MERCURY RAIN - St. Matthieu
Mehr über Mercury Rain
- Genre:
- Symphonic Gothic Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Tales From Beyond
- Sanctuary
- The Messenger
- Shadow´s Scent
- Chimaera
- Sortileges
- Eldritch Mirror
- Heaven In Sunset
- St. Matthieu
Mit MERCURY RAINs "St. Matthieu" kommt mir eine äußerst kompetent in Szene gesetzte Eigenproduktion ins Haus geflattert, der außer der eigentlichen CD noch eine DVD beiliegt, die Promo- und Liveclips enthält und die sowieso schon ratsame Anschaffung der Scheibe noch ratsamer macht. Wer sind MERCURY RAIN?, mag sich jetzt manch einer fragen. Sie touren demnächst mit THERION und dürften alleine schon deshalb kein unbeschriebenes Blatt mehr sein. Sind sie auch nicht. "St. Matthieu" ist bereits der zweite Longplayer der Band, der stilistisch in ähnliche Sphären geht wie die bereits erwähnte schwedische Bombastübermacht.
Melodiöser, pompöser und operettenhafter Metal, der Gothic genauso heraufbeschwört wie Elemente des Power und des klassischen Heavy Metal. In ein brillant und fett aufgemachtes Booklet gepresst, bahnt sich "St. Matthieu" mit dem orchestralen 'Tales From Beyond' seinen Weg, bevor es mit 'Sanctuary' den ersten saftigen Genickschlag ansetzt. Mich persönlich erinnern die Gesänge von Sonia Porzier sehr an THE GATHERINGs Anneke, was meinen Ohren ganz besonders gut tut. Fernab der gängigen Opernstimmen, gewinnen MERCURY RAIN der Thematik somit eine etwas andere Seite ab und schaffen sich eine Eigenständigkeit, die auf mich sehr erfrischend wirkt. 'The Messenger' ist sehr bombastisch angelegt, obwohl der tragende Teil des Songs auf den Bratgitarren und dem kraftstrotzenden Drumming liegt. Auch 'Shadow´s Scent' und 'Chimaera' schlagen in diese Kerbe und erinnern verdammt stark an ältere TRISTANIA, vor allem auch wegen des sterilen Drumsounds, der den Mannen um Frontfee Vibeke Stene so eigen ist. Progressive Soli wechseln sich mit gradlinigen Peitschenhieben ab und servieren der düster angehauchten Klientel saubere Ware für kalte Abende in Einsamkeit.
Das anfangs orchestral verspielte 'Sortileges' driftet von monumentaler Epik in brettharte Soundgefilde und wieder zurück. Die Riffs sitzen wie der Arsch auf dem Eimer, während sich Sonias Stimme beschwörend durch die Niederungen der akustischen Wahrnehmung bahnt. LACUNA COIL lassen grüßen und nehmen einen der vorderen Plätze in der Idolliste der Engländer ein. 'Eldritch Mirror' pumpt mit krassen Doublebasses auf die Zwölf und hämmert mit sämtlichen Äxten die Sechzehntel bis zum Exitus durch. MERCURY RAIN entwickeln in diesem Track jede Menge Power, die in einem feinen Refrain ihre Bestimmung findet, inklusive Niederlassung im Großhirn, dem effektivsten Bereich des menschlichen Organismus. Auch das anfänglich nur durch Piano begleitete 'Heaven In Sunset' bietet eine schöne Melodie auf, die es zu entdecken gilt, da sie sich wie der Rest der CD nicht gleich beim ersten Durchlauf erschließen will. Jedoch entwickelt sich der Song und erblüht mit seiner Zweistimmigkeit und seinen sehr harmonischen vocal lines.
Der perfekte Nährboden für einen gewaltigen Arschtritt? Jawoll, kickt doch zum Abschluss noch einmal der Titeltrack gewaltig die Kehrseite des Schambereichs. Stoisch, gradlinig, ohne Schlenker auf die Nuss. 'St. Matthieu' variiert Lautstärken, spielt dynamisch mit dramatischer Theatralik und epischer Größe. Zum Ende hin also der Höhepunkt? Nöö, eigentlich gibt es auf der ganzen Scheibe keinen richtigen Hänger. Der einzige Hänger, der entscheidend ins Gewicht fällt, ist der komische Sound. Fett ist er zwar, aber auch furchtbar steril und drucklos im Schlagzeugbereich, in dem die Becken wie aus der Konserve klingen. Desweiteren sind die Keyboards für meinen Geschmack viel zu laut gemixt, was der gesamt gesehen recht harten Grunausrichtung der Band einen etwas zu klebrigen Anstrich verpasst. Schade, aber für eine Eigenproduktion ist "St. Matthieu" schon ziemlich, wenn nicht sogar sehr professionell. Somit will ich nicht übertrieben hart daherschwafeln und MERCURY RAIN eine gelungene Scheibe im Fahrwasser TRISTANIAs und LACUNA COILs attestieren, die eure Aufmerksamkeit verdient. Alles weitere liegt an euch. Beziehen könnt ihr die Scheibe über die bandeigene Homepage, auf der auch einige Samples zu den Songs zu hören sind.
Anspieltipps: Sanctuary, Shadow´s Scent, Chimaera, Sortileges, Eldritch Mirror
- Redakteur:
- Alex Straka