MEIN KOPF IST EIN BRUTALER ORT - Ton, Steine, Scherben
Mehr über Mein Kopf ist ein brutaler Ort
- Genre:
- Modern Death Metal / Metalcore
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Metalville
- Release:
- 22.04.2022
- In Wahrheit
- Ton Steine Scherben
- Die Gute Tat
- Leuchtturm
- Du
- Männer in Booten
- Schachmatt
- Glückseligkeit
- Es bricht der Stolz
- Affentanz
- Selbstzerstörer
- Unzusammenhangslos
- Zahltag
Gutklassiger Metalcore im LAMB OF GOD-Fahrwasser mit Potential für die Zukunft.
Gibt es einen Preis für sperrige und viel zu lange Bandnamen? Nun, die Frankfurter MEIN KOPF IST EIN BRUTALER ORT versuchen auf jeden Fall, sich mit diesem Behemoth eines Namens in die engere Auswahl für die Preisverleihung zu bringen. Der bisherige Erfolg scheint dem Sextett bisher aber recht zu geben, denn mit ihren beiden Alben "Brutalin" und "Selbstmitleidkultur" konnte die Truppe im deutschen Metalcore-Underground schon sehr viel Staub aufwirbeln. Mit Metalville als Plattenfirma im Rücken soll die Erfolgskurve mit dem mittlerweile dritten Langspieler "Ton, Steine, Scherben" nun weiter fortgeschrieben werden.
Bei der Frage nach der musikalischen Kategorisierung der Jungs bemüht das Label und auch die Band gerne den Vergleich zu LAMB OF GOD, deren deutsches Equivalent sie laut eigenen Aussagen zu sein glaubt. Eine durchaus vollmundige Ankündigung, immerhin sind Randy Blythe und seine Mitstreiter wohl einer der Fixpunkte in Sachen modernem, knüppelhartem Death Metal und Metalcore. Nun, der Opener 'In Wahrheit' scheint den Vergleich erst einmal zu untermauern, denn angestachelt von starker Gitarrenarbeit geht die Nummer extrem gut nach vorne und wird von einer starken Leistung der beiden Shouter Christian Schmidt und Patrick Schuch gekrönt. Der folgende Titeltrack und die 'Die Gute Tat' gefallen mir mit ihrer groovigen Auslegung, starken Riffs und einer dezent eingearbeiteten Portion Melodie sogar noch besser und ich muss neidlos anerkennen, dass sich beide Tracks wirklich auch auf einem LAMB OF GOD-Album durchaus gut hätten machen können.
'Leuchtturm' erweitert den Baukausten der Frankfurter noch um eine dezent proggige Schlagseite, die sich vor allem in der Gitarrenarbeit der Nummer widerspiegelt und dezent an Djent-Acts wie TESSERACT denken lässt. Das Ganze bleibt aber nur ein flüchtiger Schatten, denn 'Du' knüppelt im Anschluss wieder munter drauf los und serviert Hörern und Hörerinnen wieder eine groovige Abrissbirne, welche die Nackenmuskeln bei anstehenden Konzerten massiv belasten dürfte. Gleichzeitig offenbart der Song aber auch die einzige wirkliche Schwachstelle von "Ton, Steine, Scherben", denn bis auf wenige Ausnahmen bleibt das Rezept, nach dem das Sextett seine Kompositionen zusammenbraut, recht überschaubar. Solider Mid-Tempo-Groove hier, ein massives Gitarren-Riff da und zum Schluss eine Prise aggressiver Shouts, fertig ist der nächste MEIN KOPF IST EIN BRUTALER ORT-Song. Diese Vorhersehbarkeit ist schade, denn wird man immer mit der gleichen Aggressivität beschallt, machen sich gerade im hinteren Drittel der Platte zunehmend Abnutzungserscheinungen breit. Zugegeben, selbige finden sich auch bei LAMB OF GOD des öfteren, doch die Amerikaner schaffen es zumindest immer wieder mit ungewohnten Momenten aufhorchen zu lassen. Ich denke da zum Beispiel an das geniale Lead-Lick in 'Walk With Me In Hell'.
Doch damit genug der Meckerei. Lässt man die Gleichförmigkeit der Songs nämlich einmal außer acht, ist das Drittwerk der Frankfurter insgesamt ein bockstarker Metalcore-Release, der sich auch dank der bombastischen Produktion von Tue Madsen (MESHUGGAH, DARK TRANQUILLITY) vor keinem Genre-Kollegen verstecken muss. Wer also immer schon einmal wissen wollte, wie LAMB OF GOD mit deutschen Texten klingen würde, der sollte MEIN KOPF IST EIN BRUTALER ORT zeitnah antesten.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs