MAULE - Maule
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2022
Mehr über Maule
- Genre:
- Heavy Metal / NWOBHM
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Gates Of Hell Records
- Release:
- 14.01.2022
- Evil Eye
- Ritual
- Summoner
- MAULE
- Red Sonya
- Sword Woman
- Father Time
- March Of The Dead
- We Ride
Vorhersehbare Heldenverehrung mit richtig starkem Songwriting.
Das Jahr 2022 hat kaum begonnen, da lese ich schon in einem Promotext die Zeilen: "Eines der aufregendsten Debütalben des Jahres!". Eine durchaus vollmundige Ankündigung, der die Kanadier MAULE mit dem selbstbetitelten Erstling dann aber auch Taten folgen lassen müssen. Gegründet im Jahr 2017 von Gitarrist und Sänger Jakob Wheel und Basser Johnny Maule, macht der Vierer keinen Hehl daraus, dass sie sich musikalisch auf die britische Schwermetall-Revolution im Rahmen der New Wave Of British Heavy Metal beziehen und nicht unbedingt ausgezogen sind, um die Metalwelt mit einem komplett neuartigen Sound auf den Kopf zu stellen.
Ganz im Gegenteil, irgendwie macht es ein wenig den Eindruck, als würde das Quartett ganz bewusst die Checkliste abarbeiten, um im Rahmen des NWOBHM-Revivals das entsprechende Publikum anzusprechen. Riffs in Manier von DIAMOND HEAD oder ANGEL WITCH sind dabei. Heiserer Gesang mit dezenter Punk-Schlagseite und die unvermeindlichen IRON MAIDEN-Leads sind ebenfalls im Gepäck, während lyrisch mit dem Bezug auf klassische Fantasy- und Horror-Autoren, wie etwa Lovecraft, auch pflichtbewusst die nächsten Punkte abgehakt werden. Die oldschoolige Produktion mit dezent schnarrendem Bass und bissigen Gitarren tut schlussendlich ihr Übriges dazu, die Scheibe musikalisch ganz klar in die Kategorie "klassischer Heavy Metal" zu befördern.
Eigentlich müsste "Maule" damit ganz genau in mein Beuteschema fallen, aber dieser doch sehr kalkulierte Baukasten, aus dem die Kanadier ihre Musik zusammensetzen, macht mir den Genuss zumindest bei den ersten Durchläufen schwer. Es mag ein wenig Elitarismus sein, doch dieses (ich nenne es mal) Boyband-Prinzip, bei dem das musikalische Produkt komplett auf die Zielgruppe zugeschnitten wird und selbiger Prozess auch noch bereitwillig im Promotext umrissen wird, passt für mich irgendwie so überhaupt nicht zur ursprünglich sehr rebellischen NWOBHM-Bewegung. Und doch fängt beim zweiten Durchlauf der Kopf unwillkürlich an mitzunicken und ich ertappe mich dabei, wie ich die eine oder andere Hookline leise im Hinterkopf mitsumme. So berechenbar die Zutaten nämlich auch sein mögen, im Gegensatz zu vielen anderen Bands, die Heldenverehrung betreiben, können die Kanadier zumindest in Sachen Songwriting mit den eigenen Idolen über weite Strecken mithalten. 'Evil Eye' ist nüchtern betrachtet ein richtig starker Opener mit Hit-Potential, 'Ritual' galoppiert munter im Up-Tempo durch die Gehörgänge und 'Summoner' ist dank großer Hookline sogar ein richtiger Volltreffer. Meine persönlichen Highlights verstecken sich aber sogar noch etwas weiter hinten in der Trackliste, wo 'Father Time' im besten Sinne an das Debüt der Eisernen Jungfrauen denken lässt und 'March Of The Dead' mit tollem Groove im Mid-Tempo vor sich hin stampft.
Haben wir es hier also wirklich mit dem spannendsten Debüt des Jahres zu tun? Nun, das wird sich im Laufe des Jahres zeigen. Hat man sich aber erst einmal damit arrangiert, dass MAULE durchaus mit Kalkül an die Sache herangeht und beim Musikmachen ganz klare die eigenen Idole und die Zielgruppe im Kopf hat, dann bietet der Erstling einige richtige Perlen und vor allem ganz viel wohliges Retro-Flair. Freunde und Freundinnen des NWOBHM-Revivals dürfen entsprechend auch durchaus noch einen Punkt zu meiner Wertung hinzuaddieren, während für mich doch ganz klar die alten Haudegen weiter die Nase vorne haben. Trotzdem bin ich gespannt, was wir von den Kanadiern in Zukunft noch hören werden.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs