MESHUGGAH - ObZen
Mehr über Meshuggah
- Genre:
- Extreme Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 07.03.2008
- Combustion
- Electric Red
- Bleed
- Lethargica
- ObZen
- This Spiteful Snake
- Pineal Gland Optics
- Pravus
- Dancers To A Discordant System
Alle Bands, die sich in den letzten Jahren als Extrem-Metal bezeichneten, können schon mal stiften gehen: Das dicke Mutterschiff landet! Infernalisch laute Geräusche röhren durch die sternenklare Nacht, Wolkenkratzer fallen in sich zusammen, riesige Scheinwerfer leuchten die Landschaft aus, und jeder, der das Pech hat, im Lichtkegel stehen zu bleiben, wird gnadenlos plattgewalzt. "War Of The Worlds" im Jahr 2008. Ohne Tom Cruise und andere Verwirrte. MESHUGGAH gegen alle.
Der wortspielerische Albumtitel und das darauf abgestimmte geschmackvolle Cover mit dem blutverschmierten dreiarmigen Yogi, der Ähnlichkeit mit TOOLs Maynard James Keenan hat, wirken schon von außen sehr einladend. Und wenn die ersten Töne des Thrash-Schlagbolzens 'Combustion' ertönen, fühlt man sich gleich wohl - und stutzt trotzdem. Das Teil wird tatsächlich ohne Schlenker durchgeprügelt und ist einer der eingängigsten Tracks der Bandgeschichte. Die Befürchtung, dass man sich die unzerstörbaren und knotenresistenten Hörmuscheln aus der Raumfahrttechnik womöglich umsonst angeschraubt hat, wird zwar schon von dem folgenden, bitterbösen 'Electric Red' umgehend atomisiert, aber insgesamt ist "ObZen" weniger kopflastig ausgefallen als der Vorgänger "Catch Thirtythree". Vielmehr verschmilzt das Experimentelle mit weiterentwickelten "Destroy Erase Improve"-durch-die-Mauer-Elementen. Fragen werfen Songs wie 'Dancers To A Discordant System', die mit Mega-Riffs ausgestatteten 'Bleed', 'ObZen' und 'Pravus' sowie 'Pineal Gland Optics' allerdings wie gehabt auf: Gibt es die charakteristischen R2-D2-Foltermelodien mittlerweile nur noch auf Rezept? Gilt das, was Drummer Tomas Haake mit einem stinknormalen Viervierteltakt veranstaltet, schon als Straftat? Wie merkt sich die Saitenfraktion Thordendal/Hagstrom/Lövgren diese finsteren Stakkato-Akzentuierungen? Und kann man die Musik irgendwann riechen, wenn man sie lange genug hört?
Bei allem vorherrschenden Wahnsinn darf eins nicht vergessen werden: "ObZen" bietet erbarmungslosen Genickbruch-Sound mit vernichtendem Groove. Wer halbwegs timingsicher ist und bei AC/DC-Nummern auch ab und zu mal die Eins findet, kann zu neunzig Prozent der Platte sauber alle verfügbaren Wirbel rausspringen lassen. Und bevor man solche Aktionen an die Tracks irgendwelcher Klau-Mannschaften verschwendet, veranstaltet man sie besser zu den Ergüssen eines der vier, fünf unverwechselbaren Originale im modernen Extrem-Geballer-Sektor: MESHUGGAH.
Dafür, dass sie vor ein paar Monaten die (letztlich komplett geplatzte) Tour mit THE DILLINGER ESCAPE PLAN absagten und somit das reizvollste Konzert-Paket seit langem verhinderten, müsste man den Schweden nachträglich zwar mindestens die Achtsaiter anstecken, aber ihr sechstes Album stimmt versöhnlich. Und die Platte entschädigt sogar für 9Live, Runen-Pannekram im Metal und Heiner Lauterbach. Die vertonte Weltherrschaft!
Anspieltipps: Combustion, Bleed, ObZen, Pravus
- Redakteur:
- Oliver Schneider