MENTAL CARE FOUNDATION - III
Mehr über Mental Care Foundation
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 4.00
- Label:
- Reaper Entertainment
- Release:
- 06.05.2022
- Zombie
- Watch The Water Rise
- Burn It Down
- Escape
- The Vengeance
- Until The End
- Hate Yourself
- Shot & Beer
- Blind
- Aiming For You
Thrash Metal aus der Psychiatrie oder: "Schläfrig in Kokkola".
Aus jener knapp 50 000 Einwohner fassenden finnischen Stadt in der Gemarkung Mittelösterbotten am Bottnischen Meerbusen stammt die Band, um deren drittes Album in voller Länge und Pracht seit dem Jahr 2003 es hier gehen soll. Dieses trägt den Titel "III". An dieser Stelle würde ich mir jetzt einen "Hand vor der Stirn"-Emoji wünschen.
Dabei ist "volle Pracht" ein zwiespältiger Begriff in Bezug auf die vorliegende "Thrash Metal-Musik" (Gruß an Stephan T.) und auf Finnen insbesondere bezogen sowieso, wie man weiß. Nicht von ungefähr hieß der erste Longplayer der Band bereits "Alcohol Anthems". Zwiegespalten wird die Bedeutung der genannten Bezeichnung in diesem Fall in der direkten Anwendung auf die Musik: Diese ist für mich, und jetzt muss es raus, nämlich leider gar nicht so besonders prächtig!
Als ich vor einigen Wochen den Bandnamen MENTAL CARE FOUNDATION las, entschied ich: Der ist cool, die Stilrichtung passt, lass mal darüber schreiben! Nach so manchem Spin habe ich allerdings einige Haare in der finnischen Biersuppe gefunden, die hier von den beiden SONATA ARCTICA-Musikern Pasi Kauppinen (Bass, viertbester Name) und Henrik Klingenberg (Gesang, zweitbester Name) zusammen mit Antti Hokkala (Gitarre, drittbester Name) und Lauri Bexar (Schlagzeug, bester Name, weil: klingt nach Star Wars ) auf Tonträger gebannt wurde.
Um das unheilschwangere "Kind" gleich beim Namen zu nennen: Ich finde die Musik von MENTAL CARE FOUNDATION nicht besonders originell und dazu noch stellenweise echt langweilig! Dabei stimmt der Sound größtenteils, leider geriet das Riffing oftmals sehr altbacken und nichtssagend wie im Opener 'Zombie', mit wenig Wiedererkennungswert ohne wirkliche Aha-Momente. Die etwas langsameren Parts, die Power vermitteln sollten, tönen für mich auf eine einschläfernde Art schwerfällig und beliebig, ausdruckslos eben. Auch wenn 'Watch The Water Rise' etwas motivierter nach vorne ballert und über einen testamentigen, soul-geschwängerten Refrain verfügt, kann der Song dennoch nicht richtig bei mir zünden.
Die Gitarren werden ordentlich gespielt, Musikalität und technische Fähigkeiten sind bestimmt gegeben. Anders gesagt "Die Botschaft hör ich wohl, allein fehlt mir der Glaube", soll nach Johann Wolfgang von G.'s altem Heinrich F. heißen, dass ich einfach keinen Bezug zu diesem Album finde! Denn die Melodien, wie zum Beispiel in 'Burn It Down', sind so verkehrt nicht, sie berühren mich eben größtenteils einfach mit keinem Ton. Nicht zuletzt, weil ich die soulig-groovige Thrash-Variante mittlerweile sehr abgeschmackt finde, bei MCF vor allem in 'Escape'. Hier klingt zudem der Refrain des Songs ganz furchtbar stockig und nach Outtake für mich. 'The Vengeance' baut zwar langsam Spannung auf, verfällt dann aber schnell in 08/15-Proberaumschlagzeug-Geklöppel und Hypnose-Riff-Geschraddel.
'Until The End' ist immer noch nicht solches, sondern an sechster Stelle erst am Anfang der zweiten Hälfte der zehn Lieder auf "III". Zugegeben ein netter Midtempo-Anfang, der aber, wie oft auf diesem Album, verdächtig holprig klingt. "Wie mit Gehfehler", würden meine Schüler sagen. Nicht wirklich spannend eben, genauso wie die Stimme von Herrn Klingenberg, der irgendwie stets einem Biker ähnlich klin(genberg)t, der sich keifend und melodiös kindlich jammernd beschwert, dass jemand aus seinem Bierkrug getrunken hat. Und immer dieser leicht schläfrige Vibe in den Songs! Für mich echt anstrengend.
Den nächsten Titel bezieht die Band trotz aller Kritik von meiner Seite aus hoffentlich dennoch nicht auf sich. Allerdings kann ich 'Hate Yourself' nur rudimentär mehr abgewinnen als den meisten anderen Liedern. 'Shot & Beer' tönt dann etwas erfrischender, wahrscheinlich hat das Thema des Songs es geschafft, die Band zu motivieren. Der sich später im Lied wiederholende A capella–Beginn kommt tatsächlich ziemlich cool! 'Blind' startet wieder sehr bemüht und endet für meine Begriffe erneut in, soundmäßig guter, Beliebigkeit, was die Gesangsmelodie betrifft sogar etwas in Unbeholfenheit. Zuletzt wird es, man glaubt es kaum, mit 'Aiming For You' doch noch ein wenig aggressiver und griffiger, sogar ein "Huah" konnte man sich kurz vor Schicht im Schacht noch abringen.
Nichtsdestotrotz gehen liebe Grüße nach Finnland an MENTAL CARE FOUNDATION. Vielleicht wird es ja besser, wenn ihr nicht wieder 16 Jahre (10 Jahre seit der Single 'Six Pack Attack') wartet, bis ihr ein Album aufnehmt?
- Note:
- 4.00
- Redakteur:
- Timo Reiser