MEMORY DRIVEN - Animus
Mehr über Memory Driven
- Genre:
- Doom
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- I Hate Records (Soulfood)
- Release:
- 16.09.2011
- Empty Gesture
- Die To Breed
- So It Seems
- Ava's Song
- These Aren't The Chords You're Looking For
- A Tempt
- Group Departure
- Black = Light
- Unveiled
Dennis Cornelius spielt zum zweiten Mal mit seiner aktuellen Band MEMORY DRIVEN zum Tanze auf. Doomiges Jahreshighlight für langsame Hüftschwinger.
Drei Jahre nach ihrem Debüt kommt das Quartett aus Oklahoma mit einem Nachfolger aus dem Quark. Doombands müssen nicht schnell arbeiten, denn es ist doch das Ergebnis, welches zählt. Da darf ein Song auch gerne einmal ein bisschen reifen, bevor man ihn überhastet auf die Menschheit loslässt. Und genau so klingt "Animus" dann auch: Es ist ein sehr reifes, dadurch aber nicht minder ansprechendes Album geworden. Wer mit den auf dem Vorgänger befindlichen Synthesizer-Passagen seine Anlaufprobleme hatte, wird hier schon nach dem ersten Durchlauf begeistert sein, denn dieses Instrument findet auf "Animus" keine Verwendung. Hier wird purer Doom mit zwei Klampfen, Bass, Schlagzeug und Gesang geboten. Und wer sich ein kleines bisschen in diesem Subgenre auskennt, der wird sofort die Handschrift von Meister Dennis Cornelius heraus hören. Der gute Mann, der bereits mit REVELATION langsame Musikgeschichte geschrieben hat und welcher später mit einem sensationellen OVERSOUL-Album ein völlig unterschätztes Juwel veröffentlichte, hat einfach die Gabe innerhalb dieser vermeintlich limitierten Stilistik so viel Abwechslung wie möglich zu bieten, ohne dabei auch nur eine Sekunde unehrlich zu klingen.
So steigert sich 'Empty Gestures' minutenlang instrumental in einen Rauschzustand, der erst nach Beendigung des letzten Tones von "Animus" wieder aufhört. Ein fulminanter Einstieg in ein Album, welches am Jahresende weit oben auf meinem Podest stehen wird. So viel sei schon hier verraten. Allein in dieser Nummer stecken so viele Details, die gekonnt miteinander verbunden sind, dass man beinahe von progressivem Doom sprechen möchte. Und das Schöne daran: Es klingt alles, wie aus einem Guss. Nichts ist aufgesetzt oder verkopft, denn das wäre ja auch das Gegenteil dieser Musikrichtung. Die Musik fließt einfach so aus den Boxen und ergießt sich über den Hörer. Dass man dabei ab und an BLACK SABBATH-Zitate zu hören bekommt – ich verweise auf das fast schlichte 'Die To Breed' mit seinem Iommi-Riffing – ist genau so toll, wie die gelegentlichen Verbeugungen in Richtung früher RUSH. Hier verweise ich auf das verspielte 'Group Departure', welches sehr schön belegt, dass man solche Musik auch mit einem prominent in Szene gesetzten Bass spielen kann. Ich würde beinahe von einem Melodiebass reden.
Ein weiterer Pluspunkt von MEMORY DRIVEN ist die Unverkrampftheit, die manchmal gar in Humor ausartet. Ein Songtitel, wie 'These Aren't The Chords You Are Looking For' wird nicht nur bei mir ein Schmunzeln erzeugen. Und wenn diese Nummer dann – eingeleitet vom frühlingshaften 'Ava's Song' – obendrein auch noch eine instrumentale Achterbahnfahrt der Superlative darstellt, dann kann man sich bestens unterhalten zurücklehnen und sich in der Gewissheit suhlen, hier ein absolutes Kleinod zu hören.
Ach ja: Wer sich über den versteckten Bonustitel am Ende wundert, dem sei verraten, dass es sich hierbei um eine Coverversion von 'Twist Of Fate' von OLIVIA NEWTON-JOHN handelt. Traumhaftes Ende, wie ich finde. "Don't understand what's going on/Woke up this morning, all the hurt was gone/ This is a new beginning/ I'm back in the land of the living."
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae