MARY'S GUNNS - Mary's Gunns
Mehr über Mary's Gunns
- Genre:
- Hard Rock / Sleaze
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenpressung
- Release:
- 21.09.2012
- On The Leave
- Feel The Touch
- The Best Is Yet To Come
- It's So Easy (Lovin' You)
- Witch Doctor
- Roll With Me
- Dirty Little Lover
- Easy Livin'
- Long Road To Hell
- Forsake The Light
Ein großartiges Hard-Rock-Highlight aus Kanada!
Frischen und unverbrauchten Sleaze Rock sucht man sich am besten bei den kleinen Bands. Bei den unbekannten, den Undergroundbands. Die sind unabhängig, beugen sich keinen Konventionen und ziehen ihr Ding oft ohne Rücksicht auf Verluste durch. Dazu zählen auch MARY'S GUNNS aus British Columbia, Kanada. Das Land ist nicht unbedingt für sleazigen Hard Rock bekannt, aber MARY'S GUNNS sind auf einem guten Weg, das zu ändern.
Das 2012 erschienene, selbstbetitelte Album ist derart frech und rotzig, das sie (nicht zuletzt auf Grund des Sängers) größtenteils an einen wilden Mix aus SKID ROW und den BACKYARD BABIES erinnern. 'The Best Is Yet To Come', der dritte Song auf dem Album, ist Programm und nebenbei selbst schon eines der vielen Highlights auf der Scheibe. Denn danach startet das Album erst voll durch. Eine einzelne Gitarre zu Anfang und ein Refrain, der irgendwo zwischen RATT, CINDERELLA und POISON liegt, so kreieren die Jungs einen der besten Hard-Rock-Songs der letzten Jahre.
Dazu gesellen sich abwechslungsreiche Rocker wie der mächtige Opener 'On The Leave', das bassbetonte 'Witch Doctor' (die Gitarre klingt bisweilen sehr nach Tom Morello) oder das fiese, kleine 'Dirty Little Lover'. Klein ist auch ein Stichwort, zusammen mit dem folgenden URIAH HEEP-Klassiker 'Easy Livin' ist er ein unter dreiminütiges Beispiel, das Rock keine Längenbeschränkung kennt. 'Roll With Me' besitzt gar einen sehr bluesigen Rhythmus, der den Refrain zu einer spaßigen Angelegenheit macht.
Man bewegt sich überwiegend im Midtempo, an das sich sogar die Soli stellenweise anpassen. Die Soli! Intelligent, technisch solide, schneiden sie sich immer wieder durch die Riffwände und veredeln jeden Song. Gesanglich klingen MARY'S GUNNS auf dem eben erwähnten 'Dirty Little Lover' mehr als alles andere an die schwedischen Garage/Rotzrockbands der Marke HELLACOPTERS oder BACKYARD BABIES.
Abgerundet wird das Vergnügen von 'Forsake The Light'. Eine Orgel ertönt, verfremdete Gitarren wabern, der Bass setzt stampfend ein und der Gesang erklingt. Das Ganze wirkt leicht mystisch, bis die Riffs hinzukommen und der Song zu einem Rotzrock/Hard-Rock-Hybrid mutiert. Die Orgel bleibt dabei steter Bestandteil. Jon Lord würde sich freuen.
Das besondere an jedem Song ist die Abwechslung, die Riffs werden in den Strophen sehr gezielt eingesetzt und nur in den Refrains kommt die volle Wucht auf den Hörer zu. Dazu gibt’s vereinzelt ein Keyboard und mit 'It's So Easy' eine wundervolle Ballade, wie sie direkt aus den goldenen Achtzigern stammen könnte, inklusive einem leichten Hauch Southern Rock.
"Mary's Gunns" ist ein in jeder Hinsicht überzeugendes Sleaze-Rock-Album geworden. Mehr "hard" als "sleaze", aber die Spielfreude ist beeindruckend und die sehr gute Produktion tut ihr übriges. Man kann das Album als altertümliches Relikt aus vergangenen Tagen abtun, würde dem allerdings nicht gerecht werden. Sich von anderen Bands im Hard Rock abzuheben und trotzdem den Achtzigern in jeder Minute zu huldigen ist eine schwierige Aufgabe, die die wenigsten so grandios hinbekommen, wie MARY'S GUNNS aus Kanada. Vielleicht wird’s ja doch irgendwann eine Hochburg für von den Achtzigern inspirierten Rock. Mit das stärkste Hard-Rock-Album des just abgelaufenen Jahres. Mehr davon.
Anspieltipps: The Best Is Yet To Come, Witch Doctor, Dirty Little Lover, Forsake The Light
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe