MASSIVE SCAR ERA - Metal Goes Egyptian
Mehr über Massive Scar Era
- Genre:
- Folk Metal / Folk Rock
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 03.11.2023
- Between Waves
- 30 Years
- Oblivious
- Back To The Sun
- Color Blind
- Endorphins
Spannender musikalischer Ansatz, Schwächen bei der Umsetzung.
Hinter dem Namen MASSIVE SCAR ERA verbirgt sich primär die ägyptische Musikerin Sherine Amr, die seit der Gründung im Jahr 2005 die treibende Kraft in diesem Projekt ist, das seine Besetzung von Veröffentlichung zu Veröffentlichung durchwechselt. Ursprünglich beheimatet in Alexandria, hat die Musikerin ihre Zelte aktuell in Montreal aufgeschlagen, ihre Heimat gleichzeitig aber auch nie vergessen. So hört dann auch die neue EP, die in 21 Minuten sechs frische Songs präsentiert, auch auf den Namen "Metal Goes Egyptian". Ob sich die Heimat der Muskerin dabei nur lyrisch widerspiegelt, oder auch in der Musik einen Fußabdruck hinterlassen hat, gilt es nun zu überprüfen.
Doch ohne hier die Spannung rauben zu wollen, reicht schon ein Blick auf die Liste der Gastmusiker, um die gerade gestellte Frage zu beantworten. So finden sich mit Oud und Qanun gleich zwei Saiteninstrumente mit orientalischer oder arabischer Prägung. Dazu wird mit Weka Soliman auch noch ein Komponist gelistet, der sich primär um die arabischen Anteile der Musik gekümmert hat, während Sherine neben dem Gesang und der Gitarre das grundlegende Songwriting beisteuerte. Und so herausfordernd wie sich diese musikalische Zusammensetzung auf dem Papier liest, ist sie auch, was sich direkt beim Opener 'Between Waves' wunderbar nachhören lässt. So ist der klassische Rockband-Anteil des Sounds eher im Grunge und klassischen Heavy Metal beheimatet, wird aber praktisch durchgehend mit der orientalischen Instrumentierung gemischt. Nimmt man noch die teilweise wüsten Shouts von Sherine dazu, ergibt das eine spannende, aber auch eben durchaus schwierige, musikalische Kombination.
Lasst mich die Probleme etwas genauer erläutern, denn handwerklich ist das hier alles hervorragend umgesetzt und gerade der folkloristische Anteil gefällt mir unheimlich gut. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass einfach durch die Natur der traditionellen Instrumente, deren Stimmung (gemeint ist hier tatsächlich die Stimmung der Saiten) nicht unbedingt immer in das tonale System der westlichen Musik passt, die Rockband immer etwas in den Hintergrund treten muss, damit beide Pole der Musik zur Geltung kommen. Das spiegelt sich zum Teil in einem sehr dumpfen Sound wider, der sich zumindest in meinen Ohren als fauler Kompromiss entpuppt, der eben keiner der beiden Seiten der eigentlich spannenden Musik einen Gefallen tut. Ebenso schwer tue ich mir manchmal mit Sherines Gesang, der mich gerade im Klargesang nicht so richtig überzeugt. Wird es dagegen eher ruppig, hat sie dafür ein sehr überzeugendes Organ und plötzlich funktioniert auch das Songmaterial in diesen Momenten wieder besser.
Ganz so kritisch möchte ich die Rezension aber auch nicht beenden, denn in den besten Tracks (namentlich '30 Years' und 'Back To The Sun') entfaltet der ägyptisch-westliche Musik-Cocktail durchaus eine fast schon hypnotische Wirkung, die auch mich trotz der klanglichen Problematiken in ihren Bann ziehen kann. Restlos glücklich werde ich mit "Metal Goes Egyptian" dennoch nicht, dazu stört mich das Ungleichgewicht im Klangbild bei aller musikalischen Klasse doch zu sehr. Schade, mit einem etwas besseren Mix und überzeugenderem Klargesang wäre hier deutlich mehr drin gewesen.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs