MEDEIA - Cult
Mehr über Medeia
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Fullsteam/Rough Trade
- Release:
- 26.09.2008
- The Lowest Filth
- Cold Embrace
- Descension
- Devouring
- Through Sacrifice
- Manifestation
- The Architect
- Made Flesh Again
- Unholy Communion
- Ceremonial
- The Unseen
"Cult" nennt sich der neue Output der finnischen Extreme-Metal-Combo MEDEIA, der gleichzeitig die erste Scheibe der Jungs darstellt, die über ein Label veröffentlicht wird. Der Vorgänger "Quantum Holocaust: World Domination" entstand damals nämlich noch komplett in Eigenregie und wurde auch selbst vertrieben. Anno 2008 hält man einen Vertrag mit Fullsteam Records in den Händen und kann auch noch einen prominenten Neuzugang vorweisen, nämlich Keijo Niinimaa, seines Zeichens Brüllaffe bei den Grind-Göttern ROTTEN SOUND. Und man schafft es tatsächlich, den ein oder anderen unvorbereiteten Hörer dazu zu bringen, seine Kinnlade auf dem Fußboden zu suchen, nachdem er "Cult" nichts ahnend angetestet hat.
Bescheiden nennen MEDEIA ihre Musik Alternative-Death-Metal, was meiner Meinung nach tatsächlich ein treffender Begriff ist, auch wenn sich wohl die wenigsten Zeitgenossen etwas darunter vorstellen können. Was sich aber hinter dieser Beschreibung verbirgt, ist so verdammt vielschichtig, so von vorne bis hinten arschtretend, innovativ und abwechslungsreich, dass es eine helle Freude ist! MEDEIA kombinieren rotzfrech extremen Death Metal, stakkatoartiges Riffgewitter und kompromissloses Geknüppel mit alternativen sowie stellenweise progressiven Einflüssen, ohne sich groß Gedanken über irgendwelche Genregrenzen zu machen. Gleichzeitig schafft man es aber irgendwie, Core-Anleihen größtenteils zu umschiffen und eben nicht wie Modern-Metal-Combo XY zu klingen, sondern einen eigenständigen, wunderbar unvorhersehbaren Sound zu kreieren, der den geneigten Hörer ein ums andere Mal überraschen und begeistern kann. So setzen MEDEIA sowohl zwischen als auch während der rücksichtslosen und durchaus technischen Blast-Attacken immer wieder auf melancholische Pianoklänge, die mich in ihrer schwerfälligen und wuchtigen Art tatsächlich an die Piano-Parts in einigen MUSE-Songs erinnern.
Allgemein mangelt es den Finnen nicht an Ideenreichtum, so hören wir beispielsweise im starken 'Descension' plötzlich nach abrupt endendem Geknüppel ein mit Händeklatschen unterlegtes Piano. Das klingt irre, ist es irgendwie auch. Aber es passt wie der sprichwörtliche Arsch auf den Eimer, es gibt "Cult" eine unheimliche Tiefe. Andere Beispiele gefällig? Das arhythmische 'Manifestation' verknüpft Sprechgesang mit hartem, abgehacktem und progressivem Riffing. Im Opener 'Cold Embrace' mischt sich Keijos Gekeife - das übrigens hervorragend in die Musik passt, die MEDEIA zelebrieren - mit dezentem Frauengesang. Und immer wieder blitzen die Pianos auf, die trotz ihrer Häufigkeit nicht aufdringlich wirken, die Musik vielschichtig wirken lassen und ihr einen ungemein hohen Wiedererkennungswert verleihen. Trotzdem bewegt sich die ganze Scheibe ganz klar im Extreme-Metal-Bereich und weicht auch kaum davon ab, MEDEIA schaffen es mit geradezu unheimlicher Präzision, Atmosphäre, Brachialität und Melodieansätze miteinander zu verweben, die den meisten Anhängern härterer Klänge zusagen sollte.
Produktionstechnisch ist "Cult" gelungen, die Instrumente wirken perfekt aufeinander abgestimmt und lassen sich gut heraushören. Insgesamt ist das Mixing sehr druckvoll, und gerade oben genannte Pianopassagen fügen sich gut ins Gesamtbild ein.
"Cult" ist für mich bisher eine der stärksten Scheiben 2008. Einzig die mit rund dreißig Minuten etwas magere Spielzeit stößt ein wenig sauer auf. Trotzdem wird man während dieser dreißig Minuten blendend unterhalten und bekommt Extreme-Death-Metal serviert, der pure Emotion transportiert. MEDEIA schaffen es, den Hörer mit Geknüppel zu berühren, und das finde ich äußerst beachtlich. Bleibt nur zu hoffen, dass MEDEIA "Cult" ordentlich auf den Bühnen dieser Welt supporten werden und live genauso viel können wie auf Scheibe. Ich empfehle jedem Liebhaber der härteren Musikstile, der Scheibe zumindest eine Chance zu geben und einmal in sie reinzuhören. Klare Kaufempfehlung!
Anspieltipps: Cold Embrace, Descension, Through Sacrifice, The Architect
- Redakteur:
- Hagen Kempf