MERRY - Nu Chemical Rhetoric
Mehr über Merry
- Genre:
- Crossover
- Label:
- Gan-Shin Records / Universal Music
- Release:
- 28.04.2006
- Digi noto
- Kubitsuri Rondo
- Meisai no Shinshi
- Dekiai no suisou
- Bara to Katasumi no Blues
- Kanashimi blue train
- atashi wa sute neko
- Shambara
- Nisemono Tengoku
- Refrain - doyoubi no namida -
- karappo na uta
Manchmal findet sich in dem Einerlei, der auf meinem Schreibtisch landet, etwas wirklich Ungewöhnliches, so wie bei der vorliegenden CD. Die japanische Band MERRY fährt auf ihrem aktuellen Album "Nu Chemical Rhetoric" eine interessante und dichte Mixtur aus Rock, Pop, Punk und einer gewissen französischen Note auf. Dieses Kreuzüber beruht zwar auf westlichen Vorbildern, aber die Band aus Fernost rührt daraus einen Eintopf an, der für neue Höreindrücke gut ist und zugleich einen eigenständigen Sound der Gruppe erkennen läßt. Man hört die Erfahrung der Band, die bei einem Indielabel schon zwei Studioalben und eine Kompilation herausgebracht hat und nun mit "Nu Chemical Rhetoric" ihre erste Major-Veröffentlichung vorlegt.
MERRY ist ein Quintett mit zwei Gitarren, und so rockt "Nu Chemical Rhetoric" dann auch eher stramm. Die Gitarren und die Rhythmusgruppe sorgen ständig für Starkstrom, wobei aber nicht die Melodien verloren gehen. Schon das Intro 'Digi noto' läßt aufhorchen: Allein diese kurze Nummer präsentiert eine erstaunliche Bandbreite von elektronischen Klängen bis zu beschwingtem Gitarrenrock. Und ab da treibt das virtuos gespielte Schlagzeug Band und Hörer durch ein wildes, rhythmisches Kaleidoskop der Unterhaltungsmusik. Nur selten, etwa auf 'Bara to Katasumi no Blues', gönnt man sich eine Ruhepause. Die japanischen Texte harmonieren überraschend gut mit der Musik. Vielleicht ist es nur ein europäisches Vorurteil, dass die japanische Sprache abgehackt klingt, bei MERRY jedenfalls fließt der Gesang einträchtig mit der Musik, was sicher auch an der eher poplastigen Stimme liegt. Außerdem wird einem bei MERRY wieder bewusst, dass auch die Wirkung, die Musik auf einen hat, kulturell geprägt ist: Auf unsere Ohren wirkt die Mucke der Band wie fröhliche Tanzmusik, aber in Japan dürfte der Eindruck völlig anders sein, wie die melancholischen bis depressiven Texte vermuten lassen.
"Nu Chemical Rhetoric" ist sicher nicht jedermanns Geschmack, aber wer offen für einen neuen Eindruck aus einer anderen Ecke der Welt ist, sollte hier unbedingt reinhören.
Anspieltipps: Meisai no Shinshi, atashi wa sute neko, Refrain - doyoubi no namida -
- Redakteur:
- Stefan Kayser