MEYVN - Splintered Skies
Mehr über Meyvn
- Genre:
- Prog Metal
- How Far We Fall
- Disturbed
- Arise
- Answer Me
- Future Untold
- One World
- Seize
- Furnulum Pani Nolo
- Power Of Fear
- Let Loose The Dogs
- In Whose Name
Metal aus Texas! Mein Herz schlägt schneller, wenn ich mich zurück erinnere an selige Zeiten, in denen in genau jenem Staat die geballte Ladung progressiver Kapellen über uns hereinbrach. Neben den Aushängeschildern WATCH TOWER, die bis heute unerreicht geblieben sind, dafür aber ihre Matheaufgaben nicht gelöst bekommen, lauerten dort mit ARCANE, MILITIA, PREMONITION oder auch HELSTAR unendlich viele Bands, die neue Wege gehen wollten. Und mit MEYVN schickt sich nun eine weitere Band von dort an, bei uns Herzrhythmusstörungen zu verursachen.
Der junge Fünfer, welcher vor knapp zwei Jahren mit einer EP namens "Last Rites" debütierte, serviert uns auf "Splintered Skies" einige atemberaubende Frickelattacken, die mich immer mehr in Richtung Prog-Power-Europe schielen lassen. Dort wird die Kapelle nämlich im nächsten Jahr neben den göttlichen HEAVEN'S CRY auftreten. Dass dort nur die Creme der progressiven Hartwurst-Szene auf die Bretter darf, wird jeder, der sich die Besetzungen der vergangenen Jahre anschaut, bestätigen können.
Hat man die 75 Minuten des vorliegenden Albums ein erstes Mal hinter sich gebracht, ist man sicherlich erst einmal gebügelt. MEYVN machen es dem Hörer nämlich nicht ganz einfach. Einiges wirkt beim ersten Durchlauf kopflastig und auch der für solche Kapellen ungewöhnlich raue Sound, irritiert erst einmal ein wenig. Allerdings fallen sofort die gesanglichen Qualitäten von Richard Clark auf. Angenehm melodisch, aber gleichzeitig auch roh, niemals schrill, aber doch höhenlastig, jongliert er gekonnt mit roten Fäden im Notenlabyrinth der spielenden Kollegen und sorgt dafür, dass der Hörer mitgerissen wird.
Besagte Kollegen machen es ihrem Frontmann manchmal allerdings nicht leicht, Gesangsmelodien für die vertrackten Rhythmuskonstrukte zu finden. Vor allem in solchen Mammutsongs wie dem über zehn Minuten langen 'One World', in dem sich die Truppe in einen wahren Rausch steigert. In dieser Nummer findet der geneigte Hörer alle erdenklichen Schattierungen der gebotenen Stilistik gekonnt kombiniert. Hartes Riffing, coole Keyboardeinlagen, herrliche Bassläufe, sowie ein abwechslungsreiches, aber gleichzeitig auch druckvolles Drumming.
Wer bei der Erwähnung von Keyboards nun unweigerlich an Neo-Prog-Rock oder DREAM THEATER denkt, ist aber falsch gewickelt. MEYVN haben mit zwei dominanten Klampfen eine sehr deutliche Saitenlage und nutzen die Tastatur lediglich als atmosphärischen Teppich. Dies ist sehr schön im brachialen 'Seize' nachzuhören.
Was die Parallelen zu DREAM THEATER angeht, so könnte man natürlich den Bassisten anführen oder die Tatsache, dass man rein soundtechnisch ein bisschen nach "When Day And Dream Unite"-Deluxe klingt. Aber ansonsten paddeln MEYVN doch eindeutig in anderen Gewässern.
Spieltechnisch sind die Jungs, allen voran Klampfer und Keyboarder Drew Creel, ganz weit vorne mit dabei. Spätestens beim grandiosen Kurz-Instrumental 'Furnulum Pani Nolo', bei welchen ungezwungene Flamenco-Passagen die Fingerfertigkeit der Akteure belegen, sollte dies jedem klar werden.
Wer bislang noch nicht überzeugt ist, dass hier etwas ganz Besonderes im Player liegt, wird mit der Abschluss-Triplette dann den totalen Ohrgasmus erleiden. Haut einem zuerst das prägnante 'Power Of Fear' ein paar Briketts thrashige Riffs vor den Latz, ballert das nachfolgende 'Let Loose The Dogs' mit schleppenden Beats die letzten Zweifel aus dem Hirn. Diese Komposition pendelt gekonnt zwischen atmosphärischen, fast schon beruhigenden Versen und zerstörerischen Chorus-Passagen hin und her und hinterlässt nichts anderes als einen verzückten Hörer mit ausgerenkten Halswirbeln.
Und als wäre dieser nicht schon in einem komatösen Zustand angelangt, so krachen ihm beim finalen Rausschmiss mit 'In Whose Name' nochmals wuchtige Rhythmen um die Ohren. Im Gegensatz zu allen anderen Songs addieren sich nun aber auch noch aggressive Shouts hinzu, die diese Nummer zu einem absoluten Hinhörer machen. Unnötig zu erwähnen, dass auch hier trotz aller gezeigten Härte filigranste Instrumentierung garantiert ist.
Ich denke, ich habe lange genug geschwafelt, um euch diesen superben Rundling schmackhaft zu machen. Sicherlich nichts zum Genuss im Hintergrund, sondern mehr für den Genießer unter'm Kopfhörer, der aber auch vor harten Angriffen nicht zurückschreckt. Dieser wird garantiert sehr viel Zeit mit "Splintered Skies" verbringen und auch nach dem x-ten Auflegen immer wieder neue Facetten entdecken.
Anspieltipps: Answer Me; Future Untold; One World; Seize; Let Loose The Dogs; In Whose Name; How Far We Fall
- Redakteur:
- Holger Andrae