MEST - Youth
Mehr über Mest
- Genre:
- Alternative Rock / Pop-Punk
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- SBÄM Records
- Release:
- 21.06.2024
- When We Were Young
- Hate You Sober
- Barely Hanging On
- Empty Room
- Was It Worth It
- That Saturday
- Parking Lot
Zurück, aber mit Spaß statt Rache!
MEST ist wohl eines der bestgehüteten Geheimnisse des US-amerikanischen Pop-Punk-Undergrounds, in unseren Breiten ist die Band aus Chicago, die vor bereits dreißig Jahren gegründet worden ist, kaum bekannt. Dabei war man in den frühen 2000ern mit vier Alben zwischen 2000 und 2005 sehr aktiv und konnte sogar zweimal Goldene Schallplatten einheimsen - in Japan. Trotzdem, auch in den USA lief es gut und man konnte die berühmte "Warped"-Tour headlinen. Dann brach das Line-Up auseinander und MEST war nicht mehr.
Die neue Inkarnation, die Bandleader Tony Lovato Ende des ersten Jahrzehnts zusammenstellte, ist seitdem aktiv, aber ohne Label und veröffentlicht die Alben weitgehend selbst oder nur digital. Allerdings zuerst gewollt, dann gezwungenermaßen, denn direkt vor der Pandemie hatte man einen Plattendeal, den die Krise zunichte machte, sodass "Masquerade", das bislang letzte Album, in Eigenregie veröffentlicht wurde. Resultat: Versuch mal, das Album irgendwoher zu bekommen. Viel Glück. Aber jetzt geht es wieder los, denn diesmal flatterte uns eine Ankündigung von SBAM-Records in die Inbox: MEST ist da und hat ein neues Scheibchen, das man wohl auch mal erwerben kann.
Tony Lovato zeigt auf dem neuen Langspieler "Youth" auch direkt, dass er nichts verlernt hat und genau weiß, wie man eingängige Lieder in der Grenzregion auf Pop-Punk und Alternative Rock schreibt. Dass er mittlerweile auch schon Mitte Vierzig ist, möchte ich ihm nicht vorwerfen (*hüstel*), schließlich dürfen GREEN DAY oder THE OFFSPRING große Festivals headlinen, das Publikum ist da. Auch wenn vielleicht Geschichten über Schwierigkeiten mit den Eltern und High-School-Probleme, die typischen Themen des locker-lustigen US-Punks, schon mehrere Jahrzehnte zurückliegen. Die Musik funktioniert auch heute, mit anderen Themen, aber eben genauso zwingenden Melodien in Songs, die stilistisch vor allem gegen Ende zunehmend den Punk zurücklassen und in Alternative Rock driften.
Das obige Namedropping war auch nicht ganz zufällig, denn "Youth" steht wirklich den großen Alben der Genregrößen in wenig nach. Wenig? Ja, wenig, tatsächlich ist das das Attribut, dass mir negativ aufstößt, denn "Youth" enthält gerade einmal sieben Lieder mit einer Gesamtlänge von unter 23 Minuten. Auch wenn es brillante Hämmer wie den Hit 'Hate You Sober' gibt, übrigens mit Unterstützung von Spencer Charnas von ICE NINE KILLS eingespielt, oder den fetzige Alternative-Rock-Song 'Was It Worth It' - mein persönlicher Liebling. Auch wenn That Saturday' ein radiotauglicher Song ist, der eine akustische Gitarre kredenzt und die eigene Jugend zusammen mit Jaret Reddick von BOWLING FOR SOUP besingt, oder sich rasant durch 'Barely Hanging On' geschrubbt wird. Zusammen mit der Ankündigung, dass man 2024 insgesamt drei Longplayer veröffentlichen möchte, klingt das für Sammler physischer Tonträger nach Abzocke. Ich denke, das ist vor allem dem Trend zu digitalen Veröffentlichungen geschuldet, wo die Dauer weniger wichtig ist, als die hohe Veröffentlichungsfrequenz.
Trotzdem bin ich darüber enttäuscht, aber dass es das neue Album sowieso nur auf Vinyl gibt, unterstützt meine Einschätzung. Aber 25,90 Euro für eine Scheibe, die effektiv eine EP ist, zeugt nicht davon, dass man an die alten Fans denkt, die das Album gerne neben die alten Großtaten stellen möchten. Abgesehen davon ist "Youth" aber wirklich empfehlenswert und in diesem Fall kann auch auch guten Gewissens raten, auf den einschlägigen Portalen reinzuhören. Das ist immerhin auch die Intention der Band, daher ist digital das Medium der Wahl. Als Grund dafür folgt hier 'Hate You Sober'. Cooles Ding, was?
Hate You Sober
https://www.youtube.com/watch?v=fw3RQZXugeY
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger