MCBAIN, JOHN - The In-Flight Feature
Mehr über McBain, John
- Genre:
- Psychedelic Rock
- Label:
- Duna Records / Cargo
- Release:
- 24.02.2006
- The Underwater Pornographer's Assistant
- Vimanas Over Nob Hill
- In Santiago Airspace
- Centaur Of The Sun
- Motherboard
- HubbleBubble
- Farewell Iron Age
- VS 666
- Metronomicon
- Fog Machine
Kurz nachdem MONSTER MAGNET damals mit ihrem psychedelischen Sound die Heavy-Rock-Szene unsicher zu machen begannen, verließ ihr Gitarrist John McBain die Band und widmete sich fortan Projekten wie WELLWATER CONSPIRACY. Und wie es dann auch oft so ist, geriet McBain mit diesem Act in eine kommerzielle Sackgasse, während seine ehemaligen Weggefährten sich trotz exzessiver Drogeneskapaden immer weiter dem Groove-Olymp näherten.
McBain hat dies alles aber locker gesehen, ist aber trotzdem eine Zeit lang untergetaucht. Jetzt jedoch meldet sich der Mann mit seinem ersten Soloalbum zurück und beschreitet auf diesem musikalisch komplett neue Wege. "The In-Flight Feature" ist bis auf wenige Ausnahmen ein reines Instrumental-Album, auf dem sich der Gitarrist auf einige ziemlich ausgeflippte Trips einlässt. Psychedelische Musik war schon immer seine Heimat, doch so weit wie auf diesem Silberling hat McBain es noch nie auf die Spitze getrieben.
Das Album beginnt dabei noch recht verhalten; 'The Underwater Pornographer's Assistant' (man sieht an den Titeln, für welche Band dieser Mann mal gearbeitet hat...) und das darauffolgende 'Vimanas Over Nob Hill' sind noch sehr relaxt und deuten nur ziemlich unbestimmt an, was in den folgenden Minuten noch folgen soll. Dann aber steht die Einleitung des über zehn Minuten langen 'In Santiago Airspace' an, und von da an ist nichts mehr so, wie es war. Mit Hilfe von sehr dezent eingesetzten analogen Synthesizern, leichten pulsierenden Rhythmen startet McBain eine gefährliche Hypnose, die einen tief in ihren Bann zieht und auch über die nächsten Stücke hinaus in Trance versetzt. Bei solchen Stücken ist jede Analyse dazu verdammt fehlzuschlagen, weil sich die spacigen Klänge weder einordnen, noch katalogisieren lassen. Selbst beim tripigen 'Motherboard' verspürt man noch die Auswirkungen dieser breit gefächerten Monumentalhymne, bis einen dann das von weichem Gesang begleitete 'HubbleBubble' ganz sanft wieder aus dem kurzweiligen Halbschlaf aufweckt. Es ist wirklich grandios, was McBain hier kreiert, und wie eigentlich immer bei solcher Musik, frage ich mich, woher der Mann die Ideen für diesen facettenreichen Sound nimmt. Das reine Zuhören ist jedenfalls eine echte Wonne, die erst nach der allerletzten Note vollständig endet.
In der zweiten Hälfte experimentiert McBain mit anderen Klängen. So mischt er zum Beispiel in den entspannten Rahmen des recht langen 'Farewell Iron Age' abgedrehte Fuzz-Gitarren und formt dabei eine Einheit aus verzerrten und sauberen Sounds. Erstaunlich ist dabei, wie gut diese Mischung tatsächlich funktioniert und somit auch, wie fabelhaft diese Komposition arrangiert ist.
Der letzte markante, weil im Vergleich zum Rest sehr lange Track auf "The In-Flight Feature" ist 'Metronomicon'. Gleichzeitig handelt es sich hierbei aber auch um die zugänglichste Nummer auf diesem Solowerk, weil McBain hier die Experimente weitestgehend unter den Tisch kehrt und ein schönes, wenn auch weiterhin sehr relaxtes Rock-Fundament aufbaut. Nach dem ersten Hördurchgang ist dies auch der Song, dessen prägnanter Aufbau am klarsten hängen geblieben ist.
Wirklich eingängiger Stoff wird auf "The In-Flight Feature" jedoch nicht geboten. John McBain's erstes Soloalbum ist ein Album für Genießer und nicht für den zwischenzeitlichen Konsum. Bei mir hat es insgesamt fast zwei Monate gedauert, bis mich die überwältigenden Töne vollends gefesselt haben, wobei es hauptsächlich die kürzeren Stücke waren, die Probleme bereiteten. Äußerlich nur reine Sound-Fragmente sind Stücke wie 'VS 666' und 'Centaur Of The Sun' feinstens ausgeklügelte, progressive Psychedelic-Rock-Songs mit enormer Langzeitwirkung. Und dies lässt sich auch wunderbar auf das gesamte Album übertragen. Immer wieder entdeckt man neue Facetten, manchmal wird man sogar durch einen Part überrascht, den man trotz intensiver Auseinandersetzung in der vorliegenden Form noch nie derart wahrgenommen hat. Man bekommt das Gefühl, als würde sich diese Platte von Mal zu Mal wandeln, was das Gesamtwerk natürlich nur noch sperriger erscheinen lässt.
Auf jeden Fall ist "The In-Flight Feature" aber ein erstklassiges, experimentelles und überaus innovatives Album, das allerdings nur für sehr, sehr tolerante Ohren geeignet ist. Wem hier zu schnell die Nerven durchgehen, der wird an John McBains Musik nämlich definitiv keine Freude finden. Für den Rest gilt: Reinhören und wegtauchen!
Anspieltipps: In Santiago Airspace, Motherboard, Farewell Iron Age
- Redakteur:
- Björn Backes