MEKONG DELTA - In A Mirror Darkly
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2014
Mehr über Mekong Delta
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Steamhammer (SPV)
- Release:
- 25.04.2014
- Introduction + Ouverture
- The Armageddon Machine
- The Silver In Gods Eye
- Janus
- Inside The Outside Of The Inside
- Hindsight Bias
- Mutant Messiah
Erich Zann lebt, der Wahnsinn geht weiter!
Die Musik von MEKONG DELTA gehört zu meinen Erweckungserlebnissen in Sachen Progressive Metal. Ein Jahr bevor eine heute weltberühmte Band aus Long Island sich aufmachte dieses Genre mit "When Dream And Day Unite" in eine neue Epoche zu führen, versetzte mich Bass-Gott Ralph Hubert mit seiner seltsamen Truppe in wahrhaft ekstatische Zustände. "The Music Of Erich Zann" (1988) und "The Principle Of Doubt" (1989), das zweite und dritte Album dieser Band, deren häufig wechselnde Musiker zu Beginn allesamt unter komischen Pseudonymen auftraten, gehören bis heute zu meinen All-Time-Favorites. Gigantische, unvergleichliche Song-Ereignisse wie 'True Lies', 'Memories Of Tomorrow', 'A Question Of Trust' oder 'Curse Of Reality' werde ich bis an mein Lebensende im Ohr haben. Wir nannten solche Musik damals Techno-Thrash (die Loveparade gab es auch noch nicht...) und verwendeten diese Bezeichnung unter anderem auch für die grandiose Musik von TOXIK, CORONER und DEATHROW.
Bis in die zweite Hälfte der Neunzehnhundertneunziger hinein zeigte die Band mehr oder weniger Aktivität. Dann war lange Funkstille, doch 2007 legte Ralph zu (nicht nur) meiner Freude mit "Lurking Fear" ein furioses und mächtig spannendes Comeback vor. Dieser überwältigenden kreativen Eruption folgten ein weiterer vollständiger Umbau des Line-Ups sowie das selbst für MEKONG DELTA-Verhältnisse etwas anstrengende und überambitionierte Album "Wanderer At The Edge Of Time". Nach einer CD mit überwiegend Neueinspielungen alter Klassiker, kommt nun "In A Mirror Darkly" frisch aus dem Presswerk. Und siehe da: Nicht nur das Artwork, sondern auch die Musik knüpfen wieder an die fantastische, innovative Frühphase der Band an. Die neue Besatzung scheint sich endgültig gefunden zu haben, denn sie schafft nun wieder etwas ganz Besonderes. Kompositorisch und technisch über jeden Zweifel erhabene Prog-Thrash-Abfahrten enthielten die letzten beiden Scheiben ebenfalls. "In A Mirror Darkly" verströmt dazu nun auch wieder diese mysteriös-verwunschene, unter die Haut gehende Atmosphäre, die MEKONG DELTA einst so wundersam von allen anderen Bands abhob.
Schon die ersten Töne von 'Armageddon Machine' reichen aus, um bei mir Erinnerungen an glorreiche "The Music Of Erich Zann"-Tage aufleben zu lassen. Nein, MEKONG DELTA versuchen nicht ein Vierteljahrhundert alte Kamellen zu kopieren; vergleichbar ist nur der betörende ästhetische Wahnsinn des neuen Materials, dieses Grenzenlose und Doppelbödige im Ausdruck. Vor allem Sänger Martin LeMar muss man eine ausgezeichnete Entwicklung bescheinigen: Zum ersten Mal scheint er den Spirit von MEKONG DELTA wirklich verinnerlicht und auf ein neues Level gehoben zu haben. Spätestens beim göttlichen 'Janus' knie ich wieder nieder wie einst und versinke abgrundtief und willenlos in die Erhabenheit und Größe dieser einzigartigen Musik. Wer Progressive Metal bisher für steril und verkopft gehalten hat, sollte unbedingt dieses Album hören und staunen, staunen, staunen. Was diese Herren zum Beispiel in 'Hindsight Bias' hinlegen, kann eigentlich kaum von dieser Welt sein.
Die Höchstnote ziehe ich nur deshalb nicht, weil einige instrumentale Passagen und ruhigere Momente in der ersten Hälfte etwas zu lang geraten sind und aus meiner Sicht das Potenzial des abschließenden 'Mutant Messiah' nicht ganz ausgeschöpft wurde. Aber das werden Mister Hubert und sein Team locker verschmerzen. Es muss schon viel passieren, damit "In A Mirror Darkly" nicht in meinen Top 3 dieses Jahres landet. Selten habe ich mich über einen Soundcheck-Sieger so von Herzen gefreut.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Martin van der Laan