MEMBARIS - Poetry Of Chaos
Mehr über Membaris
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Dark Bound
- Release:
- 27.03.2004
- Intro
- Planetary Rites
- Silence
- Where No Light Exists
- As I Reached The Throne Of Eternity
- Under Sign (Of Satan)
- As The Ancient Returned
- Suicidal Melancholy
- Glorious Times
- Cosmic Healing
MEMBARIS aus Hessen sind seit 1999 als Band aktiv. Musikalisch haben sie sich ganz dem skandinavischen Black Metal verschrieben. Auf der einen Seite scheinen sie mitzuschwimmen im Fahrwasser von EMPEROR, GORGOROTH und NAGLFAR. Woraufhin sich die Frage stellt, wozu es des x-ten Klons dieser Bands bedarf.
Auf der anderen Seite gehen MEMBARIS unwahrscheinlich frisch und energisch an ihre Sache. Auf ihrem Debütalbum "Poetry Of Chaos" finden sich überraschend eigenständige Ideen, besonders wenn sich die Musik in etwas stillere Gefilde begibt. Obendrein erscheinen die Songs sehr persönlich, was der Band hoch anzurechen ist und einen tiefen Eindruck hinterlässt. Sie beweisen an so mancher Stelle echten Mut, die Dimensionen ihrer Instrumente auszureizen, wild drauflos zu schreien und allen Weltschmerz in gar satanischer Weise herauszubrüllen. In dem grundsätzlich aggressiven Black Metal sind zum Teil regelrecht originelle Soli zu finden. Dadurch gerät "Poetry Of Chaos" zu einer auch für Heavy-Metal-Fans interessanten Mixtur.
Das Intro zu "Poetry Of Chaos" klingt dafür erst einmal wenig vielversprechend. Eine simpel intonierte Keyboardline plätschert recht monoton zunächst in düsterem Moll, dann erschreckend fröhlich in Dur dahin.
Ganz anders 'Planetary Rites (Deflowering The Christian Whore)': Plötzlich brausen satte Rhythmusgitarren in ungehemmter Schnelligkeit auf, es folgt Stille, dann geht es in der zweiten Hälfte umso brachialer zur Sache. Insgheim wird hier eine echte Orgie im besten EMPEROR-Stil zelebriert. Dazu gesellt sich enthemmtes Growling. Der Song hat Power, ist verdammt schnell und weist über seine sieben Minuten hinweg keine Schwachstelle auf. MEMBARIS beweisen, dass sie spielen können.
Sehr heavy beginnt das etwas kürzer geratene 'Silence', welches ebenfalls Geschwindigkeit nicht scheut und wie ein Zyklon alles Materielle in sich hineinzusaugen scheint, bis nur noch die Stille im Zentrum des Wirbelsturms übrig bleibt. Hier schimmert wie ein Kristall die Akustikgitarre durch. Sie bildet einen bizarren Kontrast zu der Keifstimme des Sängers Kraal, der leidenschaftlich faucht: "Silence, the sweet taste of evil …" Die Ruhe währt nur kurz. Wilde Gitarren- und Drumwirbel wehen die Stille fort.
Noch einen Zacken schneller stürmt 'Where No Light Exists' voran, das gespickt ist mit ein paar fetten Breaks, catchigen Leads, groovigen Midtempoparts und chaotischen Gitarrenwinden. Es scheint, als hätten sich MEMBARIS in den ersten beiden Songs erst warm gespielt, um nun richtig loszulegen. Wo kein Licht, da auch keine Grenzen - der Song wird dieser These sowohl spielerisch als auch lyrisch gerecht. Zusammen mit 'As The Ancient Returned' und 'Suicidal Melancholy' ist es das stärkste Stück auf "Poetry Of Chaos".
Ruhig und bedacht leitet eine Akustikgitarre das langsam wachsende 'As I Reached The Throne Of Eternity' ein, welches mit regelrechten Ausnahmesoli glänzt. Die Ewigkeit scheint in diesem Stück in erster Linie in trauriger Melancholie zu bestehen. Manchmal sind solche Instrumentale ja eher nervige Lückenfüller. Dieses hier weist allerdings ein paar Ideen auf, die ausbaufähig sind.
Im finstersten GORGOROTH-Stil poltert 'Under Sign (Of Satan)' los. Hier werden wieder ungezügelt die Gitarrenhälse rauf und runter bearbeitet. Dieser Song ist wohl der dunkelste auf "Poetry Of Chaos". MEMBARIS lassen den satanischen Spirit norwegischer Helvete-Tage wieder aufleben. Simple, aggressive, tiefgestimmte Gitarren und wirklich wütendes Drumming machen fühlbar, welches Feuer einst im norwegischen Untergrund loderte. Der Schluss erinnert ein wenig an ENSLAVED in frühen Tagen.
Mit 'As The Ancient Returned' gelingt MEMBARIS ein vor Kraft fast übersprudelndes Stück Schwermetall, das ultraschnell gespielt ist. Es sind auch Thrash-Metal-Einflüsse heraus zu hören. Kraal brüllt wie ein Schwein, die Gitarren und Drums kennen kein Halten mehr. Hammer!
'Suicidal Melancholy' verfällt glücklicherweise nicht in träge Selbstmordjammerstimmung, sondern zelebriert den eigenen Todestrieb in gar majestätischer Weise. Die Melancholie mutiert zur nicht enden wollenden Elegie der Kraft aus scharfen Gitarrenriffs und –soli. Yeah! In der zweiten Songhälfte scheint die Gitarre fast zu weinen wie bei DISSECTION. Das direkt darauf folgende tiefe Gekeife erinnert hier ebenfalls ein bisschen an die schwedischen Todesmetaller. Vermengt mit dem ultimativen DARKTHRONE-Feeling, kann man den Tod kaum eindrucksvoller vertonen. Ein plötzlicher Wandel der Stimme in klaren Gesang bricht auf einmal damit. Und Wunder – Kraal hat Stimme! Das Klavier an dieser Stille erscheint genau richtig platziert.
'Glorious Times' ist eine Art Pagan/Black-Metal-Hymne, rückgewandt hin zu den sogenannten guten alten Tagen des Black Metal. Hier wird vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen, schließlich waren Euronimus und Konsorten auch nur Menschen, die zusammen einfach einzigartige und nicht reproduzierbare Musik geschrieben haben. Das ganze Umfeld um den Helvete-Shop und die Stimmung zu dieser Zeit waren eben einmalig. Jeder Versuch, diese zu wiederholen, muss einfach scheitern. Das Einzige, woran man sich ein Beispiel nehmen kann, ist der Mut dazu, das zu tun, wonach einem der Sinn steht, bzw. Kaltschnäuzigkeit gegenüber Zweiflern und lauwarmen Charakteren an den Tag zu legen. Das scheint bei MEMBARIS der Fall zu sein. Diser Spirit spricht aus ihrer Musik.
Sicher weist die Produktion nicht die Qualitäten anderer aktueller Black-Metal-Veröffentlichungen auf. So klingt das Schlagzeug zum Teil etwas blechern. Die Gitarren könnten klarer aus der Box wuchten. Aber für ein Debüt ist das Resultat beachtlich. Mit "Poetry Of Chaos" ist MEMBARIS eine beachtenswerte und interessante Scheibe gelungen, die beeindruckend bissig an der Substanz des Black Metal nagt. Auch sollte man sich vom Titel nicht in die Irre führen lassen. Poetisch geht es nur bedingt zur Sache, im Vordergrund stehen dann doch eher die sinistren und unverwüstlichen Kräfte des Chaos. Ironischerweise steht am Ende von "Poetry Of Chaos" der Song 'Cosmic Healing', ein in Keyboardmelodien verpackter Abgesang auf die vorangegangenen Songs. Am Schluss bleibt wohl nichts als schwarze Leere.
Anspieltipps: Where No Light Exists, Under Sign (Of Satan), As The Ancient Returned, Suicidal Melancholy
- Redakteur:
- Wiebke Rost