
- La Diabla!
- Diary Of A Sinner
- Church Of Steel
- Wings In A Darkened Soul
Gelungenes Spätwerk ohne ganz große Höhepunkte.
Die Niederländer MARTYR sind ein weiterer Fall einer Old-School-Heavy-Metal-Band, die nach langer Auszeit von der Aussicht auf einen Auftritt beim "Keep It True"-Festival im Jahr 2005 aus dem zu frühen Ruhestand gelockt wurde. Es folgte das sehr durchwachsene Comeback-Album "Circle Of 8" im Jahr 2011, das von Fans und Presse dank steriler Produktion und austauschbarem Songmaterial nicht besonders wohlwollend aufgenommen wurde. Mit "You Are Next" zeigte die Formkurve im Anschluss wieder nach oben und nun soll mit dem etwas klischeehaft betitelten "Planet Metalhead" dieser Trend fortgesetzt werden.
Klischee ist übrigens ein gutes Stichwort, denn selbst für einen durchaus eingefleischten Anhänger von klassichem Heavy Metal wie mich ist der Text des Openers 'Raise Your Horns, Unite!' harter Kitsch-Tobak. Dafür ist die Nummer musikalisch eine sehr gelungene Mischung aus Einflüssen der New Wave Of British Heavy Metal und dem HELLOWEEN-Frühwerk, wobei letzteres gerade im extrem melodischen Mittelteil durchscheint. 'Demon Hammer' und 'Children Of The Night' sind im Anschluss ebenfalls rasante Schwermetall-Nummern mit einigen feinen Gitarren-Leads und Riffs, denen gleichzeitig aber die ganz großen Hooklines fehlen, um sich auch im Langzeitgedächtnis des Hörers festzusetzen. Bei allem Pathos hatte der Opener zumindestens einen Refrain, den man so schnell nicht mehr vergisst. Ebenfalls beißt sich 'Fire Of Rebellions' schnell im Gehörgang fest und bietet mit seinem gedrosselten Mid-Tempo-Stampfen eine wohltuende Abwechslung nach den drei eher temporeichen Nummern zu Beginn.
'No Time For Goodbyes' tritt im Anschluss noch härter auf die Bremse, setzt größtenteils auf cleane Gitarren und getragenen Gesang, wodurch die elektrisch verstärkten Refrains und die Solo-Sektion im Mittelteil noch besser zur Geltung kommen. Insgesamt eine wirklich gelungene Halbballade, die der Platte zu recht auch als Single vorweg geschickt wurde. Mehr ähnlich epische und getragene Momente hätten dem Silberling sicher gut zu Gesicht gestanden, denn zu oft verlaufen sich die Niederländer in der Folge in ähnlichen, galoppierend nach vorne preschenden Songformaten. Zugegeben, 'Church Of Steel' und 'Diary Of A Sinner' gehen in dieser Hinsicht durchaus als Höhepunkte durch, auf die komplette Spielzeit hin betrachtet fehlt aber einfach ein wenig Abwechslung, um aus "Planet Metalhead" eine wirklich starke Heavy-Metal-Scheibe zu machen.
So wird MARTYR knapp vierzig Jahre nach der Bandgründung auch weiterhin eher ein Geheimtipp bleiben, denn für den ganz großen Wurf fehlt dem fünften Langeisen einfach noch der ein oder andere echte Hit. Freunde und Freundinnen von klassischem Schwermetall und der New Wave of British Heavy Metal im Speziellen sollten trotzdem ein Ohr riskieren, denn innerhalb der Grenzen des Genres liefern die Niederländer durchaus ein ordentliches Album ab.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs