MATTSSON - Dream Child
Mehr über Mattsson
- Genre:
- Melodic Gothic Metal
- Label:
- Lion Music
- Release:
- 21.03.2008
- Prelude To Life
- I'm Coming Home
- Dream Child
- Killing Everything
- This Is Our Time
- See The Dreamer Behold
- Until Our Last Goodbye
- Moonlight Dream
- Heart Of A Clown
- Life In The Shadows
- Heaven And Hell Unite
- Goodbye
Der finnische Gitarrist Lars Eric MATTSSON begann seine Karriere Mitte der Achtziger als einer der damals zahlreichen Schützlinge des berühmt-berüchtigten "Guitar Player"-Magazin-Schreiberlings und Shrapnel Records-Eigners Mike Varney. Trotz durchaus brauchbarer Alben wie "Eternity" (1988) oder "No Surrender" (1989), die in Europa auf dem kultigen französischen Indie-Label Black Dragon Records (zwischenzeitlich zum Beispiel Heimat von MANILLA ROAD, CANDLEMASS, SAVAGE GRACE und EXXPLORER) erschienen, blieb MATTSSON der Durchbruch und der Aufstieg in die ersten Reihen der bewunderten Sechssaiten-Hexer verwehrt, vielleicht weil er eben nie so die glamouröse, exzentrische Figur war. Schließlich gründete er ein eigenes Label namens Lion Music, das heute zu den wichtigen Adressen in Sachen Hard Rock und Melodic Metal zählt. Über die Jahre hinweg veröffentlichte MATTSSON mit verschiedenen Bands und als Solo-Künstler in schöner Regelmäßigkeit seine Platten, ohne dass besonders viele Zeitgenossen – zumindest außerhalb Finnlands – davon Notiz genommen hätten. Zuletzt erschien mit "War" (2005) eine Art Rock/Metal-Opera der klügeren, komplexeren und besseren Sorte.
Der Nachfolger "Dream Child" schlägt nun doch in eine etwas andere Kerbe. MATTSSON arbeitet zwar immer noch mit seinen alten Weggefährten Eddie Sledgehammer (Schlagzeuger mit einem der trashigsten Künstlernamen unter der Sonne) und Björn Lodin (Sänger, u.a. von BALTIMOORE) zusammen, den Großteil des Gesangs hat allerdings eine Dame namens Adrienn Antal übernommen. Progressive Momente und irrwitzige Shred-Abfahrten darf man nur noch sehr selten beklatschen, stattdessen gibt es im wesentlichen symphonisch arrangierten, melodischen Gothic Metal zu hören. Das kann man jetzt mehr oder weniger aufregend finden – Fakt ist allerdings, dass "Dream Child" äußerst professionell und handwerklich erstklassig gemacht ist. Wer also auf diesen Sound abfährt, wird sicher seinen Spaß mit der Scheibe haben. Zwischendurch gibt es natürlich auch immer mal wieder typische, verschachtelte MATTSSON-Elemente, die mir ehrlich gesagt am besten an diesem Werk gefallen.
Adrienn Antal ist sicherlich eine gute Sängerin, doch mir fehlt bei ihr irgendwie das Charisma und die Leidenschaft. Man hört ihr zu, nickt anerkennend mit dem Kopf, aber zwei Stunden später hat man sie wieder vergessen. Außerdem fehlt mir, der ich ein eher distanziertes Verhältnis zu Gothic-Sounds pflege, an sehr vielen Stellen die kompositorische Schärfe und Dynamik. "Dream Child" reisst einfach nicht richtig mit, es fehlt die Spannung, der Kick, das absolut zwingende Momentum. Musterbeispiel ist eine Nummer wie 'Moonlight Dream': schöne Stimme, hübsche Melodie, netter Einfall, die Gitarre zwischendurch mal eher bluesig einwerfen zu lassen, aber trotzdem plätschert der Song letztlich am Hörer vorbei, weil er nicht auf den Punkt kommt und in Beliebigkeit verwässert. Schon der Einstieg gerät mit einem zu langen Intro und einem eher schlappen, theatralischen 'I'm Coming Home' (auch wenn der Chorus begeistert) wenig schwungvoll. Bei 'Killing Everything' zeigt die Stimmungskurve dann deutlich nach oben, weil die Melodie weniger plakativ ist und die Gitarre rockt. Leider bleibt dieses Highlight zunächst mal allein auf weiter Flur stehen. Erst 'Heart Of A Clown' und das sakrale, aufgewühlte 'Heaven And Hell Unite' können hier anknüpfen.
Vielleicht wurde da zu viel auf die Produktion geachtet und zu wenig auf die Inspiration. Positiv fallen auf jeden Fall noch die wirklich schönen, gefühlvollen klassischen Parts auf, die von den leibhaftigen Streichern und Flötisten des Astral Orchestras eingespielt wurden. Doch das sind letztlich alles technische Details, die eine kompositorisch ausnehmend starke Platte abrunden und zu einer perfekten machen können. Allein reichen diese schönen Dinge nicht für wirkliche Begeisterung und bleibenden Hörgenuss. Vielleicht wird Lars Eric MATTSSON auch einfach älter und mag all das wilde Zeug nicht mehr so sehr. Wen das alles nicht stört, darf sich mit einem soliden Album wie "Dream Child" ruhig mal befassen.
Anspieltipps: I'm Coming Home, Killing Everything, Heart Of A Clown, Heaven And Hell Unite
- Redakteur:
- Martin van der Laan