MEMPHIS MAY FIRE - Broken
Mehr über Memphis May Fire
- Genre:
- Pop Rock / Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Rise Records
- Release:
- 16.11.2018
- The Old Me
- Watch Out
- Sell My Soul
- Who I Am
- Heavy Is The Weight
- Over It
- Fool
- You And Me
- Mark My Words
- Live Another Day
Plötzlich LINKIN PARK-Nachfolger?
Selbst im Vergleich mit anderen dauerkritisierten Formationen musste MEMPHIS MAY FIRE schon immer besonders deftige Prügel seitens Medien und Anhängerschaft einstecken: Vielen passte die offen vorgetragene Weltanschauung der Texaner nicht, der musikalische Approach der dem drögen Metalcore-Erbe entwachsenen Truppe wurde bei jedem Schwenk aufs Neue auseinandergenommen, Matty Mullins konnte es mit seinem Gesang ohnehin nicht allen recht machen, und so weiter eben. Glücklicherweise haben sich die Herren aus Dallas bislang nicht beirren lassen und stets stur ihr Ding durchgezogen. "Broken", das sechste MEMPHIS MAY FIRE-Album, wird dem traditionellen Gemecker am Sound der Band allerdings mit Sicherheit neue Nahrung geben – diesmal legen es die US-Amis aber auch mit Nachdruck darauf an.
Wo der Vorgänger "This Light I Hold" noch eine straight rockende, hier screamig, dort punkig gefärbte Modern-Metal-Gangart einschlug, die trotz diverser Mainstream-Einflüsse eine logische Weiterentwicklung weg vom gleichklingenden Metalcore-Einerlei darstellte, ist "Broken" überdeutlich stärker im Pop Rock verortet. Die zehn neuen Nummern versperren sich zwar erfreulicherweise allzu süßlichem Ohrwurmgedudel, doch der gutturale Gesang ist fast völlig verschwunden, dafür wurde der Anteil synthetisch-elektronischer Effekte stark nach oben gefahren, häufig tauchen zudem balladeske Einflüsse auf, die oftmals etwas deplatziert wirken. Mehr als einmal stellt sich nun tatsächlich die Frage, ob MEMPHIS MAY FIRE nach Chester Benningtons Tod mit "Broken" das Vermächtnis LINKIN PARKs weiterführen möchte. Die Pop-Rock-Ballade 'You And Me', das elektronisch stark behandelte, in groovigem Midtempo stampfende 'Heavy Is The Weight', oder auch der Crossover-Rocker 'Over It' – wer fühlt sich bei diesen Stücken nicht immer wieder an den einstigen Nu-Metal-Pionier erinnert?
Diese neue Marschrichtung dürfte auch Die-Hard-Fans der Texaner Kopfschmerzen bereiten. Denn auch die Gitarren- und Rhythmusarbeit ist deutlich unspektakulärer geworden, auch wenn diese unterschwellige Dynamik, dieses aufgekratzte Hummeln-im-Arsch-Feeling, das MEMPHIS MAY FIRE stets transportierte, auch auf diesem ungewöhnlichen Output ständig an die Oberfläche drängt. "Broken" ist ein deutlicher Bruch, weg vom Metal, hin zum Pop. Auf der einen Seite vermisst man das Tempo, das punkig-metallisch ungestüme Moment, auf der anderen Seite irritieren poppige Rock-Crossover-Arbeiten wie 'Sell My Soul' oder 'Live Another Day'. Dennoch: Man muss der Band lassen, dass auch die neuen, charttauglicheren Songs alles in allem tatsächlich gut funktionieren. Wozu sich also aufregen?
"Broken" ist unterm Strich ein ordentliches Album geworden, das etwas unstet, aber eben auch abwechslungsreich und unterhaltsam ausfällt und ständig mit neuen, wenn auch gewöhnungsbedürftigen Überraschungen um die Ecke kommt. Empfohlen werden kann es zumindest allen Freunden moderner Rock-/Metal-Klänge, die mit der Band ohnehin noch nie zu tun hatten oder ihr den musikalischen Schlingerkurs nicht nachtragen, sowie all jenen, die es nicht als Sakrileg betrachten, wenn andere Bands Chester Benningtons musikalischen Nachlass aufgreifen und auf eigene Weise weiterführen.
Anspieltipps: Fool, Heavy Is The Weight
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause