METAL CHURCH - XI
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2016
Mehr über Metal Church
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 25.03.2016
- Reset
- Killing Your Time
- No Tomorrow
- Signal Path
- Sky Falls In
- Needle And Suture
- Shadow
- Blow Your Mind
- Soul Eating Machine
- It Waits
- Suffer Fools
Die Rückkehr!
Als Ronny Munroe im September 2014 bei METAL CHURCH ausstieg und die Truppe eine "große Ankündigung" versprach, hüpften bereits viele Fans im Dreieck, da die Vermutung nahe lag, dass Mike Howe nach 20 Jahren Abstinenz in die Kirche zurückkehren würde. Trotz recht eindeutiger Hinweise auf der Facebook-Seite der Band (es wurden u. a. ständig Clips von Songs, die Mike eingesungen hatte, gepostet) dauerte es dann aber doch fast neun Monate bis das neue alte Baby endlich geboren und Mike Howe tatsächlich als neuer Sänger präsentiert wurde. Dazu wurde auch gleich ein neues Album angekündigt und wenig später eine neue Version des "Blessing In Disguise"-Klassikers 'Badlands' vorgestellt, die gezeigt hat, dass Mike es immer noch drauf hat.
Und wie das nun mal so ist, treibt eine solche Rückkehr gerne die Erwartungshaltung ins Unermessliche. Bei den Fans insgesamt, aber auch bei mir ganz speziell. Immerhin würde ich die letzte Andacht mit Mike Howe, "Hanging In The Balance", immer und ohne jedes Zögern zu meinen zehn Lieblingsalben zählen. "The Human Factor" und "Blessing In Disguise" stehen diesem Glanzwerk nur minimal nach, so dass METAL CHURCH für mich immer eine der wichtigsten Metalbands überhaupt war.
Jetzt läuft "XI" seit einigen Wochen hier und natürlich bin ich angesichts der oben beschriebenen Erwartungshaltung ein wenig enttäuscht. Es war mir vorher rational total bewusst, dass hier kein absolutes Meisterwerk kommen würde, aber ich konnte halt doch nicht anders als auf eines zu hoffen. Es ist ja schließlich Mike Howe, der hier singt. Und an ihm liegt es auch wahrlich nicht, dass "XI" 'nur' ein gutes Heavy-Metal-Album geworden ist. Nein, der Mann hat in den mehr als 22 Jahren seit "Hanging In The Balance" wahrlich nix verlernt. Seine Stimme ist charakteristisch wie eh und je, nur dass er mittlerweile aussieht wie der geschätzte Kollege Frank Jäger ist etwas irritierend. Aber das hört man ja nicht.
Warum es nicht zur totalen Ekstase reicht, ist schnell ausgemacht: es fehlen einfach die Killermelodien, -hooks und -riffs. Eben das, was es auf den ersten fünf METAL CHURCH-Alben - die beiden fulminanten Werke mit David Wayne dürfen nicht unterschlagen werden - im Dutzend gab. Dabei ist 'Reset' noch ein wirklich guter Einstieg. Das ist kräftiger, mitreißender Heavy Metal, der auch textlich überzeugt und die Wiederkehr Howes zur Metallkirche gut beschreibt. Auch die folgenden 'Killing Your Time' und 'No Tomorrow' sind eigentlich erstklassige Nummern, leiden aber beide unter einem etwas einfallslosen Refrain. Gerade bei 'No Tomorrow' ist das etwas schade, da die Bridge ganz fantastisch ist. Auch das folgende, mit etwas über sieben Minuten längste Stück 'Signal Path' gefällt mit etwas gemäßigtem Tempo und klugen Arrangements.
Doch ab 'Sky Falls In' fällt meiner Meinung nach die Qualität etwas ab. Die Nummer wirkt auf mich sehr eintönig und extrem langgezogen. Einen echten Spannungsbogen gibt es nicht und das Solo in der Mitte lädt auch eher zum Schulterzucken denn zum Zücken der Luftgitarre ein. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei 'Needle & Suture'. Ein eigentlich gutes Riff gibt die Richtung vor, aber so richtig zünden will der Song dann eben doch nicht. Bei 'Shadow' helfen die an die "Hanging In The Balance"-Nummer 'Hypnotized' erinnernden Gesangslinien auch nicht.
Ähnliches ließe sich dann auch über 'Blow Your Mind' oder 'It Waits' sagen. Immer habe ich das Gefühl, dass der Funke hier einfach nicht überspringt. Die Grundidee ist in allen Fällen gut, Mikes Gesang über jeden Zweifel erhaben, aber - wie oben bereits erwähnt - der Killer fehlt dann halt doch. Dem am nächsten kommt in meinen Ohren das abschließende 'Suffer Fools', das jene Energie versprüht, die ich in den vorangegangenen Nummern so vermisse. Hier passt dann auch der Refrain, das Riff und der Rest. Ein sehr versöhnlicher Abschluss.
Wenn ich also versuche mich von der immensen Erwartungshaltung zu befreien, bleibt unterm Strich ein gutes Heavy-Metal-Album mit exzellentem Gesang stehen. Über 'Reset', 'No Tomorrow' oder 'Suffer Fools' würde ich mich auch bei einem Konzert freuen, doch auf der von POWERMETAL.de präsentierten Tour im Mai und Juni soll die METAL CHURCH vor allem Klassiker wie 'Fake Healer', 'Anthem To The Estranged', 'In Harm's Way', 'In Mourning', 'Date With Poverty', 'Waiting For A Savior', 'Gods Of Second Chance' oder 'No Friend Of Mine' erklngen lassen. Dann bin sicher nicht nur ich im siebten Metal-Himmel.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk