METALLICA - S&M2
Mehr über Metallica
- Genre:
- Symphonic (Thrash) Metal
- Label:
- EMI (Universal Music)
- Release:
- 28.08.2020
- The Ecstasy Of Gold
- The Call Of Ktulu
- For Whom The Bell Tolls
- The Day That Never Comes
- The Memory Remains
- Confusion
- Moth Into Flame
- The Outlaw Torn
- No Leaf Clover
- Halo On Fire
- Intro To Scythian Suite
- Scythian Suite, Opus 20 II: The Enemy God And The Dance Of The Dark Spirits
- Intro To The Iron Foundry
- The Iron Foundry, Opus 19
- The Unforgiven III
- All Within My Hands
- (Anesthesia) Pulling Teeth
- Wherever I May Roam
- One
- Nothing Else Matters
- Enter Sandman
- The Ecstasy Of Gold
- The Call Of Ktulu
- For Whom The Bell tolls
- The Day That Never Comes
- The Memory Remains
- Confusion
- Moth Into Flame
- The Outlaw Torn
- No Leaf Clover
- Halo On Fire
- Intro To Scythian Suite
- Scythian Suite, Opus 20 II: The Enemy God And The Dance Of The Dark Spirits
- Intro To The Iron Foundry
- The Iron Foundry, Opus 19
- The Unforgiven III
- (Anesthesia) Pulling Teeth
- Wherever I May Roam
- One
- Nothing Else Matters
- Enter Sandman
SYMPHONY and METALLICA - eine gelungene Fortsetzung nach 20 Jahren!
Als "S&M" 1999 erschien, hat die Kollaboration zwischen METALLICA und dem San Francisco Symphony Orchestra nachhaltig mein Leben verändert, denn es sollte mein Einstieg in die Welt des Metal werden. METALLICA war mir zwar bereits ein Begriff, "Load" und "Reload" liefen zu der Zeit schon mal, doch Dank des Booklets von "S&M", in dem alle Tracks dem jeweiligen Album zugeordnet wurden, kaufte ich mir nach und nach die gesamte Diskographie, Alben wie "Master Of Puppets" oder "Ride The Lightning" manifestierten die eingeschlagene Richtung und eröffneten mir weitere Bands wie SLAYER, IRON MAIDEN und DREAM THEATER. Die VHS-Kassetten zu "S&M" verließen parallel zur CD gar nicht mehr den Player, beide Tonträger gehören mittlerweile wohl zu meiner DNA. Es sollte also deutlich geworden sein, dass METALLICA und insbesondere "S&M" einen hohen Stellenwert bei mir genießen.
20 Jahre später standen im September 2019 zum Jubiläum für "S&M2" erneut das San Francisco Symphony Orchestra mit METALLICA auf der Bühne, um ausgewählte Songs der Band im klassischen Gewand zu präsentieren. Dabei ist es nur logisch, dass man dafür nicht komplett neue Songs aus dem Backkatalog auswählte, es sollte schließlich ein Tribut an das Original sein, so wurden zehn von 21 Songs übernommen. Bei den elf "neuen" Tracks für "S&M2" wurde sich jedoch hauptsächlich auf die drei seit 1999 veröffentlichten Alben konzentriert, namentlich "St. Anger" (2003), "Death Magnetic" (2008) und "Hardwired...To Self Destruct" (2016), mit einer Ausnahme, doch dazu später. Des Weiteren muss natürlich erwähnt werden, dass der Initiator der Idee und Dirigent Michael Kamen 2003 leider verstorben ist, anno 2019 teilten sich deshalb Edwin Outwater (hauptsächlich) und der musikalische Direktor des Orchesters Michael Thilson Thomas den Posten des Dirigenten. Zudem wurde nicht erneut im Berkeley Community Theatre in Kalifornien mit einer Kapazität von rund 4000 Leuten gespielt, sondern man eröffnete das neue "Chase Center" in San Francisco mit 17.000 Fans.
Wer wie ich den Konzertfilm bereits im Oktober 2019 im Kino gesehen hat, den hat Schlagzeuger Lars Ulrich eindrücklich darauf hingewiesen, dass ihr Produzent Greg Fidelman wahre Wunder geleistet haben soll und nun alles noch größer klingt und aussieht. Wer jetzt Befürchtungen hat, dass James Hetfield und Co nun so glatt und poliert klingen, wie auf "S&M", was durchaus eine berechtigte Kritik ist, kann beruhigt werden, denn "S&M2" ist erfreulicherweise ein Livealbum geblieben, man hört deutlich die Konzertatmosphäre, das Mitsingen der Fans, aber auch mehr oder weniger kleine Verspieler von Lars bis hin zu seinen teils willkürlichen Snare-Rolls. Die Schublade mit Unkenrufen über Lars' Spiel öffne ich an dieser Stelle aber nicht weiter, er und sein Stil gehören irgendwie einfach dazu. Der Sound ist druckvoll und transparent, Band und Orchester ergänzen sich, ohne, dass sie sich gegenseitig im Weg stehen, vor allem tönen die Gitarren von James und Kirk richtig saftig (besonders mit Kopfhörern ein Erlebnis), allerdings könnte Roberts' Bass ein paar Lautstärkelevel mehr ertragen. Man hört auf jeden Fall an allen Ecken und Kanten, dass die Zusammenarbeit diesmal groß geschrieben wurde, waren bei "S&M" gerade einmal zwei Proben mit Orchester drin, konnte offensichtlich 20 Jahre später intensiver geprobt und ausprobiert werden.
Über die Auswahl der Songs kann man sich natürlich streiten, aber es ist klar, dass METALLICA es nicht allen recht machen kann. Ich hätte beispielsweise den Wiederaufguss von 'The Memory Remains' oder 'Moth Into Flame' als neuen Song im Set nicht unbedingt gebraucht, stattdessen hätte ich 'Harvester Of Sorrow' oder 'Creeping Death' spannender gefunden. Auch die auf CD2 befindlichen Orchester-Stücke 'Scythian Suite' von Prokofiev und 'The Iron Foundry' (mit basischer Begleitung der Jungs) von Mosolov sind zwar tolle Stücke, die Metal-Fans durchaus gefallen sollten, aber ich hätte mir stattdessen mehr Platz für Songs von der Band gewünscht. Robert Trujilo erklärte in einem Interview, dass man nicht nur METALLICA, sondern auch klassischer Musik Platz geben wollte, denn schließlich gehe es um die Symbiose beider Welten, ok.
Genug der Vorrede: Los geht es nach dem obligatorischen Intro 'The Ecstasy Of Gold', was natürlich live vom Orchester gespielt wird, identisch zu "S&M" mit dem Instrumental 'The Call Of Ktulu', welches einfach gigantisch mit Orchester kommt, genau wie das folgende 'For Whom The Bell Tolls'. Gänsehaut ist auch gewiss mit dem "neuen" Stück im Set 'The Day That Never Comes' von "Death Magnetic", die Halbballade funktioniert hervorragend mit Orchester, so auch die etwas epischeren Stücke vom aktuellen Album, 'Confusion' und 'Halo On Fire'. Gänzlich neue Stücke, wie sie auf "S&M" mit 'No Leaf Clover' und '- Human' vertreten waren, gibt es 20 Jahre später zwar nicht, auf CD2 kann man trotzdem ein paar Überraschungen erleben: Nicht nur eröffnen wie erwähnt zwei Orchester-Stücke die zweite Halbzeit, die Akustikversion von 'All Within My Hands' ist definitiv ein Highlight und könnte gut den Soundtrack zu einem James-Bond-Film abgeben, wird aber noch getoppt durch die wunderschöne Version von 'The Unforgiven III', in der James alleine, sogar ohne Gitarre, mit dem Orchester singt. Was Orchestrator Bruce Coughlin hier aus den Songs geholt hat, ist ziemlich eindrucksvoll und lässt immer mehr Details entdecken, teils könnte das Orchester sogar gerne einen Tacken lauter abgemischt worden sein.
Eingangs erwähnte ich, dass nur die Alben nach 1999 für "S&M2" berücksichtigt wurden, mit einer Ausnahme - und die heißt 'Anesthesia (Pulling Teeth)'. Richtig gelesen, dass Bass-Solo des viel zu früh verstorbenen Cliff Burton vom Debüt "Kill 'em All" wird 36 Jahre später auf die große Bühne gebracht, aber nicht, um symphonisch aufgeblasen zu werden: Bassist Scott Pingel aus dem Orchester spielt ein herrliches Tribut am (teils verzerrten) E-Kontrabass mit markanten Details des Stücks und wird wie 1983 von Lars später am Schlagzeug begleitet. Dieser Part kommt im Film (dazu gleich mehr) natürlich noch viel besser rüber, als auf CD. Mit 'One' und 'Master Of Puppets' kommen noch zwei Klassiker, die man bereits vor 20 Jahren in der Setliste hatte, wer genau hinhört, wird vor allem bei 'Master Of Puppets' feine Veränderungen im Orchester hören. 'Nothing Else Matters', der Song, der schon 1991 auf dem "Black Album" minimal orchestriert wurde, darf natürlich auch in der Wiederauflage nicht fehlen, genau wie der Megahit 'Enter Sandman', der das Album beschließt (zugegeben, dass Ende auf "S&M" hat mir mit 'Battery' deutlich besser gefallen).
Zu guter Letzt im Vergleich: Der Film! Der beiliegende Konzertfilm ist alleine durch die äußeren Umstände, Konzertsaal vs. Arena, kaum vergleichbar mit dem Original. Regie führte ein gewisser Joe Hutching, mit dem METALLICA bereits für den Film "Through The Never" zusammengearbeitet hat. Die Kameraführung ist extravagant, fängt jedes Detail von Band über Orchester bis Publikum ein, Einzelaufnahmen, Großaufnahmen, Split-Screen, alles ist möglich und wird beeindruckend in Szene gesetzt, man bekommt wirklich eine Filmatmosphäre zusätzlich zum Konzerterlebnis vermittelt. Die Bühne ist, typisch für METALLICA, nicht frontal, sondern rund in der Mitte der Arena platziert, Band und Orchester teilen sich den Platz darauf, was mitunter etwas chaotisch anmutet, aber funktioniert. Da Band und Orchester mächtig Bock zu haben scheinen, macht es auch viel Spaß, den Musikern zuzusehen, die 150 Minuten (!) vergehen wie im Fluge.
Das Beste an "S&M2" habe ich noch gar nicht verraten: James Hetfield. Seine Stimme ist wie guter Wein wunderbar gealtert und zeigt viele Facetten, klingt so kräftig und ausdrucksstark wie lange nicht mehr und kann den teils alten Kamellen einen neuen Stempel aufdrücken.
In 10 Jahren dann "S&M3"? Von mir aus sehr gern!
- Redakteur:
- Jakob Ehmke