MATTER OF CHINA, THE - Zila
Mehr über Matter Of China, The
- Genre:
- Melodic Metalcore
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- 7hard / 7us Music
- Release:
- 13.05.2016
- Faces Of Reality
- Doomsday
- Spirit Maker
- Escape Fast Pace
- Zila
- The Great Commonness
- Supernova
- Wild Beating Hearts
- Another World
- Igra Skrivača
Wenn in China ein Sack Reis...
Okay, okay, das war platt und billig. Wahrscheinlich habe ich den Bandnamen THE MATTER OF CHINA auch einfach nur falsch verstanden, oder den fünf Musikern aus Fulda eine gar nicht beabsichtigte Selbstironie unterstellt. Aber diese Steilvorlage ungenutzt lassen? Wenn heutzutage ein Debütant noch auf den völlig verschlissenen Metalcore-Zug aufspringt, und dabei exakt dasselbe Produkt abliefert, das die Mehrheit seiner Kollegen seit etlichen Jahren in steter Gleichförmigkeit und in endloser Masse unters Volk bringt, fällt mir als Metalfan ganz von selbst der obligatorische Sack Reis im fernen Osten ein, dessen Schicksal bei unsereinem in der Regel maximale Gleichgültigkeit auslöst.
Denn auch "Zila", das Erstlingswerk unserer Landsleute von THE MATTER OF CHINA, vermag die ohnehin schon geringen Erwartungen an einen Metalcore-Neuling nicht zu erfüllen. Zwar liefern die Herrschaften auf ihrem Debütalbum eine ordentliche Dampfwalze in Sachen Sound und Produktion ab, allerdings offenbaren sie beim Songwriting teilweise eklatante Mängel. Obwohl gar nicht permanent auf billige Ohrwürmer geschielt wird, findet sich auf "Zila" leider kein Song, der es mit den Veröffentlichungen der verbliebenen Genregrößen aufnehmen könnte. Teilweise sind die Nummern einfach zu lang, kommen nicht auf den berühmten Punkt, und bleiben so im Großen und Ganzen Stückwerk. Die Einzelteile dieses Stückwerks sind mitunter nicht schlecht, weil die Instrumentalfraktion amtlich ballert, weil die Stahlsaiter gelegentlich mit hübschen, einfühlsamen Licks zu glänzen wissen. Nur werden diese Bestandteile zu selten zu überzeugenden Einheiten verbaut; zu oft kommt auf "Zila" der Standard-Modern-Metal-Baukasten zum Einsatz, Breakdown-Geballer, melodische Leads und der altbekannte Wechsel aus Geschrei und Gewimmer inklusive.
Und gerade in Sachen Lyrics und Vokalarbeit offenbaren sich weitere Probleme: Wenn schon der Schreigesang eher bemüht als arschtretend-überzeugend ausfällt, hat eine Metal- bzw. Deathcore-Band ein gehöriges Problem. Die Leistung von Pascal Sickau ist zwar keineswegs unterirdisch; er weckt schlicht den Eindruck, noch seine ersten Schritte im gutturalen Bereich zu absolvieren. Luft nach oben ist da in jedem Fall. Beinahe erwartungsgemäß schwach fallen aber die gelegentlichen Klargesangseinlagen aus. Die hätte sich die Band allein aus künstlerischen Aspekten sparen können; die dürftige Performance am Mic tut da nur noch ihr Übriges. Bereits der Opener 'Faces Of Reality' ist ein Paradebeispiel für die gesangliche Problemzone von THE MATTER OF CHINA. Ja, und leider gibt's auch noch mit den Songtexten ein dickes Minus. Gelegentlich hört man den einen oder anderen plakativen Textfetzen aus dem Geschrei raus, was im Prinzip noch kein großes Problem darstellt. Doch als bei 'Zila' und 'The Great Commonness' auf gesprochene Weise das Leben eines Regentropfens (ja, wirklich!) abgehandelt wird, kommt zumindest beim Verfasser dieser Zeilen latentes Fremdschämen auf: Mit hörbar deutsch gefärbtem Englisch wird hier eine etwas arg bedeutungsschwere philosophische Reflexion vorgetragen, mit einem Vokabular, das wirkt, als wäre es direkt mit dem Wörterbuch im Proberaum zusammen gesucht worden. Ähnliches erklingt bei der obligatorischen Akustiknummer 'Igra Skrivaca' zum Albumabschluss. Ich weiß nicht wie es anderen Hörern ergeht - ich will an diesen Stellen jedenfalls einfach nur den CD-Player abstellen, während sich mir zugleich die Frage aufdrängt, ob den Jungs denn niemand als Produzent gedient hat, der hier ein kritisches Auge bzw. Ohr auf die Vorgehensweise des Quintetts hätte werfen können.
Ich kann es drehen und wenden wie ich will - THE MATTER OF CHINA liefert mit "Zila" ein Album ab, das zum Veröffentlichungszeitpunkt noch bzw. bereits nach einer Komplettsanierung schreit, und entsprechend in einem musikalischen Umfeld untergeht, das mit mittelprächtigen, innovationslosen Veröffentlichungen völlig übersättigt ist. An Underground-Heroen wie die 91 ALL STARS, SULAMITH, oder auch an die x-te IN FLAMES- oder KILLSWITCH ENGAGE-Veröffentlichung kommt dieses unausgegorene, text- und vokaltechnisch dürftige Werk nicht heran. Einzig der amtliche Sound und einzelne instrumentale Versatzstücke haben in der ersten Liga Platz. Ansonsten bleibt von "Zila" leider so gut wie nichts bei mir hängen.
Anspieltipps: Doomsday, Supernova
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Timon Krause