MASSENDEFEKT - Lass die Hunde warten
Mehr über Massendefekt
- Genre:
- Punk Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- MD Records/Warner
- Release:
- 26.01.2024
- Zugvögel
- Nicht OK
- Tag am Meer
- Sommerregen
- Insomnia
- Disko
- Pferdekotzen
- Weil du weinst
- Leuchtfeuer
- Halt die Welt an
- Solitär
- Teufel
Mit Nachhall zurück.
Obwohl es diesmal für MASSENDEFEKT-Verhältnisse länger mit einem neuen Studioalbum gedauert hat, kann man sich noch immer auf seine Düsseldorfer verlassen. So ist "Lass die Hunde warten" ein einerseits locker flockiger Punk-Ausritt mit ohrwurmtauglichem Pop-Appeal, hat andererseits aber einmal mehr genügend Härte und diese raue Schale, die ich an Sebi und seinen Jungs stets so geschätzt habe. Wo "Zurück ins Licht" 2020 aufgehört hat, fängt das neue MASSENDEFEKT-Album an, obgleich man den Songs etwas mehr Raum zum Entfalten schenken muss.
Doch dann spreizen sie die Flügel und fliegen mit Zugkraft, schwungvoll und offensiv nach vorne. Passend dazu macht 'Zugvögel' den Anfang und hätte als Opener für Album Nummer neun nicht besser gewählt werden können. Dann überschlagen sich die musikalischen Aha-Momente und MASSENDEFEKT schüttelt auf "Lass die Hunde warten" einen Hit nach dem nächsten aus dem Ärmel. Richtig, das ein ums andere Mal auch angenehm kritische anstatt durch die Bank weg feuchtfröhliche Album lässt die Welt nicht vor die Hunde gehen. Die müssen schließlich warten.
'Nicht OK' hat vor allem textlich unheimlich viel Nachhall, die 'Tag am Meer'-Melodie geht mir schon seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf und das locker-flockig-rockige 'Sommerregen' ist genauso erfrischend wie sein Titel, wohingegen 'Insomnia' wieder deutlicher in den Ohrwurmbereich schielt. Spätestens jetzt hat sich die verhältnismäßig lange Wartezeit bis zum "Zurück ins Licht"-Nachfolger gelohnt, verwöhnen uns das schwungvolle 'Disko', inklusive dieses tollen Rhythmus, sowie die erste Single 'Pferdekotzen' – eine MASSENDEFEKT-Nummer wie sie im poppigen Punk-Bilderbuch steht – im weiteren Verlauf.
Dass dieses wahrlich hohe Niveau nicht bis zum Ende durchgezogen werden kann, ist zwar bedauerlich, doch in Anbetracht des hochklassigen Beginns nur verständlich, obwohl auch 'Halt die Welt an' – wieder so ein Titel, der rauf- und runterläuft – und der geschmackvolle 'Teufel'-Abschluss ihren Drive und ihre Reize haben. Nein, das Rad haben die Rheinländer nicht neu erfunden und ihren Sound auch nicht revolutioniert, sondern mit Nachhall, Charme und Intelligenz dort angesetzt, wo der Vorgänger inmitten dieser hässlich grässlichen Corona-Phase aufgehört hat.
Und inmitten des ungemütlichen Januars bringen Riffings, Sebis charmant vorgetragene Fingerzeig-Lyrics, reichlich Drive in die Hüften und ein paar wahrlich schmucke Türöffner zu einer sonnigeren, wärmeren Welt ein wenig Licht ins Dunkeln. "Lass die Hunde warten" hat die Fanschar zwar warten lassen, stimmt sie im Endeffekt trotz nicht ganz so zwingendem Abschlussdrittel doch mehr als versöhnlich und hat wieder reichlich Futter, auch live die Sonne in ihre Herzen zu lassen. Die Festivalsaison kann also kommen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp