MEMFIS - The Wind-Up
Mehr über Memfis
- Genre:
- Extrem Metal
- Label:
- Dental Records/ H'art
- Release:
- 09.02.2007
- Breathless
- The Wind-Up
- Forever Discounted
- Eternal Failure
- The Judgement
- Cover It Up
- Dead Ends
- The Game
- Stop Those Waves
- Save The Day
- Breed The Disorder
Mit "The Wind-Up" legen uns die Schweden MEMFIS ihre ersten gemeinsamen musikalischen Ergüsse vor, die bereits vor fünf Monaten in ihrer Heimat veröffentlicht wurden und gleich die Top-20 der Album-Charts stürmen konnten. Respektable Leistung, wenn man bedenkt, dass sich die Musik (wenn überhaupt) in der Einflugschneise von Bands wie OPETH oder MASTODON bewegt - der Stressfaktor ist also hoch, Eingängigkeit findet Ihr woanders.
Hier herrscht Kopfhöreralarm, denn die ganze Pracht dieser Scheibe entfaltet sich erst, wenn man direkt am Puls der Musik ist und eintaucht in gewaltige Gitarrenwände, vertrackte Rhythmen, verzaubernde Harmonien, brutale Vocals und einfach pure Energie. Die Musik von MEMFIS ist eine Reise in unbekannte Dimensionen, in denen ahnungslose Musikkonsumenten von einer Sekunde auf die nächste aus ohrenbetäubenden Kriegsgewittern in paradiesähnliche Höhen gerissen werden, nur um mit dem nächsten Atemzug in der Schwere der Musik zu versinken.
Trotz aller hektischen Rhythmen und wirren Breaks haben MEMFIS einige Songs auf "The Wind-Up" geschrieben, die auch als Hits bezeichnet werden könnten. Die einzelnen Stücke überschreiten jedenfalls die magische Vier-Minuten-Grenze recht selten und gehen bei genauerer Betrachtung auch den Pfad der klassischen Songstrukturen. Die Schweden verarbeiten diese genau so geschickt und kompakt wie LINKIN PARK, mit denen sie musikalisch aber ansonsten rein gar nichts gemeinsam haben. Gut, kommerzielle Hits im herkömmlichen Sinne sollte hier niemand erwarten, denn dafür fehlen einfach die ganz großen Melodien und hypnotischen Hooklines. Die Musik besticht eher durch das technische Können der einzelnen Musiker, die in ihren Breaks auch öfter in jazzähnliche Sphären vorstoßen, und ihr Geschick, in all dem Chaos (fast) immer im richtigen Moment den Stecker zu ziehen.
Zwischendurch nehmen sich MEMFIS auch die Zeit, die Hörerschaft mit sanften Klängen, die teilweise sogar Soundtrackcharakter besitzen, auf den nächsten Ausbruch vorzubereiten. Dadurch entsteht eine Art Gesamtkunstwerk, das man trotz all der Hektik locker durchhören kann – sehr gelungen.
Scheiden werden sich die Geister wieder einmal am Gesang: Überwiegend packen die Schweden die brutalen Growls aus, bewegen sich damit zwar locker auf der Habenseite, können damit aber keine weiteren Akzente setzen oder Pluspunkte sammeln. Die gelegentlich eingestreuten klaren Vocals und Harmonien sind dagegen weitere Farbtupfer, die aufhorchen lassen, der gesamten Musik einen deutlichen roten Faden geben und für kurze melodische Verschnaufpausen sorgen. Hier ist noch ein bisschen Luft nach oben.
Insgesamt kann mich "The Wind-Up" durchaus überzeugen, obwohl ich normalerweise auf solchen extremen Metal nicht abfahre. MEMFIS verpacken ihr exzellentes Spiel in vernünftige und nachvollziehbare Songstrukturen, was das Album nicht nur für Theoretiker, Musikhochschulabsolventen und einzelne Instrumentenfetischisten interessant macht. Angesprochene Genrefans sollten hier unbedingt mal anchecken.
Anspieltipps: Eternal Failure, Breathless, The Game
- Redakteur:
- Chris Staubach