MAYHEM - Grand Declaration Of War
Mehr über Mayhem
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Season Of Mist / Soulfood
- Release:
- 29.04.2000
- A Grand Declaration Of War
- In The Lies Where Upon You Lay
- A Time To Die
- View From Nihil
- A Bloodsword And A Colder Sun
- Crystalized Pain In Deconstruction
- Completion In Science Of Agony
- To Daimonion
Beim Namen MAYHEM schrecken normalveranlagte Metaller für gewöhnlich zusammen und denken mit Grausen an wüst scheppernden, teufelstreuesten Norweger-BM. Und das auch vollkommen zurecht, waren doch die bisherigen Veröffentlichungen der Inner Circle-Veteranen lediglich für beinharte Schwarwurzeljünger genießbar. Mit "Grand Declaration Of War" allerdings haben die Skandinavier einen künstlerischen Sprung nach vorne gemacht, wie man ihn sich von den früheren Highspeed-Rabauken niemals erwartet hätte. Eine dermassen radikale musikalische Kurskorrektur jedenfalls haben unter den etablierten Szenegrössen bisher allenfalls SATYRICON, mit Abstrichen vielleicht noch EMPEROR vorgenommen.
Urplötzlich verblüffen die höllischen Norweger mit hochamibitioniertem, progressivem, ja avantgardistischem Songwriting. Bemerkenswert dabei ist das Höchstmaß an Abwechslung, das die Skandinavier -unermüdlich angetrieben von Hansdampfinallengassen-Drummer und Triggerprophet Hellhammer- anstelle ihrer bisherigen, selbstauferlegten stilistischen Limitierung abliefern: erbarmungsloses, mit beinahe-jazzigen Breaks durchsetztes Radikalgebretter am absoluten Tempolimit geht schiedlich friedlich einher mit von martialischen Drumparts unterlegten, herrischen Midtempoelaboraten. Selbst vor diversen elektronischen Anklängen und einer begeisternden, stark Ambient-lastigen Huldigung an computerisierte Klangerzeugung schrecken die MAYHEM des Jahres 2000 nicht zurück. Dennoch suppt aus dem neuesten Werk der Skandinavier an allen Ecken und Enden eine omnipräsente, geradezu perfide Bösartigkeit. Nicht zuletzt, weil Sangesderwisch Maniac alle Nuancen seiner Stimme ausschöpft; sei dies nun bedrohliches Flüstern, aufrührerischer Sprechgesang oder gewohnt entmenschtes Geröchel und hasserfülltes Geifern. Unterstützt wird der endzeitliche Gesamteindruck von einer klinisch sauberen, zugleich aber knochentrockenen Produktion, die selbst kleinste Details angemessen zur Geltung kommen lässt und dem Hörer dennoch ordentlich das Haupthaar fönt.
MAYHEM zeigen mit dieser uneingeschränkt empfehlenswerten CD einen der möglichen Auswege aus der künstlerischen Sackgasse Black Metal auf, bevor sich das Genre unter Umständen selbst zu Tode boomt. Sturschädeligen Underground-Eremiten sei ins Stammbuch geschrieben, daß "Grand Declaration Of War" nicht mehr und nicht weniger kommerzielles Potential aufweist als die bisherigen Releases der Band und sich somit jegliche Ausverkaufs-Vorwürfe erübrigen. Leichtkonsumierbarkeit jedenfalls kann man den Norwegern auch im Jahre 2000 nicht vorwerfen (sofern man dies überhaupt möchte), es wurde lediglich kultiges Geknüppel durch beeindruckende Musik ersetzt. Kann man auch Kunst nennen, wenn man denn so will. Anhänger ambitionierter Hartwurstklänge legen also gefälligst die Scheuklappen in den Schrank und geben "Grand Declaration Of War" zumindest eine Chance in Form einer Hörprobe! Hugh, ich habe gesprochen!
Anspieltips: A Grand Declaration Of War; View From Nihil; A Bloodsword And A Colder Sun
- Redakteur:
- Rainer Raithel