MASTERMIND - Insomnia
Mehr über Mastermind
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Lion Music (H'ART)
- Release:
- 19.02.2010
- Desire
- Break Me Down
- One More Night
- Meltdown
- Piggy World
- No Answer
- Broken
- Night Flier
- Nietzsche
- Last Cigarette
Anstrengend, sperrig, am Ende aber doch noch versöhnlich!
New Jersey's womöglich bekanntester Prog-Export hat in den vergangenen 20 Jahren schon eine Menge durchgemacht. Es gab einige Tiefpunkte, aber gerade mit dem Wandel zu etwas härteren Klängen auch verschiedene Highlights, insbesondere in der jüngeren Bandgeschichte. Nichtsdestotrotz blieb dem Quartett auch nach der starken "Broken"-EP der Durchbruch auf internationaler Ebene vewährt. Aber immerhin: Der Silberling blieb in renommierten Kreisen nicht ungehört und brachte relativ schnell einen prominenten Musiker auf den Plan: STRATOVARIUS-Keyboarder Jens Johansson. Der schwedische Tastenmann ließ sich die Chance nicht nehmen, den neuen, insgesamt bereits siebten Longplayer der US-Amerikaner zu veredeln und der Musik seinen ganz persönlichen Akzent aufzudrücken - und das mit bleibendem Effekt.
Allerdings hat der Tausendsassa hinter den Tasten seinen Einflusss scheinbar nicht effizient aufs Songwriting ausdehnen können, da sich MASTERMIND auf "Insomnia" spürbar sperriger präsentieren und gerade in den ersten Songs ein Zugang fast gar nicht möglich ist. Die Band verlässt sich auf schleppende Riffs und die Stimme von Tracy McShane, die ihre Ambitionen jedoch stellenweise schon unterwegs verloren zu haben scheint. Die MASTERMIND-Frontstimme präsentiert sich in der kompletten ersten Albumhälfte total steif und unbeweglich und nutzt ihren Stimmumfang nur sehr begrenzt. McShane übernimmt stattdessen den Part einer einsilbigen Gothic-Sängerin, lenkt auch Teile des Materials in diese Richtung und ist in Nummern wie 'Break Me Down' und 'Meltdown' auch der eindeutige Schwachpunkt im Bandgefüge. Umso merkwürdiger mutet es an, dass der lebendige Crossover in 'Piggy World' plötzlich eine völlig neue Seite zeigt, die weder sphärisch, noch musikalisch zum bisher Gezeigten passen will - und musikalisch auch eher bedenklich ist!
Warum zeigen MASTERMIND also erst in der zweiten Halbzeit, wozu sie eigentlich imstande sind? 'No Answer' und das instrumentale 'Night Flier' sind stimmungsgeladene Prog-Metal-Songs mit kleinen Hooklines und großartiger Instrumentierung und genau das, was die letzte EP noch als bleibenden Eindruck haften ließ. Und speziell mit dem eleganten, sehr ruhigen Rausschmeißer 'Last Cigarette' beweist das Quartett dann, dass der Kontrast zwischen tatsächlichen Fähigkeiten und dem was in der ersten Hälfte geboten wird, kaum größer sein könnte - umso erschreckender für den schockierten Endverbraucher, der sich bis zum überraschenden Wandel in 'No Answer' schon damit abgefunden hat, dass "Insomnia" ein nervtötender, langweiliger Ausfall sein würde.
Letzten Endes ist die Empfehlung aber doch nur mit einigen Bedenken ausgesprochen. Den vollen Preis in eine Platte zu investieren, die neben vier Geniestreichen auch einige lästige Füller enthält, sollte man nämlich im Zuge der anhaltenden Finanzkrise doppelt und dreifach überlegen. Dumm für die Band, die hier viel Potenzial auf verschwenderische Art und Weise verschenkt hat!
Anspieltipps: Last Cigarette, No Answer, Nietzsche
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes